Hilfe bei Altstadt-Krawallen? Ja, aber nur bis 20 Uhr

Obwohl es in den letzten vier Wochen wieder zwei Messerattacken in der Altstadt gegeben hat (siehe Liste der Polizeimeldungen unten), sprechen Anwohner von vergleichsweise ruhigen Zeiten. Wer lange im Viertel lebt, kennt diesen Effekt: Während der Ferienzeit gehen die nächtlichen Belästigungen zurück, weil die problematische Klientel offenbar ebenfalls verreist ist. Aber das, so ein Anwohner, wird sich vermutlich nun ändern, womöglich schon an diesem Wochenende. Sollten sie Hilfe brauchen, werden sie spätabends die 110 wählen müssen. Denn zur regelrechten Lachnummer wurde die hoch gepriesene neue gemeinsame Wache am Rathausufer. Dort sollen Polizei und OSD Präsenz demonstrieren, aber diese sehr diskret gelegene und wenig präsente Anlaufstelle ist erstens nur freitags und samstags (und vor Feiertagen) und dann auch – zweitens – nur von 16.30 Uhr bis 20 Uhr geöffnet. In den kritischen Stunden, die ab etwa 23 Uhr beginnen und sich bis in den frühen Morgen ziehen, ist diese Wache womöglich Rückzugsort für Einsatzkräfte, aber keine Adresse für Altstadtbesucher mit Problemen. Ihr Sinn erschließt sich also nicht. Im Mai, kurz vor der Landtagswahl, hatten Oberbürgermeister Stephan Keller und NRW-Innenminister Herbert Reul (beide CDU) noch erklärt, ein gemeinsames Konzept zwischen Polizei und dem städtischen OSD (Ordnungs- und Servicedienst) sollte die Sicherheit steigern. Aber was man vorstellte, waren bereits bekannte Maßnahmen (mehr Licht, mehr Kontrollen) und der vermehrte Einsatz von Streetworkern. Zum gemeinsamen Fototermin traf man sich in oben erwähnter Wache, zufällig kamen auch die CDU-Abgeordneten Angela Erwin und Olaf Lehne vorbei. Am Ende wurde dieser gemeinsame Auftritt vor allem als Wahlkampfhilfe für die Union verstanden – und bissig kritisiert. Dass zum Jahreswechsel 2021/2022 die Altstadt zur Waffenverbotszone erklärt und das Mitführen von Waffen, vor allem Messern unter Strafe gestellt wurde, hat offenbar ebenfalls wenig ausgerichtet. Bei rund 3000 Kontrollen wurden seitdem rund 100 Messer oder ähnliche Gegenstände sichergestellt. Und etliche Körperverletzungen mit Messern zeigen, dass das Problem keineswegs gelöst ist. Entspannt hat sich allerdings die Lage bei den Autoposern. Seitdem der Zugang zum Mannesmannufer durch Schranken versperrt ist, ging deren Zahl zurück, berichten Anlieger. Allerdings nicht ausreichend, denn die Schranke geht erst um 21 Uhr runter. Besser wäre 17 Uhr am späten Nachmittag, da manche der Freunde aufgemotzter Wagen sehr früh ihre spätere Posing-Strecke anfahren, ihr Auto abstellen und dafür auch Knöllchen in Kauf nehmen. Das ist sozusagen eingepreist. Eine Auswahl von Polizeimeldungen ab Jahresanfang im Originalton verdeutlicht den Dauerzustand in der Altstadt: 21. JanuarDas Waffenverbot in der Altstadt ist seit drei Wochen in Kraft: &bdquo;In der Altstadt haben Messer und andere Waffen jeder Art nichts zu suchen!", so der erneute Appell von Polizeidirektor Thorsten Fleiß (Leiter PI-Mitte, Altstadtwache) mit Blick in die Zukunft. Einen Monat nach Einführung der Waffenverbotszone in der Düsseldorfer Altstadt zeigen sich zahlreiche Altstadtbesucher unwissend und noch schlecht informiert. Das haben Beamtinnen und Beamte in Gesprächen mit Altstadtbesuchern und auch im Einsatz festgestellt. 25. Februar (Bilanz nach Altweiber)Anlässlich der Altweiberfeierlichkeiten zieht die Polizei der Landeshauptstadt eine erste vorläufige Bilanz. Wieder lag der Schwerpunkt des Einsatzgeschehens in der Altstadt und am Rheinufer. Die Appelle im Vorfeld haben offenbar gewirkt. Es kamen deutlich weniger Jecken, um in der eingerichteten "Brauchtumszone" zu feiern. (Anmerkung der Redaktion: Die Brauchtumszone war coronabedingt eingerichtet worden und sollte das Ansteckungsrisiko minimieren.) 