OB-Rennen in Düsseldorf wird erstmals ein Dreikampf
Wer immer bei den Grünen den 6. November für die Nominierung der OB-Kandidatin ausgesucht hat, wird sich inzwischen wünschen, den Kalender einmal mehr rausgeholt zu haben. Am Morgen dieses 6. Novembers wurde Donald Trump zum zweiten Mal zum US-Präsidenten gewählt. Und während die Düsseldorfer Partei abends gerade die Stimmen auszählte, wurde bekannt, dass Bundeskanzler Olaf Scholz Finanzminister Christian Lindner entlassen hat.
Es war ein bisschen viel Welt- und Bundespolitik, die die Bewerbung von Clara Gerlach und das Votum der Grünen überlagerten. So wurden nur noch schnell das Ergebnis verkündet (89 Ja-Stimmen, sieben Enthaltungen, keine Nein-Stimmen) und das Büffet eröffnet. Dann sprach man viel, aber kaum noch über die Rede der Kandidatin. Das ist im Zweifel ein Vorteil für deren Urheberin. Der Schwung bei diesem Wahlkampf-Auftakt kam vor allem von den Parteimitgliedern, die auch ohne äußeren Anlass kräftig klatschten, und weniger von Clara Gerlach.
Es gibt im Journalismus den Grundsatz „Show, don’t tell“. Frei übersetzt bedeutet er „Beschreibe statt zu behaupten“. Diese Formel kann auch Politiker:innen helfen, bei der Grünen OB-Kandidatin wäre sie definitiv nützlich gewesen. Sie nannte zu Beginn einige Punkte, die eine gute Oberbürgermeisterin auszeichnen. Anschließend erklärte sie, dass sie diese alle erfüllt. Warum oder wie, blieb dabei im Ungefähren.
Das Wichtigste sagte Clara Gerlach, als schon fast alles vorbei war. „Ladet mich ein und holt mich dazu“, bat sie die Parteimitglieder, nachdem sie die Wahl angenommen hatte, und meinte in etwa jedes Nachbarschaftsfest, das bis zum 14. September 2025 stattfindet. Sie weiß, dass sie noch bekannter werden muss, und sie weiß, dass sie in persönlichen Gesprächen echt und sympathisch wirkt.
Trotz dieses auf verschiedene Weisen unglücklichen Abends verändert sich mit Clara Gerlach das Rennen um den Job des Oberbürgermeisters in Düsseldorf. Bisher war dies stets ein Zweikampf zwischen den Kandidat:innen von CDU und SPD. Andere Bewerber:innen blieben immer ein gutes Stück hinter ihnen zurück. So kamen zum Beispiel bei der Wahl 2020 Stefan Engstfeld (Grüne) und Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) auf 17,4 beziehungsweise 12,5 Prozent. Anders als damals wird es nach meiner Einschätzung diesmal einen echten Dreikampf geben. Dafür sprechen die folgenden Punkte:
Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.
Unser Journalismus ist werbefrei und unabhängig, deshalb können wir ihn nicht kostenlos anbieten. Sichern Sie sich unbegrenzten Zugang mit unserem Start-Abo: die ersten sechs Monate für insgesamt 1 Euro. Danach kostet das Abo 8 Euro monatlich. Es ist jederzeit kündbar. Alternativ können Sie unsere Artikel auch einzeln kaufen.
Schon Mitglied, Freundin/Freund oder Förderin/Förderer?