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Stephan Keller – der Abräumer

Bisher ging es beim Düsseldorfer Oberbürgermeister vor allem darum, keine Fehler zu machen. Im aufziehenden Wahlkampf versucht er nun, Situationen von vornherein zu vermeiden, die brenzlig werden können. Drei Fälle zeigen dies besonders anschaulich.
Veröffentlicht am 23. Oktober 2024
Oberbürgermeister Stephan Keller vor einer Sitzung des Düsseldorfer Stadtrats
Oberbürgermeister Stephan Keller bei der Vorbereitung einer Ratssitzung.

Ohne Konkurrenz ist das Leben einfacher. Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller hat die Jahre seit seiner Wahl 2020 ohne große politische Herausforder:innen verbracht. Zwar hat der grüne Kooperationspartner seiner CDU gelegentlich eigene Wege eingeschlagen oder die sozialdemokratische Opposition mal Forderungen durchgesetzt. Ganz grundsätzlich konnte der Rathauschef aber nach einem einfachen Grundsatz agieren: Vermeidet er Fehler, wie sie die Vorgänger Dirk Elbers (CDU) und Thomas Geisel (SPD) gemacht haben, ist sein Amt sicher.

Nun verändert sich die Situation – und mit ihr der Oberbürgermeister. Die SPD hat ihren OB-Kandidaten bereits benannt, die FDP zieht am 2. November nach, die Grünen am 6. November. Stephan Keller bekommt Konkurrenz, und es reicht nicht mehr, nur keine Fehler zu machen. Seine neue Strategie scheint nun zu sein, Probleme so zu beseitigen, dass sie gar nicht erst sichtbar werden. Die folgenden drei Beispiele zeigen, wie dieser Ansatz funktioniert:

Fortuna-Büdchen
Am Vormittag des 8. Oktober meldeten die Betreiber des Kiosks am Rheinufer, dass sie zum Jahresende raus müssen. Bei Facebook brach umgehend eine Welle der Sympathiebekundungen los und Kritik an wem auch immer, der das zu verantworten hat. Es kursierten Gerüchte, die Stadt habe das Büdchen verpachtet und nun den Vertrag gekündigt.

Stephan Keller lernte zur selben Zeit ein Berufsrisiko kennen: Dienstreisen. Er befand sich auf der Immobilien Expo Real in München und präsentierte dort neue Projekte für Düsseldorf. Da ließ es sich schlecht auf eine unerwartete Lage reagieren. Zumindest nicht persönlich. Zur Mittagszeit tauchten deshalb die Leiterin des OB-Büros und der Stadtsprecher am Fortuna-Büdchen auf. Sie versuchten herauszufinden, wem was gehört und wer wem gekündigt hat. Für ihren Chef verbreiteten sie anschließend ein Zitat: „Der Hilferuf der Betreiber hat mich erreicht und ich werde alles tun, um dieses Kult-Kiosk zu erhalten.“

Der Oberbürgermeister war damit der erste, der auf den Fall reagierte. Die SPD veröffentlichte erst am späten Nachmittag eine Solidaritätsvideo im Internet. Bevor andere sich als Kümmerer präsentierten und der Rathauschef eventuell desinteressiert erschien, räumte Stephan Keller das Thema ab.

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