Der Bundestag soll schrumpfen – ein gutes Vorbild für den Stadtrat
Meine These: Wenn ein netter älterer Herr in einem ordentlichen, unauffälligen Anzug in den Stadtrat ginge und sich in eine der hinteren Reihe setzte, würde es mehrere Stunden dauern, bis er auffällt, weil die übrigen Mitglieder nicht ganz sicher sind, ob er nicht doch dazugehört. Dieser Eindruck ist bei mir entstanden, als ich zuletzt für eine Reportage („Ein Tag im Stadtrat – von Hirschhornknöpfen und Gummiwürmern“) das Gremium beobachtet habe. In den hinteren Reihen sitzen eine Menge nette unauffällige Menschen, die man noch nie richtig wahrgenommen hat. Ich habe mir deshalb die Liste aller Mitglieder angeschaut und durchgezählt, wer in den mehr als zwei Jahren dieser Legislaturperiode noch nie etwas im Rat gesagt hat. Das Ergebnis: ein Fünftel der 90 Mitglieder.
Daraus kann man ohne jeden Populismus etwas ableiten: Wenn man das Gremium deutlich verkleinerte, würde man keinen Unterschied merken. Der Düsseldorfer Stadtrat ist offensichtlich zu groß. Das bestätigt ein Blick auf andere Kommunen. Köln hat mit 90 Ratsleuten genauso viele Mitglieder wie Düsseldorf, hat aber immerhin auch fast doppelt so viele Einwohner:innen zu repräsentieren. Die noch größere Großstadt München hat sogar nur 80 Ratsmitglieder. In Stuttgart und Hannover, beide ebenfalls Landeshauptstädte und ähnlich groß wie Düsseldorf, sind es 60 beziehungsweise 64.
Warum ist die Größe ein Problem?
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