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Sieben Düsseldorfer:innen sind sicher im Landtag

Für die Wahl am 15. Mai haben jetzt alle Parteien ihre Reservelisten aufgestellt. Danach ist eines sicher: Im Parlament wird die Landeshauptstadt sehr gut vertreten sein. Die Zahl der Abgeordneten könnte sogar zweistellig werden.
Veröffentlicht am 23. Februar 2022
Landeslisten der Parteien
Die Reservelisten verschiedener Parteien aus NRW. Foto: Andreas Endermann

Wären wir bei Olympia, würde Platz 19 gar nicht mal so positiv klingen. Wir sind aber in der Politik und da bedeutet Rang 19 gleich für drei Düsseldorfer Landtagsabgeordnete eine ziemlich gute Nachricht. Bei CDU, SPD und FDP steht jeweils auf Platz 19 der Reserveliste jemand aus Düsseldorf. Und in allen drei Fällen haben die Betroffenen eine sehr realistische Chance, ins NRW-Parlament einzuziehen.

CDU und SPD waren die letzten beiden Landesparteien, die ihre Listen noch aufstellen mussten. Danach zeichnet sich ab, dass Düsseldorf im nächsten Parlament stark vertreten sein wird – mit mindestens sieben, vielleicht sogar zehn Abgeordneten.

Wer sicher im nächsten Landtag sitzt

CDU Um zu bewerten, wie sicher der Listenplatz 19 von Angela Erwin ist, muss man eine Reihe anderer Zahlen in die Rechnung aufnehmen. Für den Landtag gibt es 128 Direktwahlkreise und insgesamt mindestens 181 Sitze, bei Überhang- und Ausgleichsmandaten auch mehr. Die CDU hat bei der vorherigen Wahl 33 Prozent der Stimmen und damit insgesamt 72 Mandate geholt. In den derzeitigen Umfragen liegt sie bei 27 bis 29 Prozent, das entspricht etwas weniger als 70 Sitzen.

Das alles bedeutet für jemanden auf Platz 19: Normalerweise reicht es für den Einzug – es sei denn, die eigene Partei holt sehr viele Direktmandate und scheidet zugleich aus der Regierung aus, so dass die Politiker:innen auf den Spitzenplätzen der Liste tatsächlich Mitglieder des Parlaments bleiben und nicht auf der Regierungsbank Platz nehmen.

Den weiteren Düsseldorfer Christdemokraten wird die Liste nicht helfen: Olaf Lehne steht auf Platz 78, Marco Schmitz auf 93 und Peter Blumenrath auf 115.

SPD Das meiste, das ich hier gerade zur CDU ausgeführt habe, gilt auch für die SPD. Auch sie tendiert aktuell zu 65 bis 70 Sitzen, auch dafür müsste Rang 19 von Markus Weske reichen – mit der Einschränkung, dass es nicht zu viele Direktmandate für Sozialdemokraten geben darf und idealerweise Parteikollegen von den vorderen Listenplätzen in die Regierung gehen.

Auch hier gilt der Umkehrschluss für die weiteren Kandidaten und die Aussichtslosigkeit ihres Listenplatzes: Annika Maus (72), Oliver Schreiber (103) und Jürgen Bohrmann (114).

FDP Der Landtagsabgeordnete Rainer Matheisen kennt sich aus mit der Mathematik der Listen. 2017 stand er auf Platz 19 und rechnete nicht unbedingt mit einem Landtagsmandat. Dann aber holten die Liberalen angeführt von Christian Lindner 12,6 Prozent der Stimmen und 28 FDP-Politiker:innen zogen ins Parlament ein, auch Rainer Matheisen. Christian Lindner ist inzwischen Bundesfinanzminister, seine Partei liegt in NRW laut Umfragen bei um die zwölf Prozent. Das müsste für Rainer Matheisen mit dem erneuten Platz 19 erneut reichen – und für die weiteren Liberalen mit Plätzen zwischen 45 und 70 sicher nicht.

Grüne Völlig losgelöst von der Frage, ob es reicht, sind Mona Neubaur und Stefan Engstfeld. Sie steht als Spitzenkandidatin auf Platz 1 der Liste, er als langjähriger Abgeordneter und Düsseldorfer Parteichef auf Rang 10. Das hätte selbst beim desaströsen Ergebnis von 2017 (6,4 Prozent, 14 Sitze) gereicht. Mehr Düsseldorfer Grüne werden es vermutlich nicht, denn Lukas Mielczarek und Yousra El Makrini liegen auf den Plätzen 52 und 73.

