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Unendliche Lebensgier – Der Fall Jörg Immendorff

Der Künstler wurde im Sommer 2003 in der Suite eines Düsseldorfer Luxushotels mit Kokain und neun Prostituierten erwischt. Im anschließenden Prozess drohte ihm mehr als eine Strafe – und das, obwohl er an einer tödlichen Krankheit litt.
Veröffentlicht am 8. März 2025
Podcast-Studio der Castcrew in Düsseldorf
Aufnahme einer neuen Folge von "Kohle, Knast und Kaviar" im Studio der Castcrew in Düsseldorf.

ALS ist eine brutale Krankheit. Das Nervensystem eines Menschen versagt nach und nach – der Geist bleibt dabei aber voll in Takt. Am Ende erstickt die Person. Der Künstler Jörg Immendorff litt an ALS und entwickelte deshalb in seinen letzten Jahren etwas, das er „unendliche Lebensgier“ nannte. Ein Ausdruck davon waren Partys, die er in der Suite eines Luxushotels feierte. Dort wurde er im Sommer 2003 festgenommen und musste sich anschließend vor Gericht verantworten.

In Folge 19 von „Kohle, Knast und Kaviar“ erzählt Moderator Hans Onkelbach die Geschichte von Jörg Immendorff. Er war ursprünglich Lehrer an einer Schule in Düsseldorf, studierte dann an der hiesigen Kunstakademie und wurde später dort auch Professor. Aufsehen erregte er gleichermaßen mit seinen Bildern und seinen Auftritten. Man konnte ihn, insbesondere wenn er mit seinem Künstlerkollegen Markus Lüpertz unterwegs war, nicht übersehen.

Künstlerisch bekannt wurde er unter anderem durch Affen-Figuren, die er in verschiedenen Kontexten präsentierte. In einem Werk ist etwa Joseph Beuys zu sehen, der einen Affen an die Hand nimmt. Dieser Affe ist Immendorff selbst.

Die Krankheit ALS veränderte alles. Anfangs konnte der Künstler noch arbeiten, zunehmend musste er aber auf seine Assistenten setzen, die nach seinen Anweisungen malten. Mit großer Kraftanstrengung gelang es Immendorff, diese Werke zu signieren. Was das für deren Wert bedeutete, war über viele Jahre nach dem Tod des Künstlers Gegenstand von Gerichtsverfahren, das letzte endete 2021.

Über Immendorffs eigenen Prozess berichtet Hans Onkelbach im Podcast, dass der Richter den Angeklagten zunächst sehr herablassend behandelte. Das änderte sich mit dem Bewusstsein über die Krankheit, die die Verteidigung in den Mittelpunkt ihrer Strategie stellte. Für den Künstler ging es um sehr viel: Würde seine Strafe mindestens ein Jahr betragen, würde er seinen Beamtenstatus als Professor verlieren und damit auch die damit verbundene Versorgung. Das galt auch für Bewährungsstrafen.

Wie der Prozess ausging und wie der Künstler heute gesehen wird, hören sie in „Unendliche Lebensgier – Der Fall Jörg Immendorff“ (wie immer eine Gemeinschaftsproduktion von Castcrew und VierNull).

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