Donnerstag, 29. Juni 2023
 
+ Immobilienpreise in Düsseldorf sind in Bewegung + Von der Leidenschaft für Schallplatten + Wie Neuss die Gänseplage bekämpfen will +
 
  
Guten Morgen ,

nun ist es ja in Düsseldorf nie schwer, ins Gespräch zu kommen. Selbst mit völlig fremden Menschen nicht. Als sichere Initialzündung empfehle ich Wörter wie Gaslaternen, Umweltspur, Luegallee, Grüne, Bierpreis auf der Kirmes, Waffenverbotszone in der Altstadt. Garantierten Stoff liefert außerdem alles, was mit Immobilien zu tun hat. Miete, Nebenkosten, Grundstückspreise, Baukosten, so Sachen. 
Lassen Sie uns also mal über Letzteres reden. Weil es erstens fast alle betrifft und daher zweitens auch stets präsent ist in der Wahrnehmung vieler. 
Zuletzt war es das mit einer Nachricht zum Düsseldorfer Wohnungsmarkt. Der ist ungefähr so komplex und irre wie der Stammbaum der Hohenzollern. Also: unübersichtlich und irritierend ob seiner Verästelungen. Vor allem gibt es keine wirklich zuverlässigen Aussagen über seine Entwicklungen. Zwischen einer Luxus-Wohnung im Andreasquartier der Altstadt und einer Drei-Zimmer-Wohnung in Hassels liegen eben nicht nur einige Kilometer, sondern auch sonst Welten. 
Zuletzt war von einem Preisverfall die Rede, einem regelrechten Einbruch von angeblich dramatischen zehn Prozent. Eine ziemlich übertriebene Darstellung. Zumal meist nicht präzisiert wird, von welchen Preisen die Rede ist. Altbestand, Neubauten, Wohnungen, freistehende Häuser, Reihenhäuser? 
Jedenfalls scheint man zu vergessen, von welchem Niveau es nach unten geht. Denn alles, was hier bei uns in den beiden letzten Dekaden als Immobilien auf den Markt kam, hat eine beispiellose Preisspirale nach oben hinter sich. Zweistellige Zuwächse pro Jahr waren in einigen Segmenten üblich, sodass wir uns selbst bei einem Nachgeben um die oben genannte Menge immer noch auf einem extrem hohen Level befinden. 
Die wirklich interessante Info ist die auf der Ebene darüber – wo die Gründe genannt werden. Viele Kaufwillige können nämlich angesichts drastisch gestiegener Zinsen eine Finanzierung nicht mehr stemmen und geben auf. Vorläufig jedenfalls. Und das wird Folgen haben: Objekte sind nicht mehr so leicht zu verkaufen, bleiben also leer stehen. Am Ende muss der Verkäufer mit dem Preis nach unten gehen, bis es jemanden gibt, der das leisten kann. Für Investoren kann eine solche Entwicklung fatal sein, falls sie – was meist der Fall ist – mit einem bestimmten Profit kalkuliert haben, den sie jetzt aber nicht mehr erzielen können. Wie sich das am Ende auswirkt, werden wir erst in vielen Monaten und einigen Jahren sehen. Ob die gut oder schlecht sind, ist dann eine Frage der persönlichen Lage. 
Alles das ist jedenfalls nicht das Platzen einer Blase und auch sonst nichts Dramatisches – es ist eine absehbare und sicher auch gesunde Entwicklung. 
Man könnte auch sagen: normal.

Danke, dass Sie VierNull lesen
Ihr Hans Onkelbach
 
 
Sebastian Dalkowski war mit Brigitte Querl auf Flohmärkten. Dort ist die Rentnerin oft und sucht nach neuen alten Stücken für ihre Sammlung – Schallplatten. Einst hatte sie tausende, dann keine mehr, und nun wieder rund 250. Sie ist fasziniert von diesen meist schwarzen Scheiben aus Vinyl, vom typischen Klang mit all den Störgeräuschen. In unserer Geschichte des Tages lernen Sie diese Frau und ihre besondere Leidenschaft kennen. Und es begegnen Ihnen Band-Namen aus längst vergangenen Zeiten. 
Geschichte lesen
 
Ausblick: Nachbar Neuss und die Gänse

Düsseldorf doktert seit Jahren herum, eine Lösung für die Gänseplage zu finden. Das ist schwierig, weil es immer sehr emotional wird, wenn es um Tiere geht. Hier die Tierfreunde, immer engagiert für den Schutz nicht jeder, aber vieler Kreaturen. Dort die Menschen, denen es eben nicht gefällt, auf den Wiesen am Unterbacher See, am Elbsee oder im Hofgarten Slalom laufen zu müssen, um nicht hineinzutreten in das, was da hinterlassen wird. Neuss, offenbar ähnlich belastet, will nun laut einer Meldung in der Welt die Jagd eröffnen auf die Gänse: ein Eingeständnis, dass nichts anderes hilft. Wer sich echauffiert angesichts dieser vermeintlichen Grausamkeit, der sei beruhigt: Wirklich erwischen wird es nur wenige Tiere, weil nach dem ersten Schuss der gesamte Schwarm aufsteigen und flüchten wird. Da die Tiere sehr schlau sind, sind sie aus diesem Grund schwer zu bejagen und die Chance ist groß, dass die das Areal lange meiden werden, auf dem sie beschossen wurden. Eine echte Lösung ist die Jagd jedenfalls nicht. 
 
