Polizei-Chef will Rheinuferpromenade trockenlegen
Zurzeit starrt die Stadt auf die schwer zu durchschauenden Regeln in der Brauchtumszone über die Karnevalstage. So langsam dämmert es allen, dass diese Zone zwischen Kö und Rhein keine Feier-, sondern eine Verbotszone ist. Wie und ob sie wirkt, wird sich zeigen.
Aber unmittelbar nach den Corona-gebremsten Tagen zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch wird die Diskussion um die Sicherheit in der Altstadt weitergehen. Zumal mit dem Frühlingswetter der Andrang von Besuchern steigt. Als Teil einer Lösung hat Polizeidirektor Thorsten Fleiß (47) jetzt vorgeschlagen, im öffentlichen Raum zwischen Kniebrücke und Burgplatz an den Wochenend-Abenden und -Nächten jeden Alkoholkonsum zu untersagen. Fleiß leitet seit Januar 2020 die Polizeiinspektion Mitte, zuständig für einen großen Teil der Innenstadt und alle linksrheinischen Stadtteile.
Was meint er damit konkret?
Gäbe es ein solches Verbot auf der Rheinuferpromenade, dürfte niemand mehr mitgebrachten Alkohol konsumieren. Ausdrücklich sind damit nur die öffentlichen Flächen gemeint – also die Bänke und Mauern.
Wären Gastronomen betroffen?
Nein. Nicht betroffen sind die Bars um den Burgplatz, und die Lokale der Kasematten.
Auf wen zielt das Verbot?
Auf Gruppen von meist männlichen Altstadt-Besuchern, die laut Polizeischätzung zu zwei Dritteln aus dem Umland kommen, sich dort treffen, über ihre Handy-Boxen Musik hören und reichlich Alkohol trinken. Diese Open-Air-Partys sind meist Ausgangspunkt und Anlass für Gewalttaten und Beschwerden von Anwohnern.
Welche Wirkung verspricht sich Fleiß von einem Verbot?
Er weiß als langjähriger Verantwortlicher aus diesem Bereich, dass alkoholisierte junge Männer zu einem erheblichen Teil Verursacher der Probleme sind. Nähme man ihnen den Alkohol, würde sich die Lage nach Meinung des Beamten entspannen.
Plädiert er auch für die Schließung der Büdchen?
Nein. Er sieht sie zwar ebenfalls als Teil der Probleme, aber nicht als Hauptverursacher. Dass die sich auf den Verkauf von Bier, Wein, Sekt und harten Getränken kaprizieren, ist nicht zu übersehen. Neben kleinen Süßigkeitsangeboten stehen ganze Batterien von Kühlschränken mit entsprechenden Getränken. Aber selbst wenn man diese bis spät in die Nacht offenen Läden stoppte, wäre es leicht, entweder Stoff schon bei der Anreise dabei zu haben oder sich in Supermärkten am Rand der Altstadt zu versorgen. Und denen könnte man den Verkauf auf keinen Fall verbieten.
Die Einschränkung der Kioske wird als juristisch schwierig eingeschätzt. Wie ist das mit dem Alkoholkonsumverbot?
Fleiß glaubt, dass das als ordnungsbehördliche Verfügung leichter umsetzbar ist. Die vom Gesetz verlangte Kausalität zwischen Alkoholkonsum und Problemen, also die Einschätzung des Alkohols als „störenden Faktor“, lässt sich leichter belegen.
Wie schätzt er die Wirksamkeit der Flutlichtanlagen ein?
Sehr hoch. Das Licht, das die Polizei nach Bedarf intensivieren oder dimmen kann, hilft nach Ansicht des Beamten. Aber nicht immer sind die Anwohner damit einverstanden. Einerseits fühlen sie sich vom Partyleben vor ihrer Tür gestört, aber grelle Scheinwerfer wollen sie auch nicht.
Stimmt es, dass die Gruppen junger Männer überdurchschnittlich stark von Menschen mit Migrationshintergrund geprägt sind?
Fleiß bestätigt das. Er würde daher ein Programm befürworten, dass schon im Vorfeld eine bessere Kommunikation zwischen der Polizei und diesen Gruppen fördert. Seine Idee: Über entsprechende Kontakte versuchen, eine Verbindung in die migrantische Gemeinschaft aufzubauen und einige in die Wache einzuladen, um sie über Polizeiarbeit und die gesetzlichen Hintergründe aufzuklären.
Wieso sind hauptsächlich junge Männer in Gruppen unterwegs?
Fleiß sieht einerseits kulturell geprägtes Verhalten, aber auch sehr handfeste Gründe: In dem gesamten Bereich gibt es kaum öffentliche Toiletten. Deshalb sind Frauen nicht Teil dieser Gruppen. Männer stört das eher weniger, was wiederum zum Problem Wildpinkeln führt.
Könnte man öffentliche Toiletten einrichten?
Theoretisch ja, aber es gibt offenbar Signale von Anwohnern des Mannesmannufers, den Anblick von WC-Anlagen vor ihren Adressen ebenfalls nicht zu goutieren. So ähnlich wie die zu grellen Scheinwerfer.