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Politikerin mit 83 in den Rat – warum Düsseldorfs CDU keinen Draht zu jungen Frauen hat

Annelies Böcker kehrt zurück in den Rat. Dort saß sie bereits von 1975 bis 2020. Ein formal korrekter, dennoch erstaunlicher Vorgang. Partei-intern gibt es viel Skepsis. Aus unterschiedlichen Gründen. Einer davon: Ihr Alter – sie ist 83.
Veröffentlicht am 13. Dezember 2022
Annelies Bšcker
Sie war 40 Jahre im Rat, und nun kommt sie zurück: CDU-Ratsfrau Annelies Böcker. Auch innerhalb der Partei wird das mit Skepsis gesehen. Foto: Andreas Endermann

Vor wenigen Tagen verkündete die CDU-Fraktion, für den wegen interner Querelen  ausgeschiedenen Ratsherren Pavle Madzirov werde eine Frau nachrücken. Im Hinblick auf die schlechte Frauenquote der Union im Düsseldorfer Stadtparlament war dies jedoch nur anfangs eine gute Nachricht. Denn die Nachrückerin ist Annelies Böcker. Innerparteilich verursacht das aus zwei Gründen erhebliche Skepsis: Erstens ist Böcker als sehr selbstbewusste, kritische und laute Querdenkerin (im positiven Sinne des Wortes) bekannt. Und zweitens ist sie 83. Letzteres laut als Malus anzusprechen traut sich offen keiner, aber unter der Hand ist das Alter der neuen alten (im Sinne von altgedienten) Ratsfrau durchaus ein Thema. Aus Angst vor dem Vorwurf der Altersdiskriminierung äußert sich niemand laut, viele aber diskret. Weil man weiß, ohnehin ein Problem mit weiblicher Präsenz in der Parteispitze zu haben. Vor allem bei jüngeren Frauen gibt es bei der Düsseldorfer CDU, wie auch in der Gesamtpartei, offenbar einen eklatanten Mangel. Da erscheint die Re-Aktivierung einer Seniorin wie Böcker, bei allem stets betonten Respekt vor ihrer Lebensleistung und ihrem Ansehen, als das falsche Signal. Wo liegen die Gründe für dieses Dilemma? 

Männer dominieren 
Die CDU-Parteispitze wird geprägt von einer Riege aus Männern. Fraktionsvorsitzender ist Rolf Tups (66), Parteivorsitzender ist Thomas Jarzombek (49), Josef Hinkel (63) Erster Bürgermeister. Nach außen präsent sind außerdem die Ratsherren Giuseppe Saitta (62), Andreas Hartnigk (58) und Andreas-Paul Stieber (56). Durchweg ehrgeizige und karriereorientierte Alphatiere, von denen kaum das Signal ausgeht, Nachwuchs zu fördern und schon gar nicht weiblichen. Dass Angelika Penack-Bielor (60), Dagmar von Dahlen (62) und Aletta Mansheim (mit 39 die Jüngste) zum Vorstand der Gruppe im Rat gehören, wird öffentlich weitaus weniger wahrgenommen. 

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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