Mittwoch, 26. März 2025
 
+ Mein verblassendes Istanbul + Warum es am Ratinger Tor eng ist – und was man dagegen tun kann + DSK klar auf Meisterschaftskurs +
 
  
Guten Morgen ,

wenn ich an Istanbul denke, entstehen in meinem Kopf die Bilder vergangener Club- und Kneipenabende, von Fußballspielen und unzähligen Fährfahrten über den Bosporus. Ich schmecke Kumpir, Raki und Cay, höre Besiktas-Anfeuerungsrufe, Muezzine und den nie verklingenden Lärm einer 15-Millionen-Einwohner-Metropole. Ich denke an die vielen wunderbaren Menschen und die schönen Momente, die ich mit ihnen verbracht habe.

Es ist nun mehr als neun Jahre her, dass ich für ein Semester in Istanbul studiert und mich in diese verrückte Stadt verliebt habe, in der Berghain-Publikum und islamische Fundamentalisten oft nur eine Metro-Station voneinander entfernt leben. Ich lernte viele junge progressive Türk:innen und Kurd:innen kennen, die vor der Enge ihrer Heimatorte in die Großstadt geflüchtet waren und hoffte mit ihnen gemeinsam auf eine demokratische und pluralistische Zukunft für das Land. Stattdessen wurde es seitdem immer schlimmer.

Meinen ersten Schock erlebte ich, als während meiner Zeit in Istanbul Recep Tayyip Erdoğans Partei AKP bei der Parlamentswahl locker die absolute Mehrheit gewann. Da hatte ich gerade begonnen, an der Universität zu lernen, wie Erdoğan es geschafft hatte, so beliebt und erfolgreich zu werden. Dennoch verstand ich nicht, dass es immer noch so gut funktionierte. Die Zeiten waren auch damals schon unruhig. Während ich in Istanbul lebte, sprengte sich dort ein Selbstmordattentäter in einer deutschen Tourist:innengruppe in die Luft, starben in Ankara mehr als 100 Menschen beim Anschlag auf eine linke Friedensdemonstration. Wieder zurück in Deutschland erfuhr ich während eines Festivals vom Militärputsch in der Türkei und verbrachte einen surrealen Abend zwischen Tanzfläche und Handy.

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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