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True-Crime-Podcast #4: Vier Geheimnisse des Falls „Mord ohne Leiche“

Die neue Folge unseres Podcasts ist besonders verzwickt: Die Ankläger haben starke Indizien, ihnen fehlt aber das wichtigste Beweisstück, die Leiche. Außerdem läuft ihnen die Zeit davon: Der Angeklagte schweigt und droht verhandlungsunfähig zu werden.
Veröffentlicht am 11. Juli 2022
Hans Onkelbach Christian Herrendorf Podcast
Hans Onkelbach (links) und Christian Herrendorf an der Tür zum Studio, in dem sie den Podcast "Kohle, Knast und Kaviar" aufnehmen. Foto: Carsten Hardt

Ich mag diesen Moment sehr, wenn wir eine Folge unseres True-Crime-Podcasts „Kohle, Knast und Kaviar“ aufnehmen und ich die erste Frage gestellt habe. Dann ähnelt mein Kollege Hans Onkelbach einem Vulkan. Er ist zurück in der Zeit, in der der Fall geschah, und berichtet überbordend von Momenten, die er damals erlebt hat: Gesprächen mit Ermittlern, Begegnungen mit möglichen Tätern oder zuvor mit den Opfern, ungewöhnliche Szenen vor Gericht und Momente nach dem Prozess. „Das glaubst Du nicht“, ist ein Satz, den er dann sehr häufig sagt.

In der neuen Folge, „Mord ohne Leiche“, waren es besonders viele Stränge, die Hans geschildert und zusammengeführt hat. Der Fall ist auf den ersten Blick ganz einfach und erweist sich als hochkomplex, weil er gleich vier große Geheimnisse birgt, die ich deshalb hier begleitend zur Veröffentlichung der Podcast-Folge vorstelle.

Geheiminis Nr. 1: Wo ist Otto-Erich Simon?

Eine der beiden zentralen Figuren des Falls ist das mutmaßliche Opfer. Otto-Erich Simon stammte aus einer Winzer-Familie an der Mosel und besaß zwei Immobilien an der Kö, an den Hausnummer 76 und 78. Er hatte keinerlei Absicht, sie zu verkaufen – obwohl es großes Interesse gab. In der Nachbarschaft war gerade die Kö-Galerie entstanden und hatte gezeigt, dass eine Shopping-Mall die Anziehungskraft der Königsallee noch einmal verstärken kann. An den Adressen von Otto-Erich Simon hätte man gut ein zweites solches Einkaufszentrum bauen können.

Königsallee 76 udn 78 Fall Otto-Erich Simon
Die Immobilien an der Königsallee 76 und 78 (hier um das Jahr 1992) gehörten Otto-Erich Simon. Foto: Stadtarchiv Düsseldorf/Dieter Alsleben

Aber der nette ältere Herr wollte das nicht. Und plötzlich war er verschwunden. Angeblich hatte er die Immobilien im Sommer 1991 doch abgegeben und war mit dem Geld für einen schönen Lebensabend in die Südsee gegangen. Nur hatte er alles zurückgelassen und war nicht zu erreichen. Weder die Polizei fand ihn noch die mehr oder minder professionellen Detektive. Und auch nicht der Wünschelrutengänger, der in dieser Zeit auf sich aufmerksam machte.

Geheimnis Nr. 2: Was weiß Peter K.?

Die Hinweise, Otto-Erich Simon sei mit dem Geld in ein warmes Land ausgewandert, stammen von Peter K. Der dazugehörige Mann heißt nicht wirklich so, der Name Peter K. wurde zum Schutz seiner Persönlichkeitsrechte erfunden und hat sich in der Berichterstattung über den Fall so eingebürgert. Peter K. war der Käufer der Immobilien. Angeblich war er mit Otto-Erich Simon nach Zürich geflogen und hatte dort einen Vertrag unterschrieben – zu einem erstaunlich geringen Preis. Das Problem: Die Unterschrift unter dem Vertrag stammte nicht von Otto-Erich Simon, und der Mann, der Peter K. begleitete, war auch nicht Otto-Erich Simon.

Geheimnis Nr. 3: Wo für braucht man Säge, Hacke und Müllsäcke?

Peter K. geriet deshalb in Verdacht, etwas mit dem Verschwinden von Otto-Erich Simon zu tun zu haben. Und die Ermittler stießen auf interessante Umstände: Das Auto von Peter K. war innen komplett neu gemacht worden. K.s Erklärung, ein Unbekannter habe die Scheibe eingeschlagen und Buttersäure hineingekippt, hielt nicht stand, denn die Scheibe war noch die originale.

Außerdem entdeckten die Ermittler die Quittung eines Baumarkts. Peter K. hatte eine Säge, eine Hacke und mehrere Müllsäcke gekauft. Das klingt zu klischeehaft, um wahr zu sein – und wirft zugleich die Frage auf, warum er die Quittung aufgehoben hat.

Geheimnis Nr. 4: Wie führt man einen Prozess ohne das wichtigste Beweisstück?

Die Indizien waren stark, dennoch war es für die Staatsanwaltschaft risikoreich, Mordanklage zu erheben. Ihr fehlte das wichtigste Beweisstück, die Leiche. Ohne sie konnte sie nicht einmal beweisen, dass Otto-Erich Simon tot ist. Und sie konnte nicht darlegen, wie er ermordet wurde und was danach mit der Leiche geschah. Ohne diese Spuren fehlte den Indizien die Verbindung.

Auch deshalb nahm der Prozess gewaltige Ausmaße an, mit zahlreichen Verhandlungstagen und mehr als 200 Zeug:innen. Den Anklägern lief die Zeit davon, denn die Verteidigung gab an, dass es Peter K. immer schlechter geht und er nicht mehr lange verhandlungsfähig ist …

Weiterführende Links

Wie der Fall ausgeht, ist in der neuen Folge von „Kohle, Knast und Kaviar“ zu hören. Sie ist unter anderem hier zu finden:

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