fbpx

Rock am Ring für Hunde in Düsseldorf

Im Freibad im Stadtteil Lörick findet erstmals das Festival Pawlooza statt. Dabei werden unter anderem Preise für Petfluencer vergeben. Zudem gibt es jede Menge Programm für und mit Hunden.
Von Frank Lorentz (Text)
und Andreas Endermann (Foto)
Veröffentlicht am 18. September 2024
Hunde-Festival im Freibad Lörick in Düsseldorf
Hundeschwimmen gibt es schon länger im Freibad Lörick, dieses Jahr wächst das Ganze um viele weitere Programmpunkte zu einem Festival.

Das Strandbad Lörick wird nicht wiederzuerkennen sein. Schnell noch mal eine Runde in Düsseldorfs schönstem Freibad drehen, ehe die Saison zuende ist? Keine Chance. Am Wochenende (21. und 22. September) verwandelt sich das Bad in den Ort, an dem die „German Petfluencer Awards” verliehen werden. Sie gelten als bundesweit größte Auszeichnung für Influencer:innen, die auf Tiktok und/oder Instagram aus dem Leben ihrer Hunde berichten. Die Follower-Zahl der erfolgreichsten Petfluencer geht in die Millionen. Jiffpom zum Beispiel, ein US-amerikanischer Zwergspitz, hat laut Tiktok-Profil mehr als 20 Millionen Follower – so viele wie kein anderer Hund auf Erden. Die Menschen sind nicht nur verrückt nach Hunden. Sie sind auch verrückt danach, sich Bilder und Videos der Vierbeiner anzuschauen.

Initiator der Verleihung ist André Karkalis. 2022 hat er sie ins Leben gerufen. Die ersten beiden Ausgaben veranstaltete er mit jeweils rund 250 Petfluencer:innen samt Hunden im Kölner Waldbad Dünnwald. Mittlerweile ist die in einem Wald gelegene Bühne, obwohl romantisch an der Grenze zur Märchenhaftigkeit, zu klein geworden. Im Löricker Strandbad erwartet der Organisator bis zu 2000 Fellnasen pro Tag. Plus Herrchen und Frauchen natürlich.

„Wir wollen erstmals auch den Followern ermöglichen, dabei zu sein”, sagt Karkalis, Inhaber der Düsseldorfer Petfluencer-Agentur Tony (so hieß sein erster Hund). Darum der Umzug nach Düsseldorf. Das hiesige Bad ist umgerechnet sechs Fußballfelder groß und damit weitläufig genug, damit Hunderte von Hunden einen stressfreien Tag verbringen können. Bei Großveranstaltungen mit Menschen lautet die Faustregel für Veranstalter: ein Quadratmeter = zwei Menschen. Bei Hunden, die in der Regel über eine nervösere Natur als Menschen verfügen und gelegentlich zu entfesseltem Toben mit ihresgleichen neigen, gilt: zwölf Quadratmeter = ein Hund.

Was die Gäste geboten bekommen, abgesehen von der Awardverleihung in fünf Kategorien? „50 Programmpunkte”, sagt Karkalis. Und fügt an: „Wir machen Rock am Ring für Hunde.” Line-up sind keine Bands, sondern unter anderem Hundetrainer:innen und Tierärzt:innen, die Vorträge halten. Der offizielle Name des Hundefestivals lautet „Pawlooza”, eine Mischung aus „paw” (englisch für Pfote) und Lollapalooza, dem Musikfestival, das 1991 in den USA gegründet wurde, zum Franchisebetrieb mutierte und heute in vielen Ländern gefeiert wird, darunter auch in Deutschland.

Bei den ersten beiden Ausgaben war ich als Gast dabei. Deshalb kann ich schon mal vorsichtig prognostizieren: In Lörick wird nicht der Bär, aber der Hund los sein. Es wird ein pausenloses Bellen, Knurren und Kläffen in der Strandbadluft liegen. Alle Arten von Hunden werden aufmarschieren, vom Tea-Cup-Püdelchen, kaum größer als ein Meerschweinchen, bis zum zotteligen Bobtail, der schon mal die Dimension eines kleinen Esels haben kann.

