In Düsseldorf wurde über die Stasi-Spionage verhandelt
Einen solchen Prozess gegen einen hochrangigen Politiker hatte es zuvor nicht gegeben, entsprechend groß war das Aufsehen: Der sozialdemokratische Politiker Karl Wienand wurde 1994 vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf wegen des Verdachts der Spionage für die DDR angeklagt.
Wienand hatte über viele Jahre für die SPD im Bundestag gesessen und war zeitweise parlamentarischer Staatssekretär der SPD-Fraktion. Vor allem aber war er ein enger Vertrauter des SPD-Fraktionschefs Herbert Wehner und damit nahe am Zentrum der Macht.
Im Auftrag Wehners, der während des Zweiten Weltkriegs die späteren Protagonisten der DDR kennenlernte, baute Wienand über die Jahre enge Kontakte zu den Spitzen des Nachbarlands auf. Aus politischen Gründen, wie er betonte. Daraus soll später Spionage für die Stasi geworden sein, wie ihm die Staatsanwaltschaft vor dem Oberlandesgericht vorwarf. Wichtigstes Indiz: Wienand hatte eine Geldsumme aus der DDR erhalten.
Prominentester Zeuge im Prozess war der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt. In dessen Amtszeit (1974-1982) war Wienand aktiv – anders als zuvor aber ohne Mandat aus der politischen Spitze der Bundesrepublik. Schmidts Auftritt vor Gericht war filmreif, wie Hans Onkelbach in der neuen Folge von „Kohle, Knast und Kaviar“ erzählt. Er hat das damals live miterlebt.
Hier können Sie die Folge über Karl Wienand hören:
Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.
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