fbpx
Rheinturm
Das Ziel aller, um die es in diesem Artikel geht: der NRW-Landtag neben dem Rheinturm. Foto: Andreas Endermann

Prognose für Landtagswahl: CDU verliert zwei Mandate an SPD und Grüne

Düsseldorf hat vier Sitze im NRW-Parlament, alle im Moment besetzt von Christdemokraten. Nach unserer Analyse ändert sich das Mitte Mai.
Veröffentlicht am 2. Dezember 2021

Es geht munter hin und her in den vier Düsseldorfer Wahlkreisen für den Landtag: 2010 holte die CDU alle Direktmandate, bei der Neuwahl 2012 gingen die vier an die SPD und 2017 wieder komplett an die Christdemokraten. Auch für 2022 zeichnen sich Wechsel ab. Aktuell sieht es nicht danach aus, als könnten die CDU-Abgeordneten bei der Landtagswahl am 15. Mai alle Sitze verteidigen.

Meine Analyse basiert auf folgenden Werten und Annahmen:

  1. Ergebnisse in den jeweiligen Stadtteilen bei der Bundestagswahl im September
  2. Entwicklung des Bundestrends: Nach meinem Verständnis schlägt die Meinung der Bevölkerung zur Regierung in Berlin stark auf die Landesebene durch. Wenn NRW wählt, ist die neue Bundesregierung sechs Monate im Amt. Die Erfahrung lehrt, dass die Wähler:innen zu einem solchen Zeitpunkt eher zur Enttäuschung neigen und dies auch mit ihrer Stimme zum Ausdruck bringen. Das heißt: Die SPD wird im Vergleich zu ihrem jetzigen Hoch tendenziell Zuspruch verlieren.
  3. Umfragewerte für NRW: Die jüngsten Ergebnisse stammen aus dem Oktober und sehen die SPD klar vor CDU und Grünen.

Ich betrachte ausschließlich SPD, CDU und Grüne, weil nur diese drei eine realistische Chance auf ein Direktmandat haben. Die FDP wird nach meiner Ansicht ihr gutes Ergebnis von 2017 nicht wiederholen (17,4 Prozent in Düsseldorf), weil der Wahlkampf damals stark von Christian Lindner geprägt war. Er wird als Bundesfinanzminister nun deutlich weniger im Fokus sein.

Wahlkreis Düsseldorf I
Gebiet: Düsseldorfer Norden und nördliche Innenstadt
Direktkandidat:innen: Markus Herbert Weske (SPD), Olaf Lehne (CDU), Mona Neubaur (Grüne)
Prognose: Olaf Lehne gewinnt den Wahlkreis

Der nördliche Wahlkreis ist geprägt von CDU-Hochburgen. Selbst bei der Bundestagswahl, als die Christdemokraten unter anderem wegen ihres Kanzlerkandidaten Armin Laschet schwach abschnitten, holten sie dort mehr Stimmen als die Konkurrenz. Im hohen Norden war der Vorsprung groß, je näher ein Stimmbezirk am Stadtzentrum lag, desto näher kamen SPD und Grüne.
Letztere gehen im Wahlkreis Düsseldorf I mit der NRW-Spitzenkandidatin Mona Neubaur ins Rennen. Sie wird im Wahlkampf viel Aufmerksamkeit bekommen und kann dank eines entsprechenden Bekanntheitsgrads mit zusätzlichen Stimmen rechnen.
SPD-Kandidat Markus Herbert Weske ist ein erfahrener Abgeordneter, der seit 2012 dem Parlament angehört. Dennoch ist er in weiten Teilen der Düsseldorfer Bevölkerung unbekannt. Zudem muss er, wie oben erläutert, damit rechnen, dass der Bundestrend gegen ihn läuft.
Olaf Lehne hat das Direktmandat 2017 mit rund 13 Prozentpunkten Vorsprung gewonnen. Zu einem solchen Ergebnis wird es voraussichtlich nicht mehr reichen, unter anderem weil die Grünen in den vergangenen Jahren große Zugewinne gemacht haben. Ich rechne dennoch mit einem Sieg Olaf Lehnes.

