Pflegefall Uniklinik
Es ist Juli, und kein Fenster geht ganz auf. Für die Leute draußen ist irgendein Sommer, auf meiner Station in der Uniklinik Düsseldorf fürchtet man sich nachts davor, dass es der letzte sein wird. Gut ist, wenn man das Bett selbständig verlassen oder sich zumindest im Rollstuhl ans gekippte Fenster setzen kann. Mir gelingt beides seit Tagen nicht mehr. Die Nachwirkungen der Operationen hauen rein, die Therapien erst recht. Ich liege in Zimmer 17 auf harten Laken in meinem Erbrochenen und drücke mit dem Daumen unter der Decke zum fünften Mal auf den roten Knopf, der Hilfe holen soll. Vergeblich. Vor der Tür ist Lärm und viel zu tun. Zu viel. Ich will mich aufrichten, aber wegen Schläuchen und Beuteln und Kabeln und Nadeln an und in meinem Körper kann ich nicht. Dann summt es. Ich bekomme Panik. Durch den Fensterschlitz fliegt eine Wespe in meine Richtung. Ich reagiere allergisch auf Wespenstiche und ahne, wenn die sich jetzt in meinen Locken verfängt und Bock auf Angriff hat, bin ich verloren. Roter Knopf, roter Knopf, roter Knopf.
Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.
Unser Journalismus ist werbefrei und unabhängig, deshalb können wir ihn nicht kostenlos anbieten. Sichern Sie sich unbegrenzten Zugang mit unserem Start-Abo: die ersten sechs Monate für insgesamt 1 Euro. Danach kostet das Abo 8 Euro monatlich. Es ist jederzeit kündbar. Alternativ können Sie unsere Artikel auch einzeln kaufen.
Schon Mitglied, Freundin/Freund oder Förderin/Förderer?