 

 3D-Figuren aus dem Drucker: doob ist pleite

Schade, das war’s offenbar: doob ist pleite, vorbei mit diesen faszinierenden Abbildern von uns selbst in perfekter Qualität bis ins kleinste Detail. Das Unternehmen hatte Filialen in mehreren Städten Deutschlands. Die in Düsseldorf saß in der Altstadt an der Ecke von Ratinger Straße und Liefergasse. Unzählige Menschen drückten sich die Nasen platt an den Schaufensterscheiben und sahen Figürchen und Figuren – alle offenbar Menschen oder Tiere lebensecht darstellend. So war es auch: Wer wollte (und zahlen konnte) wurde in einer runden Kammer von mehr als 60 Kameras binnen weniger Sekunden rundum fotografiert, aus den Fotos entwickelten Computer einen komplexen Datensatz. Der wiederum speiste Drucker, in denen aus einer Kunststoff-Mixtur dann ein verblüffend treffendes 3D-Abbild entstand. Anfangs war das faszinierend, aber der hohe Preis – eine 30-Zentimeter-Figur kostete um die 300 Euro – hat dann wohl doch viele abgeschreckt. Außerdem war der Vorgang aufwändig, das fertige Produkt erst nach etlichen Tagen fertig. Die Idee des Unternehmens, mit der Produktion von Avataren Geld zu verdienen, klappte ebenfalls nicht. Vermutlich war das noch nicht ausgereift genug, überzeugte nicht.
Jetzt jedenfalls gibt es am Amtsgericht Düsseldorf unter dem Aktenzeichen: 502 IN 77/23 ein Insolvenzeröffnungsverfahren über das Vermögen der im Register des Amtsgerichts Charlottenburg unter HRB 248669 B eingetragenen doob SE, Grafenberger Allee 337c. Ein Düsseldorfer Anwalt wurde zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. 

Seinerzeit habe ich in der Rheinischen Post beschrieben, wie das bei doob abläuft. Hier ist mein damaliger Bericht zu finden. 
 
Leser-Post(s)

Am Montag hatte ich hier im Newsletter über den Streit innerhalb der Jonges zur Frage berichtet, ob man Frauen aufnehmen soll oder nicht. Einer war aus dem Verein ausgetreten, weil er die Anti-Frauen-Haltung vieler Jonges nicht mehr mittragen wollte. Seinen Brief dazu hatte man im Jonges-Magazin "Das Tor" veröffentlicht. Weil einige das für einen Teil einer Strategie des Vorstands halten, gab es erneut Empörung – und das habe ich beschrieben. Dazu schreibt uns eine VierNull-Leserin: 

"Es ist schon erstaunlich, dass es in einer Stadt, die sich weltoffen präsentiert, einen Verein gibt, der konsequent die Hälfte der Menschheit ignoriert. Das ist kein Alt-Herren-Charme, es ist verbohrt und von wenig Intelligenz gekennzeichnet, um es vorsichtig auszudrücken. Aber wenn die Herren von soviel Angst vor der Weiblichkeit geprägt sind, warum machen sie keinen Kompromiss? Frauen aufnehmen und die ewig gestrigen Furchtsamen können sich ja wie in good old England in Herrenclubs treffen. Dort ist es machbar, bei Havanna und Whisky von einer Welt ohne Frauen zu träumen. Wenigstens solange, bis die Gemahlin den Herrn zum heimischen Tisch zurückbeordert. Ohne Widerrede versteht sich."

Zu unserem Bericht über den Flughafen und seinen Wunsch, in bestimmten Stunden mehr Flüge abzuwickeln, gab es diese Mail: 

"Ein Artikel bestückt mit Worten wie  "Nun jedoch präsentiert man ein Musterbeispiel für verschwurbelte Formulierungen, mit denen man versucht, etwas darzustellen, von dem man weiß, dass es die Anlieger empören wird. Die Reaktion folgte prompt: Die Initiative Bürger gegen Fluglärm hat heftigen Widerstand angekündigt." 
Ich hatte eigentlich bei Viernull keinen Empörungs-Journalismus erwartet – aber ich lerne nicht aus. Man kann ja in der Sache unterschiedlicher Meinung sein, aber eben mit sachlicher Argumentation."

Meinen Text finden Sie hier
 
P.S. Neulich war ich auf Mallorca, vielen Düsseldorfer - neben, vor oder nach Sylt - die liebste Insel. Als ich dort an der Ostküste durch den Ort Cala Millor fuhr, sah ich sie – wieder reichlich Männer oben ohne. Und zwar durchweg jene, denen ein erfolgreiches Casting bei den Californian Dreamboys eher nicht gelingen würde. Der Versuch einiger Gastronomen, diese Unsitte zu unterbinden, ist also nicht wirklich weitergekommen. Seinerzeit habe ich hier darüber berichtet. 
 
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