Erst Grüner, dann FDP: Die zwei Leben des Politikers Martin-Sebastian Abel
Auf was ist jemand stolz, der mal Pfarrer werden wollte, der für die Grünen im Landtag saß, der heute Unternehmensberater ist und FDP-Mitglied? An Tag eins nach der erneuten Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten und dem endgültigen Bruch der Ampel-Regierung in Berlin hat Martin-Sebastian Abel darauf eine herrlich unideologische Antwort. Den Trinkwasserspender im Zoopark, für den er zwei Jahre gekämpft hat. Für den er immer wieder neue Anträge stellte. „Jedes Mal, wenn ich da vorbeigejoggt bin, habe ich gesagt: Ja, meiner.“
Es ist ein trüber Herbsttag im Kalkumer Schlosspark. Das Wetter hat sich der Weltlage angepasst. Und Abel hat in den 36 Stunden zuvor noch ein wenig mehr mitgezittert als der Durchschnitts-Interessierte. Immerhin kennt er zwei von drei Ampelparteien von innen, ist überzeugter Transatlantiker und wollte gerade noch in die USA auswandern. Und doch ist er nicht weniger ratlos. Trump-Sieg, die Art des Ampel-Aus, erstarkte Populisten. Wie das wieder besser werden soll? „Weiß ich auch nicht. Die beste Antwort ist, gute Politik zu machen.“
1989, Abel war gerade vier, brachte ihn der Pessimismus seiner Mutter nach Düsseldorf. „Sie hat angenommen, die DDR gibt es nochmal 40 Jahre“, sagt er und lacht. Also geht es aus Leipzig nach Prag und über die Botschaft rüber in die BRD. Erst landen beide in einer Kaserne in Rheinland-Pfalz, dann bei seiner Großtante in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt. Die Mutter verliebt sich neu, die kleine Familie wohnt in Unterrath, gleich gegenüber vom Hallenbad. Das ist auch der Grund, warum sich Abel gerne im Kalkumer Schlosspark treffen wollte. Kindheitserinnerungen. „Hier konnte man toll spielen.“ Danach ging es zum Kakao nach Kaiserswerth.
Da wir heute nicht spielen wollen und der Boden zu matschig für unsere Schuhauswahl ist, gehen wir aus dem Park ins angrenzende Wohngebiet. Dort spricht Abel über seine „klassische Grünen-Karriere“, wie er es nennt. „Kreissaal, Hörsaal, Plenarsaal.“ Er studierte Theologie, wollte wie sein Onkel Pfarrer werden. Etwas lernen und gleichzeitig etwas Sinnvolles tun. Parallel begann sein politischer Aufstieg. Abel, der schon mit 16 bei den Grünen eintrat, arbeitete im Landtag bei Johannes Remmel sowie Stefan Engstfeld und zog 2012 selbst in das Parlament ein. Mit 27 Jahren – als Nachrücker für Schulministerin Sylvia Löhrmann.
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