Dienstag, 05. April 2022
 
+ Die Arbeit einer Bier-Sommelière + Spekulationen um die Personalie Britta Zur + Zakk lädt ukrainische Frauen und Männer ein +
 
  
Guten Morgen ,

Ende März habe ich hier über eine überraschend präsentierte Personalie im Rathaus berichtet. Britta Zur, derzeit Polizeipräsidentin in Gelsenkirchen, wechselt nach Düsseldorf und wird in der Ratssitzung am Donnerstag zur Beigeordneten für Bürgerservice und Sport gewählt. Das klingt nach einem merkwürdigen Karrieremanöver für die Juristin, die vorher zwölf Jahre bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf arbeitete und zuletzt schließlich eine Polizeibehörde leitete. Ich habe daher auch einige Spekulationen angestellt, was tatsächlich hinter dieser Entscheidung stecken könnte, die für ihren Ehrgeiz bekannte Juristin nach Düsseldorf zu holen. Meine ursprüngliche Vermutung: Britta Zur wird im Rathaus sozusagen geparkt, bis der Job des Polizeipräsidenten Düsseldorf frei wird. Den besetzt Norbert Wesseler seit 2014, und mit dem ist Rathaus-Chef Stephan Keller über Kreuz, weil er ihm mangelndes Engagement vor allem bei der Bewältigung des Sicherheitsproblems in der Altstadt vorwirft. Nicht nur Keller, sondern auch andere Politiker würden es gern sehen, wenn Zur die Leitung der Polizei übernimmt. Wunschkandidatin in der Warteschleife war mein Fazit.
In den Tagen seit der Berichterstattung habe ich dann erlebt, dass nicht nur ich mir Gedanken gemacht habe, was im Hintergrund dieser Entscheidung womöglich abgelaufen ist oder ablaufen wird. Da gibt es mehrere Theorien, und alle haben eins gemeinsam: Keiner glaubt, dass Zur sich auf Dauer mit dem doch eher bescheidenen Dezernat zufriedengeben wird oder zufriedengeben muss.
Da sie auf dem FDP-Ticket Beigeordnete wird (den Liberalen stand das Vorschlagsrecht für den Posten zu), geht man davon aus, dass sie alsbald in diese Partei eintritt. Deren Chefin in Düsseldorf, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, hat dann in einer Stellungnahme auch betont, man werde sie nicht wieder laufenlassen. Dass Strack-Zimmermann große Stücke auf die 42-jährige hält, ist seit langem bekannt.
Aber nun in diesem Mini-Dezernat? Das muss ja nicht so bleiben, spekuliert man. Es könne ja sein, dass Keller die Hoffnung aufgegeben hat, den ungeliebten Polizeipräsidenten zeitnah loszuwerden. Also hat er sich Zur ins Rathaus geholt und baut sie als Gegengewicht auf, um das Problem Altstadt ordnungspolitisch endlich in den Griff zu bekommen. Dazu jedoch bräuchte sie die Verfügungsgewalt über das Ordnungsamt, die aber beim Dezernenten Christian Zaum (CDU) liegt. Dem wäre dieser Bereich nur abzunehmen, wenn ihm ein interessantes Angebot für die eigene Karriere gemacht würde. Da man weiß, dass Zaum sehr gern Stadtdirektor werden würde, wäre das für ihn eine Perspektive. Dieses Amt besetzt allerdings seit Jahren der allseits geachtete Burkhard Hintzsche (SPD). Dieses Puzzle zu lösen, dürfte schwer werden.
Möglich ist auch, dass Keller mit Blick auf die Landtagswahl im Mai Britta Zur zu sich holte. Wenn es nämlich zu einem Regierungswechsel kommt, ist das auch das Ende des CDU-Innenministers Herbert Reul. Die Nachfolgeregierung, vermutlich unter SPD-Mann Thomas Kutschaty, dürfte kaum auf Wünsche aus dem Düsseldorfer Rathaus Rücksicht nehmen. Da dies zumindest nicht auszuschließen ist, wie die aktuellen Umfragen zeigen, ist Keller womöglich den sicheren Weg gegangen und hat sich die von ihm präferierte Britta Zur für sein Team gesichert.

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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