Britta Zur verlässt Düsseldorf und geht zur Deutschen Bahn

Die Ordnungsdezernentin hat einen neuen Job. Künftig arbeitet sie in der Geschäftsführung bei der Bahntochter DB Sicherheit. Das Bedauern im Rathaus dürfte überschaubar sein, denn die frühere Polizeipräsidentin von Gelsenkirchen ist in der Landeshauptstadt nie wirklich angekommen.
Veröffentlicht am 14. Februar 2024
Britta Zur im Stadtrat Düsseldorf
Britta Zur während einer Sitzung des Stadtrats. Im Hintergrund Torsten Lemmer (Freie Wähler)

Es war ein kurzes Gastspiel: Vor knapp zwei Jahren wählte der Düsseldorfer Stadtrat Britta Zur zur Beigeordneten für Bürgerservices und Sport, im Sommer 2023 erhielt sie zudem das Ordnungsdezernat. Nun steht sie bereits vor einem Wechsel. Aus Kreisen der Deutschen Bahn heißt es, Zur werde in die Geschäftsführung der DB Sicherheit berufen. Der DB-Vorstand hat die Personalie am Dienstag (13. Februar) ohne Gegenstimme beschlossen.

Die Spitze der Bahn-Tochter bilden zurzeit die Geschäftsführerinnen Antina Kracht und Tina Krogmann, den Vorsitz hat Ralph-Peter Hänisch. Welche Stelle Britta Zur dort übernimmt, war noch nicht zu erfahren. Eine denkbare Variante: Hänisch ist 63 Jahre alt und könnte in den Ruhestand gehen. Würde Tina Krogmann seine Nachfolgerin, würde ihr bisheriger Posten der Arbeitsdirektorin frei. Das wäre für Britta Zur eine denkbare Aufgabe – eher als Finanzen und Controlling, also der Bereich, den Antina Kracht verantwortet.

Die DB Sicherheit ist eine Art Werkschutz der Bahn in Zügen, Bahnhöfen und anderen Gebäuden. Nach Unternehmensangaben arbeiten an mehr als 100 Standorten rund 4000 Menschen für die Sicherheitsfirma. Ihr Sitz ist Berlin.

Dezernentinnen und Dezernenten einer Stadt sind vergleichbar mit Ministerinnen und Ministern. Sie haben Ressorts und sind Teil des Führungsteams um den „Regierungschef“, in diesem Fall den Oberbürgermeister. Anders als im Bundes- oder Landtag hat eine der größeren Ratsfraktionen das Vorschlagsrecht, wenn ein solcher Posten frei wird. Bei der seinerzeit parteilosen Zur war es die FDP. Deren Frontfrau Marie-Agnes Strack-Zimmermann machte sich für die Polizeipräsidentin von Gelsenkirchen stark.

Damals spekulierten viele, dass Britta Zur nur vorübergehend ins Rathaus wechselt und bald die Düsseldorfer Polizei leiten würde. Der dort amtierende Präsident Norbert Wesseler, durch Krankheit angeschlagen, blieb länger im Amt als erwartet, so dass diese Stelle nicht rechtzeitig frei wurde. Zur galt auch als Wunschkandidatin von Stephan Keller, hieß es aus seinem Umfeld. Gut möglich, dass er ihr die Stelle als Beigeordnete anbot, um sie an die Stadt zu binden.

Nach dem Abgang von Dezernent Michael Rauterkus (ihm misslang die Digitalisierung der Stadtverwaltung) verteilte der Oberbürgermeister einige Ressorts neu. Britta Zur erhielt zusätzlich zu den vorherigen Aufgaben das Ordnungsdezernat: ein Bereich, der ihr als Juristin und frühere Polizeipräsidentin nahelag.

Der Plan ging allerdings nicht auf, der nun anstehende Abschied beendet ein Missverständnis – gesichtswahrend für alle Seiten. Die Stadt kann sich damit brüsten, dass ihr Spitzenpersonal so qualifiziert ist, dass bundesweit tätige Unternehmen es abwerben. Und Britta Zur kann einen Karrieresprung als Grund anführen, eine Tätigkeit aufzugeben, die ihr nicht lag. Das Missverständnis: Die Beteiligten, die Britta Zur ins Amt brachten, gingen davon aus, dass sie aus ihren vorherigen Jobs das Verwaltungsgeschäft beherrscht und mit Politik umzugehen weiß. Den Beweis blieb sie schuldig.

In der Praxis führte das regelmäßig zu bitteren Momenten. Mindestens eine Ausschuss-Vorlage aus ihrem Bereich wurde von der Tagesordnung genommen, weil sie nicht die erforderliche Qualität hatte. Wenn die Dezernentin in den politischen Gremien Anfragen beantworten oder Bericht erstatten sollte, klang das oft, als hätte sie gerade den Oscar gewonnen. Sie dankte ausführlich allen, die am Thema beteiligt waren, betonte gerne den „ganz engen“ Schulterschluss und das „wirklich tolle“ Ergebnis. Den eigentlichen Inhalt las sie dann vom Blatt ab, bei Nachfragen wiederholte sie, dass ein wirklich „tolles Ergebnis“ erzielt worden sei.

In weiten Teilen der Politik sorgte das zunehmend für Irritationen und Frust. Einzig die FDP, auf deren Vorschlag sie ins Amt gekommen war, verteidigte sie durchgehend. Besonders drastisch wurde dieses Spannungsverhältnis, als die Dezernentin den Verkehrsausschuss damit überraschte, dass zwei Tage später Fahrspuren in der Altstadt gesperrt werden sollten, damit Polizei und Rettungsfahrzeuge besser durchkommen. Sinn und Zweck dieses Vorstoßes bezweifelte keiner. Da Britta Zur aber offenbar nur mit Polizei und Feuerwehr darüber gesprochen und sonst niemanden informiert hatte, gab es im Ausschuss Kritik an ihr, wie es bei Dezernentinnen und Dezernenten eigentlich nie vorkommt. Und an den Folgetagen sah man in der Altstadt eine Menge Politikerinnen und Politiker, die hochmotiviert schienen, die Schwächen in der Umsetzung zu finden.

Ihren größten Erfolg beschädigte Britta Zur schon, bevor er überhaupt eintreten konnte. Im Übrigen gab es auch in der Ordnungspolitik wenig zu erreichen. Die wesentlichen Punkte, insbesondere zum Thema Altstadt-Sicherheit hatten Landesinnenminister Herbert Reul und Oberbürgermeister Stephan Keller zu diesem Zeitpunkt schon erledigt – im Schulterschluss.

Weitere VierNull-Geschichten zum Thema

Britta Zur: Kracher erhofft, Krach gefunden

Wunschkandidatin in der Warteschleife (viernull.de)


Lust auf weitere Geschichten?