Wer sich einen Überblick verschaffen möchten, wie unterschiedlich Hunde sein können – hinsichtlich Größe, Form, Farbe, Behaarung, Sozialverhalten –, ist bei dieser Veranstaltung goldrichtig. Menschen sind im Vergleich eher langweilig anzuschauen, zumindest haben sie nicht ansatzweise eine solche Vielfalt an Erscheinungsformen vorzuweisen. Hinzu kommt, dass Hunde, präziser: nette Hunde, keine Kampfmaschinen mit Kiefer aus Stahl, im Grunde ausschließlich positive Gefühle hervorrufen. Von Menschen kann man das leider nur bedingt behaupten.

Etliche Firmen, die in irgendeiner Weise mit Hunden zu tun haben, werden mit Ständen vertreten sein. Das reicht vom Tierversicherungsunternehmen bis zum Hundeeishersteller. Das Geschäft ist ein Milliardenmarkt. Im vergangenen Jahr verteilte ein Futterhersteller Adventskalender mit Hundesnacks. Es war der Renner. Kaum ein Zweibeiner, der keinen unter den Arm geklemmt hatte. An einem spätsommerlichen Tag sieht das zwar etwas überraschend aus, aber Weihnachten kommt ja irgendwie immer überraschend. Hübsch waren auch die in rauen Mengen verteilten Weihnachts-Porzellantassen mit der Aufschrift „Ho, Ho, Hol mir ’n Leckerli”. Der Wau-Effekt ist bei diesem Event also garantiert. Weil es das Ende der Freibadsaison markiert, dürfen die Hunde zur Feier des Tages ins Becken hüpfen und gepflegt ein paar Meter kraulen.

Wie er dazu kam, eine solche Preisverleihung ins Leben zu rufen? „Ich habe schon Influencer-Marketing gemacht, bevor es den Begriff gab”, sagt Karkalis, geboren 1977 in Wesel und heute in Essen zu Hause. „Über die Jahre waren wir in vielen unterschiedlichen Branchen aktiv und kamen dann mit der Heimtierbranche in Kontakt.” Die Arbeit mit vierbeinigen Influencern habe viel Freude gemacht. „Und weil uns auffiel, dass sich niemand um den Bereich kümmerte, haben wir das getan”.

Selbstverständlich richtet er nicht nur eine Awardverleihung für Petfluencer mit dem Schwerpunkt Hunde – sprich Dogfluencer – aus, sondern, zu einem anderen Zeitpunkt, auch eine für Catfluencer. Cat Content ist schließlich der Content, für den das Internet einst erfunden wurde, jedenfalls nach Ansicht von passionierten Cat-Content-Fans.

Wie man es angehen sollte, wenn man Lust auf ein Leben als Petfluencer bekommt? „Am besten erstellt man ein Fotoalbum vom Alltag des Tiers und lässt Menschen daran teilhaben.” Es gehe nicht um Perfektion. „Menschen mögen das Unperfekte. Wichtig ist es, regelmäßig auf Social Media aktiv zu sein und sich mit den Followern auszutauschen.” Zwei, drei Reels pro Woche? Das wäre zu wenig. „Goldene Regel: Das Tier muss an erster Stelle stehen. Nie etwas erzwingen.” Manchmal habe es keine Lust. Dann das Video an einem anderen Tag drehen. Die Vierbeiner spaßeshalber zu verkleiden oder gar Fell zu färben, ist tabu. Beides ist für Tiere kein Spaß – Pfoten weg davon. Jiffpom übrigens ist auf fast jedem Bild verkleidet. In den USA, ebenso wie in Asien, ist die Vermenschlichung von Tieren weit fortgeschritten und Tierwohl offenbar ein Fremdwort.

Seinen eigenen Hund, einen Golden Retriever, lässt Karkalis an den beiden Tagen daheim. „Ein unkastrierter Rüde, mitten in der Pubertät. Hat nur Seife im Kopf”, sagt der Veranstalter. Im nächsten Jahr sei er aber dabei. 

Weiterführender Link
Das komplette Programm von Pawlooza finden Sie hier.

Weitere VierNull-Geschichten über Hunde in Düsseldorf

Warum Lotte mein letzter Hund in Düsseldorf sein wird

Wenn der Hund in Düsseldorf nachts zum Tierarzt muss

Düsseldorf: Immer Ärger wegen der Hundescheiße


Lust auf weitere Geschichten?