Miércoles, 09. Abril 2025
 
+ Mein Manson-Dilemma + Die Herausforderung, einen Brief zu verschicken + Gedenken an Else Gores +
 
  
Guten Morgen ,

in der vergangenen Woche hatte es die Düsseldorfer Musikindustrie auf meinen Geldbeutel abgesehen. Ich wollte aus alter Melancholie die Toten Hosen einmal im Ausland sehen, also kaufte ich mir Tickets für das Konzert in Brüssel. Ich wollte aus dem Lokalpatriotismus eines Zugezogenen heraus einmal live bei Kraftwerk dabei sein, also kaufte ich mir Tickets für das Konzert in Düsseldorf. Weitere Bestellungen wurden nur durch unsichere Terminplanung (Sólstafir im Zakk) und meinen moralischen Kompass verhindert.

Der schlug nämlich an, als plötzlich auch noch der Name Marilyn Manson in meiner Düsseldorfer Ankündigungsliste auftauchte. Manson steht für ein Problem, dass ich schon häufiger an mir beobachtet habe. Ich pflege eine große Vorliebe für durchgedrehte Künstler:innen und wundere mich dann, wenn die Kunstfiguren doch ein wenig zu nah an der wirklichen Persönlichkeit orientiert sind. Als Jugendlicher fand ich diesen Typen klasse. Die Musik faszinierte mich, den Künstler empfand ich dabei zwar als durchgedrehten, aber klugen Kopf (wie bei seinem Auftritt in der Michael-Moore-Doku „Bowling for Columbine“). Sicher spielte auch ein wenig Rebellion bei dem Reiz eine Rolle.

Dass jemand, der sich selbst als „Antichrist“ bezeichnet und als Namen eine Kombination aus Charles Manson und Marilyn Monroe wählt, nicht die netteste Tee-Bekanntschaft ist, war mir klar. Und um zu erkennen, dass auch der Privatmensch Brian Hugh Warner größere Probleme hat, reichte eigentlich ein Konzertbesuch. Die Live-Auftritte variierten nämlich je nach aktueller Drogendosis zwischen ziemlich gut und ziemlich peinlich. Ich sah sie mir dennoch gerne an. Bis sich 2021 mehrere Frauen mit Missbrauchs-Vorwürfen gegenüber Manson zu Wort meldeten, die so explizit und glaubwürdig erschienen, dass er doch recht überraschend überhaupt noch auf freiem Fuß ist.

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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