Mittwoch, 29. November 2023
 
+ Düsseldorfs Lieblingsinsel: Neuer Streit um den Namensgeber des Hindenburgdamms auf Sylt + Wo Reichsbürger hier aktiv sind + Heute wieder ein Libelle-Familientipp +
 
  
Guten Morgen ,

Düsseldorfs – neben Mallorca – beliebteste Ferieninsel Sylt erlebt derzeit einen Streit, den es in anderen Städten ähnlich gab, der aber oft bereits abgehakt ist: Es geht um die Benennung von Straßen nach Personen, deren Leben und Wirken heutzutage nicht mehr so gesehen wird wie zur Zeit der Namensgebung.

In Düsseldorf sind das Alfred von Schlieffen, Adolf Lüderitz (Kolonialbeamter in Namibia), Ferdinand Porsche und Hermann von Wissmann (ebenfalls Kolonialbeamter) – auf Straßenschildern gelten sie als nicht mehr akzeptabel wegen ihrer Vergangenheit.

Auf Sylt geht es allerdings nicht um eine von Autos, Radlern oder Fußgängern genutzte Verkehrsroute, sondern um die einmalige Verkehrsverbindung zur Insel – den Hindenburgdamm. Über diese quer durchs Wattenmeer führende Aufschüttung läuft die einzige Zugverbindung zwischen dem Festland ab Niebüll und dem Bahnhof Westerland auf Sylt. Vor allem der Autoreisezug ist beliebt bei den Touristen. Mit dem eigenen Wagen auf einen der offenen Waggons zu fahren und dann gemütlich Richtung Urlaub zu rattern ist beliebter Teil der Anreise und wird von vielen mit einem Fläschchen zelebriert. Manche nehmen – nix Schickimicki-Insel – Rotkäppchen-Sekt, andere halten Schampus für standesgemäß zum insularen Vorglühen. Die Fotos davon werden gern sozial-medial gepostet und mit der Warnung „Sylt, wir kommen!“ garniert.
Auf der Insel und bei den zigtausenden Feriengästen stößt das Ansinnen jedoch größtenteils auf kein Verständnis, in entsprechenden Kommentaren ergießt sich ihr geballter Zorn über die beiden aus Niedersachsen.

Ganz klar: Der Damm mit dem Namen des am Ende des 1. Weltkriegs glücklosen Feldherrn (dessen Verhalten Millionen Soldaten das Leben kostete) und dennoch später zum Reichspräsidenten gewählten Adeligen soll für sie bleiben, wie er ist – auch in der Benamung. Historische Hintergründe sind den meisten vermutlich völlig egal. Offenbar gehört die Bahnstrecke mit dem Namen Hindenburg für sie zu Sylt wie die Sansibar und Gosch.
 
Eine Umbenennung wäre so oder so schwierig – denn offiziell hat das Bauwerk überhaupt keinen Namen. Es heißt lediglich im Volksmund nach Hindenburg, weil der die Verbindung 1927 nach Fertigstellung einweihte, höchst persönlich und mit einer Zugfahrt.

Bei der Bahn heißt der Damm einfach nur „Bauwerk Nr. 2010“. Vielleicht ein guter Tipp für die Zukunft: Statt auch heutzutage oft verkrampfter Namensgebung einfach nur Nummern. New York macht es, mit wenigen Ausnahmen, vor.

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Ihr Hans Onkelbach

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