Der Parteifreund

Der Normalfall: Parteivorsitzender (Thomas Jarzombek) erhält bei seiner Wiederwahl am 2. April rund 75 Prozent der Stimmen, seine Stellvertreterin (Angela Erwin) etwa 74 Prozent. Beide verbuchen eine ordentliche Mehrheit, es wird aber auch deutlich, dass eine ganze Reihe Düsseldorfer CDU-Mitglieder nicht zum Lager ihrer Fans zählt. Der Sonderfall: Der andere stellvertretende Parteivorsitzende (Peter Blumenrath) landet auch bei seiner dritten Wahl bei um die 90 Prozent der Stimmen. Sich in fünf Jahren an der Spitze so wenig Menschen gegen sich aufzubringen, gelingt Christdemokrat:innen selten. Was macht der 37-jährige Versorgungsingenieur, der den familiären Handwerksbetrieb in vierter Generation leitet, der Vorsitzender der Jungen Union in Düsseldorf war und heute dem Stadtrat angehört, anders? Wie ist es ihm gelungen, ein Freund fast der gesamten Partei zu sein? Die Ursachen 1. Peter Blumenrath wird unterschätzt Als er in den Stadtrat einzog, war er gerade 30 Jahre alt geworden und besetzte erst einmal alterstypische Themen. Er war Mitglied im Jugendhilfeausschuss und beratendes Mitglied im Jugendrat. Zudem saß er im Ausschuss für Wohnungswesen und Modernisierung, der bei der CDU keinen besonderen Stellenwert genießt. Die Fraktionsvorderen gehen traditionell in den Bau- oder den Planungsausschuss. Als er Parteivize wurde, war er 33 Jahre alt und erweckte den Eindruck, eine kleinere Nebenrolle in einem politischen Machtkampf zu spielen. Sylvia Pantel und Peter Preuß hatten versucht, Thomas Jarzombek als Parteichef zu stürzen, und waren damit auf einem Parteitag gescheitert. Sie wussten deshalb, dass sie als Stellvertreter nicht wiedergewählt würden. Sie zogen ihre Kandidaturen zurück, Peter Blumenrath trat an und holte 92 Prozent der Stimmen. Wieder nahm das keiner der Mächtigen und Möchtegern-Mächtigen wirklich ernst. Dass Peter Blumenrath auch selbst etwas dafür tut, unterschätzt zu werden, zeigt ein anderer Umstand. Mein Kollege Andreas Endermann und ich haben für diesen Artikel in unserer Datenbank nach einem Foto gesucht, das Peter Blumenrath im Mittelpunkt zeigt. Wir haben viele Bilder gefunden, auf denen Peter Blumenrath drauf ist. Aber er steht nie im Zentrum. Es gibt bei Peter Blumenrath kein Drängen zur Macht. Höchstens ein leichtes Streben. Typisches Foto aus dem Jahr 2020: Der damalige NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und andere CDU-Spitzenvertreter feiern den Erfolg von Stephan Keller in der ersten Runde der OB-Wahl. Peter Blumenrath ist dabei, hält sich aber am Rand (rechts). Foto: Andreas Endermann 2. Er ist loyal und verbindlich Sowohl in der CDU als auch beim jetzigen Kooperationspartner im Stadtrat, den Grünen, findet man niemanden, der sagen würde, dass Peter Blumenrath sich nicht an eine Absprache gehalten oder sein Wort gebrochen hätte. Als Parteivize hat er in allen Zeiten treu zu seinem Vorsitzenden Thomas Jarzombek gestanden. Es gilt als ausgeschlossen, dass der Stellvertreter von sich aus irgendetwas unternehmen würde, um diese Hierarchie zu verändern. Für den höheren Posten würde er nur kandidieren, wenn Thomas Jarzombek nicht mehr anträte und ihm den Posten anböte. Auf andere Weise genauso loyal stand und steht Peter Blumenrath zu Stephan Keller. Als dieser Anfang 2020 seine Kandidatur für das Amt des Oberbürgermeisters erklärte, war der Elan vieler Christdemokrat:innen zunächst überschaubar. Zu sicher schien damals die Wiederwahl von Amtsinhaber Thomas Geisel, als dass man sich groß anstrengen wollte. Die Junge Union zählte dagegen direkt zu den klaren Unterstützern des Kandidaten. Auf den Fotos von Ende Februar 2020 sieht man Stephan Keller inmitten der Nachwuchspolitiker:innen – und am Rand Peter Blumenrath. Der leitete den Wahlkampf und leistete einen wesentlichen Beitrag zum Sieg. 3. Er hat bisher alle Ämter souverän ausgefüllt