Wednesday, 10. July 2024
 
+ Warum es beim Alt nicht (nur) auf den Geschmack ankommt + TV-Bambi im Niedergang - zweimal wurde er hier verliehen + Über Düsseldorf zur Olympia-Medaille+
 
  
Guten Morgen ,

kürzlich waren ein paar alte Freunde bei mir zu Besuch. Ein passender Anlass für ein Fässchen Alt dachte ich mir und zapfte auf dem Balkon schon einmal an, um vorbereitet zu sein. Ich hätte es bleiben lassen sollen. Meine Freunde sind an den unterschiedlichen Orten in Deutschland aufgewachsen: nördliches Rheinland-Pfalz, Sauerland, Sachsen. Dass sich das Fässchen zumindest halb leerte, lag vor allem am zweiten Exil-Düsseldorfer der Runde und mir. Unser (Düsseldorfer) Hund war zudem an der kleinen Altpfütze darunter sehr interessiert.

Als ich dieses Trinkverhalten beobachtete, musste ich an mein Treffen mit Duy Tran denken. Mit dem Foodblogger hatte ich im Herbst für einen Text gemeinsam zu Mittag gegessen. Ein Satz ist mir dabei besonders in Erinnerung geblieben. Essen sei ein „Lernprozess“, sagte Tran damals. Das falle ihm vor allem bei seinen deutschen Mitbürgern auf, die anders als er mit seinen vietnamesischen Eltern keine Erfahrung mit stark gewürzter und scharfer Küche hätten. Die müssten sich dann später erst langsam rantasten, bis ihnen auch ungewohnte Gerichte schmecken.

Ich glaube, was Tran über Essen sagt, lässt sich auf Bier übertragen. Als ich nach Düsseldorf gezogen bin, konnte ich Alt auch nicht ab. In meiner ersten Zeit in Düsseldorf trank ich es nur in der Altstadt – weil alles andere zu lange dauerte. Erst Jahre später kaufte ich es mir erstmals freiwillig eine Flasche. Meine allerliebste Bierart ist es immer noch nicht, aber wenn ich ins Stadion gehe, kaufe ich mir am Getränkestand Alt statt Pils. Und wenn meine Freunde zu Besuch kommen, glaube ich plötzlich, ihnen mit einem Altfässchen eine Freude machen zu können.

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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