Stadt- und Goethemuseum: Bitte entrümpeln oder verschenken

Der Journalist Hans Hoff hat in einer Kolumne für die &bdquo;Westdeutsche Zeitung“ einen ebenso bösen wie wahren Text über das Düsseldorfer Stadtmuseum geschrieben. Er erzählt darin, dass Freunde aus Berlin das Museum besuchten und es schlimm fanden. Der Autor besucht das Haus deshalb selbst, um die Kritik zu widerlegen – und stellt fest, dass es noch viel schlimmer ist, als die Freunde berichtet haben. Er nennt das Stadtmuseum eine &bdquo;in Räume gepresste Depression“. Zahlen aus dem städtischen Haushalt belegen diesen Eindruck. Dort steht, was Düsseldorf für sie ausgibt, wie viele Besucher und Einnahmen die Häuser erwarten und welcher Kostendeckungsgrad sich daraus ergibt. Dabei fallen erhebliche Unterschiede auf. Einige Museen liegen bei 10 oder sogar knapp 20 Prozent, der Aquazoo kommt gar auf 50 Prozent. Andere dagegen befinden sich im einstelligen Bereich und dort in der unteren Hälfte. Es geht in diesem Text nicht darum, die Zuschüsse für Kultur zu kritisieren. Natürlich sind Museen nicht wirtschaftlich, natürlich werden sie wesentlich durch Steuergelder finanziert. Das ist absolut in Ordnung so. Aber die Häuser mit dem niedrigsten Kostendeckungsgrad sind eben auch diejenigen mit den geringsten Erwartungen bei den Besucherzahlen. Das Stadtmuseum rechnet mit 25.000 Besucher:innen und käme dann auf einen Deckungsgrad von 5,5 Prozent. Das Goethe-Museum hofft auf 15.500 Gäste und läge bei 1,6 Prozent. Die Kosten für die Häuser betragen (Einnahmen schon abgezogen) 1,1 Millionen beziehungsweise 730.000 Euro. Ich frage mich, warum niemand auf diese Entwicklung reagiert. Es wirkt, als hätte man die Häuser aufgegeben und sich selbst überlassen. Kultur ist fördernswert, aber kein reiner Selbstzweck. Wenn sich offenbar kaum Bürger:innen für ein Haus und seine Sammlung interessieren, sollte man etwas ändern. Deshalb möchte ich hier andere Wege für die beiden Häuser diskutieren. Stadtmuseum Es gibt eine Menge Anreize, die einen theoretisch bewegen könnten, das Stadtmuseum zu besuchen. In der letzten Stunde der Öffnungszeit, zwischen 17 und 18 Uhr, ist der Eintritt frei, Sonntags müssen Besucher:innen den ganzen Tag nichts zahlen. Rund um die Ausstellungen gibt es einiges an Programm, thematische Führungen und Workshops für Kinder und Familien. Das sorgt punktuell für einige Gäste mehr, löst aber das grundsätzliche Problem des geringen Interesses nicht. Und das wiederum kann nicht in der Stadtgeschichte begründet liegen, denn in Düsseldorf ist in den 733 Jahren seit der Gründung genug passiert, das sich zu zeigen lohnt. Es geht um die Art der Präsentation. Ich habe vor einigen Jahren das Stadtmuseum von Singapur besucht. Ja, das ist ein Stadtstaat, und ja, dort leben mehrere Millionen Menschen. Das macht manches einfacher, aber entscheidend ist die Art, wie Stadtgeschichte dort erzählt wird. Es gibt dort kluge Ton- und Audioeffekte, große sicht- und greifbare Exponate und kluge digitale Ergänzungen. So werden viele Sinne angesprochen, und die Besucher bekommen den Eindruck, Geschichte mitzuerleben. Um mindestens in die Nähe einer solchen Präsentation zu kommen, bräuchte es die komplett neue Konzeption des Düsseldorfer Stadtmuseums. Das bringt uns zu der Frage der Lage. An der Berger Allee in der Carlstadt kann man nicht mit Laufpublikum kalkulieren, Tourist:innen kommen auf ihren Wegen eher selten dort vorbei. Eine zentralere Lage würde dem Haus helfen und ein Umzug den Gedanken einer Neu-Konzeption fördern. Denn es braucht nicht ein paar kleine Veränderungen, sondern eine sehr große. Goethe-Museum Beim Goethe-Museum kann man ebenfalls nicht sagen, nicht viel versucht zu haben, um Menschen ins Haus zu holen. Die Verantwortlichen kombinieren Goethe mit dem Künstler Heinz Mack oder mit Beethoven. Auf die Verbindungen kommt man nicht direkt und letztlich sind sie Ausdruck einer gewissen Verzweiflung, weil Goethe in Düsseldorf nicht zieht. Das ist insofern nachvollziehbar, als kaum jemand den Dichter mit der Stadt am Rhein verbindet. Dass es ein Goethe-Museum in dessen Geburtsstadt Frankfurt gibt und natürlich eines in Weimar, liegt auf der Hand. Das erwarten Besucher:innen dort, es ist sogar einer der Gründe, warum Menschen in die genannten Städte reisen. Dass es auch in Düsseldorf ein Museum gibt, hängt mit der größten Goethe-Privatsammlung zusammen. Sie umfasst rund 50.000 Objekte, aber ganz überwiegend Dinge, die man zwar ausstellen kann, die aber für Besucher nur bedingt reizvoll sind: Originalhandschriften, Bücher, Gemälde, Graphiken, Büsten und Kunsthandwerk. Die Objekte gehören der Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, die 1953 mit der Stadt einen Vertrag geschlossen hat. Darin wurden der Stiftung und dem Museum das Schloss Jägerhof als Standort zugesichert – und die Finanzierung. Eine Idee, die Sammlung attraktiver zu machen, wäre eine Kombination mit dem Theatermuseum, das heißt eine Art Düsseldorfer Literaturmuseum zu schaffen. Dort hätten Goethe und die Theatergeschichte ebenso ihren festen Platz, wie es weiteren Raum für andere Aspekte, Gattungen und Autor:innen geben könnte. Der andere Gedanke ist einer, der einem grundsätzlich immer schwerfällt: etwas aufzugeben. Natürlich ist die Sammlung bewahrenswert. Aber wenn sie auf Dauer nicht in einem Museum in Düsseldorf interessant ist, kann man überlegen, sie den anderen Sammlungen in Frankfurt oder Weimar zu schenken. Fazit Düsseldorf bekommt in diesem Jahr eine neue Kulturdezernentin oder einen neuen Kulturdezernenten. Sie oder er wird die neue Oper als ein Großprojekt auf der Agenda haben, aber ein neu gedachtes Stadtmuseum und eine Perspektive für die Goethe-Sammlung wären zweifellos auch gute Themen. Weiterführende Links Eine Übersicht über die Besucherzahlen der Düsseldorfer Museen seit 1999 Im Haushaltsplan der Stadt stehen die Museen, um die es hier geht, auf den Seite 1119 bis 1024 und 1037 bis 1042.

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