Montag, 25. November 2024
 
+ Bürger-Meinung zur Oper unbekannt + Großer Umzug auf der Kö + Förderprogramm für Sanierungen wirkt +
 
  
Guten Morgen ,

bei der neuen Oper steht der nächste Schritt an, er wird die Diskussionen im Rathaus in den nächsten Wochen prägen. Die Stadt möchte den Architektur-Wettbewerb ausloben. Darüber beraten zunächst mehrere Fachausschüsse, am 12. Dezember entscheidet dann der Stadtrat. In der ersten Phase dieses Wettbewerbs werden rund 30 Büros teilnehmen. Aus diesen Vorschlägen wird ein halbes Dutzend für die zweite Phase ausgewählt und in der zweiten Jahreshälfte 2025 dann der Siegerentwurf gekürt.

In den Unterlagen für die politischen Gremien stehen verschiedene Ideen, wie man die Düsseldorferinnen und Düsseldorfer am Verfahren beteiligt. So soll es „Entdeckungsreisen“ an den neuen Standort am Wehrhahn geben, einen Architekturwettbewerb für Kinder und Jugendliche oder eine Kooperation mit dem Haus der Kulturen, um Menschen mit Migrationsgeschichte einzubinden.

Das alles sind gute Gedanken, sie werden aus meiner Sicht aber zu einer Antwort nicht führen: Wir werden auch danach nicht wissen, wie die Bürgerinnen und Bürger zu dem Vorhaben einer neuen Oper stehen. Die Entscheidung zur Oper ist die größte, die Düsseldorf seit Jahrzehnten und für Jahrzehnte trifft. Die Wehrhahn-Linie hatte eine vergleichbare Dimension, damals übernahmen aber Bund und Land einen erheblichen Teil der Kosten. Das ist bei der Oper anders. Deshalb sollte es meiner Meinung nach einen Bürgerentscheid zu der Frage geben.

Wenn Rumeiern mal olympisch werden sollte, dann hätten viele Ratsmitglieder gute Chancen auf Gold. Das zeigt sich immer dann, wenn ich nach dem Bürgerentscheid frage. Sehr beliebtes Argument: Wenn man die Bürgerinnen und Bürger fragen würde, ob sie eine viele hundert Millionen Euro teure Oper wollen, würden sie das eh verneinen. Wenn das tatsächlich so sicher wäre, dann dürfte in einer repräsentativen Demokratie der Rat nicht zustimmen.

Ich bin hingegen überhaupt nicht sicher, ob die Düsseldorferinnen und Düsseldorfer das tatsächlich mehrheitlich ablehnen. Zumindest wenn die folgenden Bedingungen erfüllt sind:
  • Bilder vom Siegerentwurf werden die Öffentlichkeit wahrscheinlich beeindrucken und könnte viele Menschen zu Fans des Projekts machen.
  • Wenn man zusichert, die Kosten in einem bestimmten Korridor zu halten, kann das viel Skepsis nehmen.
  • Und wenn man dann noch zeigt, dass die Kosten für die Oper zeitlich so verteilt werden, dass andere Aufgaben (Schulbau, ÖPNV-Ausbau, neue Theodor-Heuss-Brücke) auch geleistet werden können, fällt ein weiteres Gegenargument weg.

Den zweiten und dritten Punkt hat die Stadt bisher nicht zugesichert. Die Grünen beantragen dies deshalb nun in der neuen Runde der Operndebatte. Ob sie eine Mehrheit bekommen, ist offen, der Kooperationspartner CDU vertritt eine andere Position.

Aber auch die Grünen sprechen sich trotz ihrer grundsätzlichen Leidenschaft für Beteiligungen nicht für einen Bürgerentscheid aus. OB-Kandidatin Clara Gerlach entwickelte eine Art Konjunktiv III, als ich sie danach fragte. Wenn man die geforderten Informationen und Zusagen bekomme, dann könnte das eine Grundlage sein, auf der die Bürgerinnen und Bürger entscheiden könnten – wenn man das denn wollte, sagte sie.

Eine Kombination des Bürgerentscheids mit der Kommunalwahl im September 2025 wird voraussichtlich nicht sinnvoll sein, weil dann noch wichtige Punkte offen sind. Aber im Nicht-Wahljahr 2026 wäre der Informationsstand und die Zeit reif.