Wahlkreis Düsseldorf II
Gebiet: Düsseldorfer Osten, unter anderem Flingern, Gerresheim, Eller und Lierenfeld
Direktkandidat:innen: Oliver Schreiber (SPD), Marco Schmitz (CDU), Lukas Mielczarek (Grüne)
Prognose: Oliver Schreiber gewinnt den Wahlkreis

Den geringsten Abstand zwischen Düsseldorfer Direktkandidaten gab es 2017 in diesem Wahlkreis. Marco Schmitz lag damals 2,7 Prozentpunkte vor Martin Volkenrath (SPD). Im Düsseldorfer Osten wird sich voraussichtlich am deutlichsten zeigen, wie sich die Präferenzen der Wähler:innen seitdem verschoben haben: Die SPD hat dort bei der Bundestagswahl alte Hochburgen zurückerobert, die Grünen lagen unter anderem in Flingern Nord jenseits der 20 Prozent.
Hinzu kommt, dass für die Sozialdemokraten und Grünen starke und populäre Kandidaten antreten: der Düsseldorfer SPD-Co-Vorsitzende Oliver Schreiber und Grünen-Ratsherr Lukas Mielczarek, der aus der „Fridays for future“-Bewegung kommt. Beide haben schon bewiesen, dass sie gute Wahlkämpfer sind. Oliver Schreiber ist zum Beispiel schon seit einigen Wochen unterwegs, um die Bürger:innen von sich zu überzeugen.
Es wird erneut knapp im Düsseldorfer Osten. In den Hochburgen der SPD leben besonders viele Wähler:innen (alleine in Eller knapp 20.000), das wird den Ausschlag zugunsten von Oliver Schreiber geben.

Wahlkreis Düsseldorf III
Gebiet: die linksrheinischen Stadtteile und die südliche Innenstadt
Direktkandidat:innen: Annika Maus (SPD), Angela Erwin (CDU), Stefan Engstfeld (Grüne)
Prognose: Stefan Engstfeld gewinnt den Wahlkreis

Dieser Wahlkreis besteht aus zwei Stadtbezirken, die sich quasi stellvertretend für zwei Kandidaten duellieren. Die Abgeordnete Angela Erwin kann damit rechnen, im Stadtbezirk 4 (Oberkassel, Niederkassel, Heerdt, Lörick) eine Mehrheit zu holen, der Grünen-Landtagsabgeordnete Stefan Engstfeld dürfte im Stadtbezirk 3 (südliche Innenstadt) vorne liegen. Letzterer hat deutlich mehr Einwohner:innen und damit auch Stimmen.
Die südliche Innenstadt ist der Teil Düsseldorfs in dem sich am deutlichsten zeigt, wie stark die Grünen in den vergangenen Jahren geworden sind. Dort haben ihre Kandidat:innen bei der Kommunalwahl 2020 mehrere Direktmandate geholt, in manchen Stadtteilen lagen die Grünen sogar über 30 Prozent. Zudem hat Stefan Engstfeld als OB-Kandidat seiner Partei im vergangenen Jahr weitere Bekanntheit erlangt.
Für die SPD tritt zwar die andere Hälfte der hiesigen Parteispitze an, die Co-Vorsitzende Annika Maus. Einzelne SPD-Viertel wie Oberbilk reichen aber nicht für eine Mehrheit. Vielmehr erscheint es wahrscheinlich, dass die Grünen ihr erstes Direktmandat bei einer Landtagswahl in Düsseldorf holen.

Wahlkreis Düsseldorf IV
Gebiet: Vennhausen, Unterbach und der Düsseldorfer Süden, unter anderem Wersten, Reisholz, Benrath und Garath
Direktkandidat:innen: Jürgen Bohrmann (SPD), Peter Blumenrath (CDU), Yousra El Makrini (Grüne)
Prognose: Peter Blumenrath gewinnt den Wahlkreis

Der Düsseldorfer Süden wird ab Mai 2022 auf jeden Fall eine neue Repräsentantin oder einen neuen Repräsentanten haben. Christdemokrat Peter Preuß, der zuletzt mit 3,5 Prozentpunkten Vorsprung gewann, tritt nicht mehr an. Sein Nachfolger heißt auch Peter und hat auch gute Chancen auf einen Platz im NRW-Parlament. Peter Blumenrath ist Mitglied des Stadtrats und dort Vorsitzender des Umweltausschusses. Der 37-Jährige vertritt also ein Thema, das jüngeren Wähler:innen besonders wichtig ist.
Der Wahlkreis Düsseldorf IV besteht aus Stadtteilen, in denen die Wähler sehr unterschiedliche Vorlieben haben. Es gibt gleichermaßen Hochburgen der CDU wie der SPD. Die Grünen haben dort bei der Bundestagswahl nur in einem Stadtteil knapp über 20 Prozent geholt. Ihre Kandidatin Yousra El Makrini wird deshalb voraussichtlich auf dem dritten Platz landen.
Zwischen Peter Blumenrath und SPD-Kandidat Jürgen Bormann wird es ziemlich knapp. Ich gehe davon aus, dass letztlich entscheidend sein wird, dass die SPD auf Bundesebene an Zuspruch verliert, also auch ihren Vorsprung aus den Oktober-Umfragen nicht hält.


Lust auf weitere Geschichten?