Wer noch dazu kommen könnte

CDU Düsseldorf hat bei der Landtagswahl vier Wahlkreise. Alle vier holten 2017 christdemokratische Politiker:innen. Das heißt: Für die drei CDU-Kandidaten neben der mit einem Listenplatz abgesicherten Angela Erwin (Olaf Lehne, Marco Schmitz und Peter Blumenrath) gibt es realistische Chancen ebenfalls ins Parlament einzuziehen – zumal die Umfragewerte für die CDU auf Landesebene seit Dezember immer zwischen 26 und 29 Prozent lagen, also auf Augenhöhe oder sogar vor der SPD.

SPD Aus diesen Umfragen lässt sich genauso ableiten, dass die SPD neben dem einen sicheren Listenkandidaten (Markus Weske) auch bis zu drei Vertreter:innen in den Landtag entsenden könnte, wenn diese in ihren Wahlkreisen das Direktmandat holen. Die Chancen stehen gemessen an den Ergebnissen bei der Bundestagswahl und den Hochburgen, die die SPD damals hatte, für Oliver Schreiber im Osten der Stadt am besten. Annika Maus (Mitte/Linksrheinisch) und Jürgen Bohrmann (Süden) sind aber auch Überraschungserfolge zuzutrauen.

FDP Rainer Matheisen wird voraussichtlich der einzige Liberale aus Düsseldorf im Landtag sein. Direktmandate liegen für die FDP in aller Regel außerhalb des Möglichen, deshalb auch für Daniela Maßberg-Eikelau (Mitte/Linksrheinisch), Christine Rachner (Osten) und Laura Litzius (Süden).

Grüne Die Grünen haben in Düsseldorf bei den jüngsten drei Wahlen zwar in einer Reihe von Stadtteilen um die oder sogar mehr als 30 Prozent der Stimmen geholt. Diese Hochburgen liegen aber vor allem in den Wahlkreisen der beiden sicheren Listenkandidat:innen Mona Neubaur und Stefan Engstfeld. Es könnte also gut sein, dass die beiden ihren Listenplatz gar nicht brauchen. Dass aber die anderen beiden Direktkandidaten, Lukas Mielczarek (Osten) und Yousra El Makrini (Süden), dank eines Wahlkreis-Sieges zu ihnen stoßen, ist unwahrscheinlich. Dort sind kaum Hochburgen und der Landestrend sieht die Grünen aktuell unter 20 Prozent.

Linke Vertreter:innen der Linken saßen zuletzt von 2010 bis 2012 im NRW-Landtag. Die Umfragen sehen die Partei in aller Regel auch unter der Fünf-Prozent-Marke. Sollte sie diese im Mai knacken, würde davon Martin Koerbel-Landwehr, Personalratsvorsitzender der Uniklinik Düsseldorf, mit Listenplatz 6 sicher profitieren.

AfD Unter den 23 Listenkandidaten, die die AfD auf ihrer Internetseite veröffentlicht hat, befindet sich niemand aus Düsseldorf.

Zusammenfassung

  1. Fünf Düsseldorfer:innen gehören dem nächsten Landtag sicher an, weil sie gute oder sehr gute Listenplätze haben: Angela Erwin, Markus Weske, Rainer Matheisen, Mona Neubaur und Stefan Engstfeld.
  2. Zwei Düsseldorfer:innen kommen auf jeden Fall als direkt gewählte Abgeordnete hinzu, weil in ihren Wahlkreisen keiner der Bewerber:innen einen guten Listenplatz hat. Das gilt für den östlichen Wahlkreise (also Marco Schmitz, Oliver Schreiber und Lukas Mielczarek) und für den südlichen (Peter Blumenrath, Jürgen Bohrmann und Yousra El Makrini). Deshalb sind es auf jeden Fall mindestens sieben Abgeordnete aus der Landeshauptstadt.
  3. Und es könnten noch zwei mehr werden, wenn in den anderen beiden Wahlkreisen (Norden und Mitte/Linksrheinisch) nicht einer der Kandidat:innen mit gutem Listenplatz das Direktmandat holt. Gewinnt also Olaf Lehne gegen Markus Weske und Mona Neubaur und/oder Annika Maus gegen Angela Erwin und Stefan Engstfeld, dann steigt die Zahl auf acht oder sogar neun Abgeordnete aus Düsseldorf.
  4. Zieht dann auch noch Die Linke ins Parlament ein, könnte Martin Koerbel-Landwehr der zehnte Düsseldorfer dort sein.

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