Eine gute Woche – und Danke, dass Sie VierNull lesen
Ihr Christian Herrendorf
 
 
Die Königsallee entwickelt sich rückwärts und vorwärts zugleich. Dort, wo einst der Immobilienunternehmer Uwe Reppegather hochtrabende Pläne für ein Luxus-Einkaufszentrum hatte, wird gerade vieles zurückgedreht. In den schon vorhandenen Malls sucht man noch nach der richtigen Reaktion auf die Umbrüche im Handel und schrumpft solange die Verkaufsflächen. An anderer Stelle bereiten sich Marken dagegen mit großen Investitionen auf die Zukunft vor. Dior etwa plant an der Ecke zur Königstraße einen umfassenden Umbau – so umfassend, dass der Betrieb dort vorerst nicht weiterlaufen kann. In der Geschichte des Tages berichtet mein Kollege Hans Onkelbach, was Dior plant und wo es vorübergehend hinzieht.
Geschichte lesen
 
Einblick: Bund beschließt, Stadt zahlt

Es war ein kaum beachteter Tagesordnungspunkt im Rat, der aber ein beachtliches Problem beinhaltete: Die Kommunen in Deutschland haben im ersten Halbjahr 2024 im Schnitt zwölf Prozent mehr für Soziales ausgegeben. Das war keine freiwillige Entscheidung, sondern Folge von Beschlüssen in Berlin. Am Beispiel der Hilfen zur Erziehung wird besonders deutlich, was das für Düsseldorf und den städtischen Etat bedeutet. Nach Angaben von Kämmerin Dorothée Schneider ist im Laufe des Jahres der Bedarf um 38,5 Millionen Euro gestiegen – und das, obwohl schon 110,5 Millionen Euro eingeplant waren.

Hilfen zur Erziehung dienen dem Schutz von Kindern und Jugendlichen. Sie kommen dann zum Einsatz, wenn eine Erziehung zum Wohl der jungen Menschen nicht möglich ist. Gründe dafür können Probleme bei der Bewältigung des Familienalltags, Krisen nach Scheidung und Trennung, Sucht oder Gewalt sein. Ich stelle den Grundgedanken, den die Gesetzgeber:innen hatten, gar nicht in Frage. Wohl aber den Ansatz, diese Aufgabe auf die Kommunen zu übertragen. Denen fehlen dadurch viele Millionen Euro, die sie anders investieren könnten.
 
Ausblick: Gruselige, sehr gruselige Lesung für Kinder

Keine Sorge: Die Überschrift ist keine Warnung, sondern zitiert lediglich vom Cover des Bilderbuchs „Gutenachtgeschichten für Celeste“. Dessen Autor Ole Könnecke und dessen Illustrator Nikolaus Heidelbach stellen es am Sonntag ab 15 Uhr im Zakk vor. Dann hören die Zuschauer:innen ab vier Jahren die Geschichte von den Geschwistern Boris und Celeste, die zum ersten Mal allein zu Hause sind. Bei Chips und Keksen zum Abendessen sind sie sich noch einige, bei der Frage, was gruselig ist, dagegen nicht. Boris scheitert mit seinen Geschichten phänomenal, dann beginnt Celeste zu erzählen… Karten für die Lesung kosten im Vorverkauf acht Euro für Kinder und zwölf für Erwachsene. Tickets sind hier erhältlich.
 
Einblick II: Förderprogramm für Sanierungen wirkt

Düsseldorf trotzt einem Bundestrend. Deutschlandweit sinkt die Sanierungsquote seit Jahren, in der NRW-Landeshauptstadt geht die Entwicklung in die andere Richtung. Die Zahl der Anträge im städtischen Förderprogramm „Klimafreundliches Wohnen und Arbeiten“ hat sich seit 2020 verdreifacht. Das teilte Umweltdezernent Jochen Kral im Stadtrat mit. Die Entwicklung hält auch 2024 an. Schon jetzt haben mehr Eigentümer:innen Anträge auf Förderung für den Tausch von Fenstern gestellt als im gesamten vergangenen Jahr.
 
P.S. Wir präsentieren noch einmal in diesem Jahr einen True-Crime-Fall live: den „Letzten Mord der RAF“ am 3. Dezember im Kommödchen. Es sind nur noch wenige Tickets zu haben – und zwar hier.
 
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