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So läuft’s in Düsseldorfs Luxus-WC

Das Programm "City Toilet" umfasst 43 neue Anlagen. Innen herrscht High-Tech, nach jeder Nutzung läuft ein umfassendes Säuberungsprogramm. Ein Selbstversuch im keineswegs stillen Örtchen.
Von Hans Onkelbach (Text)
und Andreas Endermann (Foto)
Veröffentlicht am 11. September 2024
Öffentliche Toilette an der Cecilienallee in Düsseldorf-Golzheim
An der Cecilienallee in Golzheim steht eines der neuen WC.

Die Reuterkaserne hinter der Kunstakademie: Dort steht seit ein paar Monaten dieser dunkelgraue Kasten. Selbst mit viel Wohlwollen kann man ihn nicht als hübsch bezeichnen. Das ist eines für Düsseldorfs neuen Luxus-Klos. 43 dieser Etablissements baut die Stadt, für das gesamte Programm zur Erneuerung der öffentlichen Toiletten zahlt sie 47 Millionen Euro. Viel Geld für die Erledigung eines an sich simplen Vorgangs. Aber die Vergangenheit hat gezeigt, dass diese Einrichtungen eine Menge Anforderungen erfüllen müssen, um auf Dauer die Erleichterung der Menschen sicherzustellen. Sicher sollen sie sein und, ganz wichtig, immer sauber. Dazu bezahlbar und für Bedürftige problemlos zum Nulltarif nutzbar. Sicherheit vor Vandalismus spielt eine zentrale Rolle – wegen der Zerstörungswut mancher Zeitgenossen angesichts öffentlichen Eigentums.

Eins vorab: Die Kriterien werden größtenteils erfüllt, wie mein Besuch zum Selbstversuch gezeigt hat.

Bezahlung
Mit 50 Cent ist man dabei, bar oder per Karte. Für Bedürftige gibt es die Möglichkeit, über einen zu beantragenden Schlüssel die Toilette gratis zu nutzen. Weil ich eigens Kleingeld eingesteckt hatte, konnte ich mich gleich von der Stabilität des Öffnungsmechanismus überzeugen. Das Bedienfeld für Barzahler war zertrümmert, aber die berührungslose Zahlung mit der Kreditkarte auf dem Handy funktionierte trotzdem einwandfrei. Begleitet von einem sanften Klingeln blinkte das Display – und fast lautlos glitt die Tür zur Seite.

Das Ambiente

Als erstes fällt mir ein gutes Dutzend Knöpfe auf. Oder besser: Sensorenfelder. Einige leuchten im zarten Grün (Spülung, Spender für Wasser, Trockner, Desinfektion und Seife), andere rot. Wie gelernt, signalisiert letztere Farbe alles, was nicht so angenehm ist, also Notfälle. Man kann so Hilfe rufen und die Tür öffnen. Sogar knapp über dem Boden wurde ein mit SOS beschrifteter Schalter angebracht. Für den Fall, dass man hilflos am Boden liegt – aus welchen Gründen auch immer.

Barrierefreiheit
Die Kabine ist geräumig und ohne Stufe erreichbar. Das WC-Becken hat Haltegriffe für Rollstuhlfahrer oder andere in ihrer Bewegung eingeschränkte Personen. Sämtliche Sensoren sind mit Blindenschrift versehen. Die Tür ist breit genug für Rollis, drinnen ist auch Platz für Begleitpersonen.

Sicherheitsgefühl
Die Box ist zwar geräumig, aber sie hat keine Fenster. Klaustrophobische Menschen könnten ein Problem bekommen. Um erst gar nicht das Gefühl des Eingesperrtseins entstehen zu lassen, gibt es mehrere Möglichkeiten, die Tür zu jeder Zeit von innen zu öffnen. Klappt das Öffnen nicht, gibt es eine Not-Entsicherung. Zudem kann man, wie im Aufzug, über einen Knopf Hilfe rufen. An der Service-Hotline sitzt rund um die Uhr jemand, der helfen kann und Hilfe schickt, betont das Unternehmen, das die Toiletten für die Stadt betreut. Außerdem wird bei Betätigung des Notrufschalters die Tür entriegelt und außen gibt es ein akustisches und optisches Signal, das auf den Notfall aufmerksam machen.

Ein anderer wichtiger Punkt: Gebrauchte Spritzen können durch eine spezielle Öffnung gefahrlos entsorgt werden.

Bedienungsfreundlichkeit
Neben dem Eingang hängt ein voluminöses Schild, das mit Piktogrammen und Hinweisen auf Deutsch und Englisch alle Funktionen erklärt. Außerdem gibt es akustische Betreuung: Eine sanfte Frauenstimme meldet sich aus dem Off und erklärt, wie lange man bleiben darf. Freundlicherweise weist sie drei Minuten vor Ablauf der maximalen Nutzungszeit von 15 Minuten darauf hin, dass man nun zum Ende kommen sollte, weil sich bald die Tür öffnet. Wer also noch auf dem stabilen Becken hockt (die Brille ist nicht beweglich), sollte das beachten, um peinliche Blicke von außen zu vermeiden.

Ist die Frist von 15 Minuten vorbei, öffnet sich die Tür von selbst. Auf jeden Fall.

Wohlgefühl
Wer auch immer auf die Idee gekommen ist, den Nutzern auch etwas für die Ohren zu bieten, ist zu loben. Kaum hat sich Tür geschlossen und man ist allein mit sich und seinen Bedürfnissen, erklingt leise Musik aus verborgenen Lautsprechern. Sphärisch war das erste Wort, das mir beim Zuhören einfiel – also überaus angenehm. Jedenfalls besser als der musikalische Einheitsbrei in Hotelfluren und -aufzügen. Entspannend und damit gut für das, was man zu erledigen hat.

Technik
Wenn man das Häuschen verlässt, schließt sich der Zugang nach wenigen Sekunden. Drinnen beginnt die Reinigung von Boden, Waschbecken, Klo-Becken und sämtliche Schalter. Erst danach meldet die Anlage mit grünem Licht nach draußen, wieder nutzbar zu sein. Als ich eingetreten bin, war alles blitzblank und keinerlei Geruch wahrnehmbar.

Fazit
Vorbildlich. Und ein billiges Vergnügen beim Stadtrundgang mit Kindern. Mit der ganzen Familie drinnen 15 Minuten zu verbringen, ist kein Problem, selbst wenn der Nachwuchs noch sehr klein ist. Denn natürlich gibt es einen herunterklappbaren Wickeltisch.

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