Strack-Zimmermann als FDP-Retterin im Gespräch
Mal ganz persönlich: Ende vergangener Woche habe ich Christian Lindner in den „Tagesthemen“ gesehen. Dort versuchte er, hilflos stammelnd die hartnäckigen Fragen der famosen Moderatorin Jessy Welmer nicht oder nicht konkret zu beantworten. Am Ende tat er mir sogar ein bisschen leid und ich hätte auf die politische Zukunft dieses Mannes keinen Pfifferling mehr gegeben. Es war ein Desaster, und er wusste das.
Erwartungsgemäß hagelte es Kritik, besonders von Kommunikationsexperten. Sie sahen es so wie ich: Zwar von einer Gesamtverantwortung zu sprechen (wie Lindner es tat), aber konkret keine zu übernehmen, und das Narrativ aufzugreifen, von dem besagten Ampel-Trennungs-Papier (D-Day, offene Feldschlacht) nichts gewusst zu haben – das war schon ziemlich großes, aber schlechtes Kino. Sollte es so sein, hat er den Laden nicht im Griff und lässt zu, dass derlei brisantes Zeug unter seinem Radar durch die Gegend irrlichtert. Mit hohem Risiko für das, was Politiker gern als „Durchstechereien“ bezeichnen. Auch diesen Begriff benutzte er. Kannte er dagegen das Schreiben, dann hat er gelogen, und das ist genauso fatal.
So etwas nennt man eine Zwickmühle: Egal, was er tut, er kommt da nicht mehr raus. Oder nur schwer. Womöglich spielt er auf Zeit, und das könnte tatsächlich gelingen. Dennoch und zurück zu meinem Anfang: Seitdem Lindner wankt, suchen die Menschen – vermutlich auch bei der FDP – nach einer Alternative. So ging es mir auch: Wer ist bekannt, profiliert und erfahren genug, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen? Mir fielen zwei Namen ein: Alexander Graf Lambsdorff, derzeit deutscher Botschafter in Moskau. Und Marie-Agnes Strack-Zimmermann, seit Juni Abgeordnete im Parlament der Europäischen Union. Bevor sie nach Brüssel ging (warum auch immer), war sie neben oder meistens vor Lindner das bekannteste Gesicht der Liberalen. Was vor allem an ihrem strikten Kurs Pro-Ukraine-Waffenhilfe lag und ihr bei Gegnern die Beschimpfung Flak-Zimmermann einbrachte.
Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.
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