Peter Blumenrath war jung und trat wenig dominant auf – nach der Logik des politischen Geschäfts musste man also damit rechnen, dass er in seinen Aufgaben Schwächen zeigen würde. Das Gegenteil war der Fall: Als Vorsitzender des Umweltausschusses leitet er die Sitzungen souverän und zeigt keine Schwierigkeiten mit den durchaus umfangreichen formalen Vorgaben für diese Tätigkeit. Damit ringen andere Ausschussvorsitzende auch noch nach vielen Jahren. Ähnliches gilt für die Stellvertretung im Parteivorsitz. Ein Beispiel: Mitten im OB-Wahlkampf musste Thomas Jarzombek in Berlin bleiben und konnte eine Pressekonferenz mit dem Kandidaten Stephan Keller nicht leiten. Peter Blumenrath übernahm und sorgte dafür, dass der Bundespolitiker per Tablet dabei sein konnte. 4. Er hat das richtige Thema gewählt Spätestens der Wahlerfolg der Grünen bei der Europawahl 2019 hat der CDU verdeutlicht, dass Klimaschutz ein Thema ist, das alle großen Parteien besetzen müssen. Und so haben die Christdemokraten in Düsseldorf gemeinsam mit den Grünen beschlossen, jedes Jahr 60 Millionen Euro im städtischen Haushalt für Klimaschutz vorzusehen. Damit gewinnen der Umweltausschuss und sein Vorsitzender Peter Blumenrath merklich an Bedeutung. Das Gremium trifft nun gewichtigere Entscheidungen als zuvor. Die Bedeutung könnte noch wachsen, wenn es in Zukunft darum geht, wie man unabhängiger von russischer Energie wird und erneuerbare Energien ausbaut. Während manche CDU-Politiker zwar vordergründig für den Klimaschutz eintreten, zugleich aber PS-starke Autos fahren und sich damit begnügen, dass irgendwelche Ausgaben in den Klima-Etat gebucht werden, hat Peter Blumenrath sich einen weiteren Vorteil erarbeitet: Er vertritt das Thema Klimaschutz so, dass er unter anderem bei den Grünen als zentraler Klima-Gesprächspartner gilt. Die Zukunft Für die Frage, wie es mit Peter Blumenrath weitergeht, ist der 15. Mai entscheidend. Der 37-Jährige kandidiert im Düsseldorfer Süden für den Landtag. Sollte er das Direktmandat holen, würde das seine Position stärken. Es spricht einiges dafür, dass dies gelingt, da im Landtags-Wahlkreis einige Hochburgen der CDU liegen und Peter Blumenrath bei der Kommunalwahl 2020 in seinem Kommunalwahlkreis (Wersten West) mit knapp 36 Prozent der Stimmen fast 13 Prozentpunkte vor der Zweitplatzierten lag. Zöge er in den Landtag ein, könnte er dort in den nächsten Jahren parlamentarische Erfahrung sammeln und 2025 einen Schritt machen wie sein heutiger Vorsitzender Thomas Jarzombek. Der war auch erst Mitglied des Landtags und wechselte dann ins Parlament nach Berlin. Die bisherige Vertreterin der CDU im Düsseldorfer Süden, Sylvia Pantel, hatte 2021 eine deutliche Niederlage erlitten und danach auch in ihrer Partei einige Dämpfer erfahren. Dass die CDU sie noch mal im Süden für den Bundestag aufgestellt, ist nicht sehr wahrscheinlich. So oder so würde sich Peter Blumenrath eine Position erarbeiten, die ihn prädestiniert, in zwei Jahren die Nachfolge Thomas Jarzombeks als Düsseldorfer Parteichef anzutreten. Der heutige Vorsitzende hatte seine Macht aktuell durch eine geschickte Terminfestlegung gesichert, weil am 2. April, wenige Wochen vor der Landtagswahl, keine Revolution zu erwarten war. Ob ihm dies in zwei Jahren noch einmal gelingt, wenn die Wahltermine weiter entfernt sind, ist fraglich. Es könnte daher politisch klug sein, freiwillig Platz für einen Nachfolger zu machen und das Parteiamt in die Hände des loyalen Stellvertreters zu geben. Bei der CDU gewinnen meistens diejenigen einen Posten, die am wenigsten Gegner haben. Insoweit ist der Aufstieg von Peter Blumenrath nichts Besonderes. Ungewöhnlich ist nur, dass es so wenig Gegner sind.

Der Parteifreund

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Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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