Donnerstag, 25. Juli 2024
 
+ Permanentes Weihnachten: Geschenke am Straßenrand + Böhmermann überwacht und überrascht Düsseldorfer + Die Fashion Days haben begonnen +
 
  
Guten Morgen ,

Seit wenigen Tagen bin ich im Besitz von einem hohen, runden Behälter aus durchsichtigem Kunststoff, bis zum Rand mit bunten Weihnachtskugeln gefüllt. Als ich eines Morgens aus dem Haus trat, entdeckte ich ihn auf einer Bank – und sackte ihn selbstverständlich ein. Erstens ist es bis Weihnachten kein halbes Jahr mehr hin, und zweitens hatten wir beim letzten Mal die gesamte Deko (wir waren erstmals unter uns geblieben) so dermaßen kurz vor knapp besorgt, dass wir schon Sorge hatten, unser Baum könnte kugelfrei bleiben.

Es ist verrückt, was die Menschen heutzutage alles draußen abstellen, auf einer Bank, auf Stromkästen, vor einer Hauswand – weil Wegwerfen von Dingen, die noch gut in Schuss sind, doof ist und/oder weil sie glauben, jemandem damit eine Freude bereiten zu können. Bei mir kommt die neue urbane Sharing- und Geschenkkultur ausgezeichnet an. Im Laufe der Zeit habe ich schon so einige zur Adoption freigegebene Stühle (ich liebe Stühle) und Hocker (liebe ich noch mehr) nach Hause geschleppt. Mein ganzer Stolz ist eine Mini-Trittleiter mit einklappbaren Holzstufen, wie ich sie schon immer einmal haben wollte. Eines Vormittags erblickte ich sie neben einer Bank am Wegesrand, sie rief mir zu: Da bist du ja endlich, nimmt mich mit! In jedem Vintage-Designerladen hätte sie einen dreistelligen Preis.

Meine Frau rümpft jedes Mal die Nase, wenn ich neues Zeug anschleppe. Neulich zum Beispiel diesen hübschen Frühstücksteller, dezentes Blumenmuster, Goldrand. Jemand hatte ihn über Nacht auf einem Stromkasten ausgesetzt. Als meine Schwiegermutter bei ihrem jüngsten Besuch davon aß, konnte sie nicht umhin, ihn umzudrehen: „Hab ich mir doch gedacht”, sagte sie befriedigt. „KPM.” Bei Franzen an der Kö könnten sie mir sicher sagen, in welches teure Service er sich einreiht. Seitdem ist mein Faible für die Weiterverwertung ausrangierter Dinge bei meiner Frau ein kleines bisschen besser angesehen.

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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