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Was am Ende der Jürgensplatz-Debatte bleiben wird

Im Internet kann man Vorschläge für den neuen Namen des Platzes am Polizeipräsidium einreichen. Dort gab es am Wochenende mehrere hundert Kommentare: jede Menge Trash, aber auch viele gute Gedanken. Ich erkläre, warum die Diskussion so lange dauert und was nun die Favoriten sind.
Veröffentlicht am 10. März 2025
Aufruf Stadt Düsseldorf zur Beteiligung an Umbenennung Jürgensplatz
Unser Bild zeigt, wie viele Menschen in den vergangenen Tagen auf der Seite zum Jürgensplatz aktiv waren: Es gab über 450 Beiträge und mehr als 20.000 Bewertungen.

Bürgerbeteiligung ist eher selten Anlass für hunderte Internet-Beiträge und Sonderschichten im Rathaus. In der Frage, wie der Jürgensplatz in Unterbilk künftig heißt, ist aber genau das passiert. In der ersten Märzwoche verbreitete sich die Freude an Vorschlägen offensichtlich massiv: Fußballfans aus ganz NRW trugen Ideen ein und Rivalitäten aus, Menschen, die politisch eher links stehen, präsentierten ihre Favoriten und ein paar Verschwörungstheoretiker auch.

So wuchs die Zahl der Kommentare und Bewertungen der Vorschläge – zunächst ungebremst. Am Freitagabend (7. März) schaltete sich dann jemand von der Stadt ein, sortierte die Beiträge und erklärte, wann eine Idee ungeeignet ist. Dies ist insbesondere der Fall, wenn die Person noch lebt, da Straßen ausschließlich nach Verstorbenen benannt werden. Schlechte Nachrichten für die Fußballfans oder die Befürworter des Jacques-Tilly-Platzes. Der aktuelle Stand ist hier zu finden.

Die ohnehin schon lange Debatte um den Jürgensplatz ist damit um noch eine ungewöhnliche Episode gewachsen. Um die jetzigen Vorschläge einordnen zu können, erläutere ich deshalb zunächst, was bisher geschah:

Ausgangspunkt: Stadt untersucht historisch belastete Straßennamen
Die meisten Ehrungen auf Straßenschildern sind in Düsseldorf mindestens Jahrzehnte alt. Über Personen, die man einst würdigte, wurde später bekannt, dass sie Kolonialismus, Militarismus, Antisemitismus oder Nationalsozialismus aktiv gefördert haben. Deshalb beauftragte der Kulturausschuss 2018 einen wissenschaftlichen Beirat, die Straßennamen in Düsseldorf auf solche Fälle zu untersuchen und Empfehlungen abzugeben.

Bastian Fleermann, Leiter der Mahn- und Gedenkstätte, und Benedikt Mauer, Leiter des Stadtarchivs, präsentierten schließlich die Ergebnisse: In zwölf Fällen stufte der Beirat die bisherigen Namensgeber als „historisch schwer belastet“ und „nicht haltbar“ ein und empfahl, die Straßen umzubenennen. Den Abschlussbericht finden Sie hier.

Umsetzung in den Stadtteilen
In der Praxis kümmerten sich darum die Bezirksvertretungen, weil sie die Situation vor Ort am besten einschätzen können. Sie informierten die Bürger:innen und diskutierten Vorschläge. Auch damals konnte man im Internet Ideen einreichen, am Ende gab es 45 Beiträge in dem Forum. Das erklärt, warum die jetzige Meinungsvielfalt überraschend kam.

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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