27. Februar (Karnevalswochenende)Wegen oftmals aggressiver und teils erheblich alkoholisierter junger Menschen war die Polizei in den beiden vergangenen Nächten im Dauereinsatz. Am Samstagabend wurde die Freitreppe (Red.: am Burgplatz) wegen einer zu hohen Personendichte geräumt. Nur durch eine hohe Polizeipräsenz und ein konsequentes Einschreiten ließ sich die angespannte Lage in der Altstadt bewältigen. Den Einsatzkräften gelang es, viele mutmaßliche Straftäter zu identifizieren und entsprechende Verfahren gegen diese Personen einzuleiten. Mehr als 200 Platzverweise wurden ausgesprochen. 26 Menschen wurden in Gewahrsam genommen. (Die komplette Polizeimeldung lesen Sie hier.) 28. FebruarDie Düsseldorfer Polizei sucht dringend Zeugen nach einem Körperverletzungsdelikt von gestern Abend in der Altstadt. Ein Mann war von einer Gruppe von drei Personen angegangen und durch eine von ihnen durch einen Stich schwer verletzt worden. Das Opfer musste in ein Krankenhaus gebracht und dort operiert werden. Die Tatverdächtigen flüchteten. 8. MaiAm vergangenen Wochenende waren die Beamtinnen und Beamte der Polizeiinspektion Mitte, mit Unterstützung der Einsatzhundertschaft, bis in die frühen Morgenstunden im Einsatz. Zu fortgeschrittener Stunde und mit steigendem Grad der Alkoholisierung der Altstadtbesucher erhöhte sich das Aggressionspotential merklich, wodurch der Einsatz aller Streifen nahezu durchgängig erforderlich wurde. Bei vielen Sachverhalten konnten die Polizisten aufgrund von schnellem und konsequentem Handeln Tatverdächtige festnehmen. Platzverweise und Ingewahrsamnahmen waren erforderlich. Wie an den vergangenen Wochenenden hatten es die Beamten auch wieder mit Gruppen von Jugendlichen zu tun, die im Verdacht stehen, Straftaten (unter anderem Raubdelikte) begangen zu haben. (Gesamte Polizeimeldung hier) 18. MaiDrei OSD-Leute bei Streitschlichtung verletzt. 27. MaiNach einer ereignisarmen Mittwochnacht und einem ruhigen Feiertag hatten die Einsatzkräfte in der Nacht von gestern auf heute eine hohe Anzahl an Einsätzen in der Altstadt zu bewältigen. Vier Beamte wurden verletzt. 17. JuniTaschendieb festgenommen, Komplize wenig später festgenommen, weil er eine Frau sexuell belästigt hatte. 19. JuniNachdem es vergangenen Samstagabend in der Altstadt zu einer Schlägerei gekommen war, gingen vier Frauen "dazwischen", halfen einem Mann und informierten die Polizei. Das vermeintliche Opfer der Körperverletzung dachte allerdings nicht daran, sich bei den Helferinnen zu bedanken, sondern begrapschte sie. Hinzugerufene Beamte nahmen den offensichtlich unter Drogen stehenden Mann in Gewahrsam. Er leistete erheblichen Widerstand und führte zudem Betäubungsmittel mit. 19. JuniEin Mann mit einem Kampfmesser im Hosenbund war gestern Nachmittag der Auslöser eines Polizeieinsatzes auf der Bolkerstraße in der Altstadt. Da der augenscheinlich psychisch auffällige Mann auf Ansprache der Beamten nicht reagierte, setzten sie das DEIG (Distanzelektroimpulsgerät) ein (Anm.d. Red: Gemeint ist ein Elektro-Taser). Ein Amtsarzt ordnete die Unterbringung in einer Klinik an. 10./11.JuliEinen Tag nach dem Messerangriff auf einen 25-Jährigen in einem Club in der Düsseldorfer Altstadt hat sich der Gesundheitszustand des Verletzten stabilisiert. Es besteht keine Lebensgefahr mehr. Der junge Mann befindet sich jedoch immer noch zur stationären Behandlung in einer Klinik. Die Staatsanwaltschaft und die Mordkommission ermitteln in dem Sachverhalt wegen des Verdachts des versuchten Totschlags. Von mehreren jungen Männern, die am frühen Sonntagmorgen am Tatort und im Umfeld angetroffen wurden, sind einige weiterhin vorläufig festgenommen. Gegen sie besteht dringender Tatverdacht. 7. AugustKörperverletzungsdelikte in der Altstadt, zwei Männer erleiden Stichverletzungen. Keine Lebensgefahr. Weiterführender Link Mehr VierNull-Geschichten aus der und über die Düsseldorfer Altstadt gibt es hier.

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