Wer mit dem Oberbürgermeister die Stadt regiert – und wer nur dabei ist
Im Verwaltungsvorstand ist in den vergangenen Monaten einiges passiert: Zwei Beigeordnete wurden wiedergewählt, zwei andere verabschiedeten sich. Nach dem Wechsel von Ordnungsdezernentin Britta Zur zur Deutschen Bahn besetzte Oberbürgermeister Stephan Keller den Posten nicht neu. Er verteilte die Aufgaben auf drei seiner Kollegen. Mindestens bis zur Kommunalwahl im Spätsommer 2025 gelten nun Zuschnitt und Besetzung der Rathaus-Spitze. Für mich war das der Anlass, die Beteiligten vorzustellen und ihren Einfluss in der Düsseldorfer Politik zu erörtern.
Zunächst einige grundsätzliche Aspekte: Die Beigeordneten ähneln in vielen Punkten den Minister:innen in der Bundes- oder einer Landesregierung. Sie sind für Ressorts verantwortlich und haben einen dazu passenden Verwaltungsapparat. Ihr Dezernat bildet das Dach, unter dem verschiedene städtische Ämter zusammengefasst sind.
Das Gegenstück zur Kabinettssitzung ist im Rathaus die Konferenz des Verwaltungsvorstands. Und so wie in Bund und Land gibt es Spitzenbeamt:innen, die dort mächtiger sind, und andere mit schwächerer Position:
Burkhard Hintzsche (Stadtdirektor)
Gerhard Schröder war Bundeskanzler und es gab noch keine Smartphones, als Burkhard Hintzsche zum Beigeordneten in Düsseldorf gewählt wurde. Er begann 2003 mit einem kleineren Ressort, das über die Jahrzehnte wuchs und 2015 um die Position des Stadtdirektors ergänzt wurde. Seitdem ist der gebürtige Duisburger formal Rathaus-Chef, wenn Stephan Keller Urlaub hat.
Dass ein Beigeordneter drei Amtszeiten erlebt, ist gerade in Großstädten selten. Das gilt für Burkhard Hintzsche umso mehr, weil er seinen Posten auf SPD-Ticket erhielt und mittlerweile unter dem dritten CDU-Oberbürgermeister arbeitet. Das ist ihm auf zwei Wegen geglückt: thematische Stärke und leiser Macht-Instinkt.
Das Dezernat von Burkhard Hintzsche verantwortet die Themen Schule und Bildung, Soziales, Jugend und Sport. Das sind personell und finanziell große Bereiche der Stadtverwaltung. In all den damit verbundenen Fragen erscheint der Stadtdirektor stets gut vorbereitet, antwortet verbindlich und nur im Notfall mit Endlossätzen, bei denen man anschließend nicht mehr sicher ist, was man gefragt hatte.
Den Macht-Instinkt bewies Burkhard Hintzsche in zwei Richtungen. Er musste den Oberbürgermeistern das Gefühl geben, ihnen nicht gefährlich zu werden. Deshalb hat er sich von möglichen OB-Kandidaturen immer ferngehalten. Zugleich musste er Angriffe von Leuten abwehren, die seinen Posten gerne hätten.
Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.
Unser Journalismus ist werbefrei und unabhängig, deshalb können wir ihn nicht kostenlos anbieten. Sichern Sie sich unbegrenzten Zugang mit unserem Start-Abo: die ersten sechs Monate für insgesamt 1 Euro. Danach kostet das Abo 8 Euro monatlich. Es ist jederzeit kündbar. Alternativ können Sie unsere Artikel auch einzeln kaufen.
Schon Mitglied, Freundin/Freund oder Förderin/Förderer?