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OB-Wahl: Grün und Rot brauchen einander, zögern aber noch

Die Herausforderer von Oberbürgermeister Stephan Keller sind aktuell damit beschäftigt, ihre Rolle zu finden und ihre Partei zu motivieren. Aber sie werden schon bald ein Bekenntnis zum jeweils anderen abgeben müssen.
Veröffentlicht am 26. November 2024
Fabian Zachel und Clara Gerlach OB-Kandidaten in Düsseldorf
Clara Gerlach und Fabian Zachel wollen an die Spitze des Rathauses. Ohne eine Empfehlung des jeweils anderen, wird dies schwer. Montage Andreas Endermann

Die wichtigste Erkenntnis steht auf Seite 21 am Ende eines langen Satzes. Das Amt für Statistik und Wahlen hat 2020 die Düsseldorfer Oberbürgermeister-Wahl analysiert und sich mit den Unterschieden zwischen der ersten und der zweiten Runde beschäftigt. Mit Blick auf den vormaligen Amtsinhaber heißt es dann: „Rund zwei Drittel der Wählerinnen und Wähler des Grünen-Kandidaten Stefan Engstfeld gaben bei der Stichwahl ihre Stimme für Thomas Geisel ab, 30 Prozent nahmen an der Stichwahl nicht mehr teil.“ Die ganze Analyse finden Sie hier.

Wenn man das umrechnet, bedeutet es Folgendes: Von den rund 42.000 Menschen, die im ersten Wahlgang für Stefan Engstfeld stimmten, gingen 14.000 nicht zur Stichwahl. Das war für Grüne an sich schon erstaunlich, vor allem für Thomas Geisel bitter. In der Stichwahl fehlten ihm zu Stephan Keller rund 25.000 Stimmen.

Dieser Blick in die Vergangenheit zeigt, dass es für die Grünen und die SPD bei der OB-Wahl 2025 auf mehr ankommt als darauf, Bürgerinnen und Bürger für sich zu begeistern. Es wird für die Person, die es in die Stichwahl schafft, auch entscheidend sein, aus der politischen Nachbarschaft Unterstützer:innen zu gewinnen.

Dabei hat sich die Ausgangsposition verändert. Bis 2020 hatten nur die CDU und die SPD ernsthafte Chancen, ihre Kandidat:innen in die Stichwahl zu bringen. Im nächsten Jahr wird es voraussichtlich erstmals einen echten Dreikampf um das höchste Amt der Stadt geben (mehr dazu steht in dieser Geschichte). Die Grünen lagen seit 2019 mit einer Ausnahme bei allen Wahlen vor der SPD. Dass Thomas Geisel noch vor Stefan Engstfeld landete, war seinem Bekanntheitsgrad und einem Amtsbonus geschuldet.

Folglich gehen die Kandidat:innen von Grün und Rot, Clara Gerlach und Fabian Zachel, mit den gleichen Voraussetzungen ins Rennen. Sie fordern den Amtsinhaber Stephan Keller heraus und müssen sich in den kommenden zehn Monaten vor allem darum kümmern, so bekannt wie möglich zu werden. Die Person, die dabei erfolgreicher ist, erreicht die Stichwahl – es sei denn, der jetzige Oberbürgermeister holt schon im ersten Wahlgang eine absolute Mehrheit.

In der Stichwahl kommt es dann wie beschrieben auch auf die Wählerinnen und Wähler an, die in Runde eins für jemand anderen stimmten. Mit der eigenen Klientel allein werden es Clara Gerlach und Fabian Zachel nicht schaffen, Stephan Keller zu schlagen. Grün braucht Rot und Rot braucht Grün. Der logische nächste Schritt erfordert keine Meisterschaft in Verhandlungskunst, sondern lediglich die simple Zusage, dass man für den jeweils anderen eine Wahlempfehlung ausspricht, wenn man es selbst nicht in die Stichwahl schafft.

Auch wenn sie für dieses Bekenntnis noch ein wenig Zeit haben, erscheinen mir die Betroffenen erstaunlich zögerlich. Das hat die folgenden Ursachen:

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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