Wie im Rathaus gute Führung funktioniert und Digitalisierung vorankommt

Aufzuzählen, was in der Stadtverwaltung nicht richtig funktioniert, ist vermeintlich leicht und auf jeden Fall langweilig. Auch ich kritisiere in meinen Texten den langsamen Fortschritt beim Radwegebau, die anhaltenden Probleme von Menschen, die eine bezahlbare Wohnung suchen, oder fehlende Debatten zur Grundsteuer. Spannender ist es aber zu schauen, wo etwas gut funktioniert und was man davon lernen kann. An dieser Stelle kommt ausgerechnet die Digitalisierung in den Blick, ein Thema, das eigentlich ebenfalls für Klagen über Rückstände prädestiniert scheint.
Vor gut zwei Jahren stimmte das noch. Damals legte der zuständige Dezernent Michael Rauterkus seinen Bericht zum Onlinezugangsgesetz vor. Er lobte eine Lage, in der Düsseldorf bei den meisten Abläufen gerade einmal die unterste Stufe der Digitalisierung erreicht hatte: PDF-Dateien zum Herunterladen und Ausdrucken. Als Zusatzargument für die Eigen-Hymne führte er an, man sei wesentlich weiter als Wuppertal.
Wenig später endete die Amtszeit des Dezernenten sehr vorzeitig. Der Stadtrat drohte mit Abwahl, der Betroffene kam dieser durch den Wechsel in eine Landesbehörde zuvor. Oberbürgermeister Stephan Keller, der die Abwahl befürwortet hatte, schlug damals einen seiner engsten Vertrauten als Nachfolger vor: seinen Büroleiter Olaf Wagner.
Das Zeichen war eindeutig. Der Rathauschef signalisierte, dass er zu Einschnitten im eigenen Bereich bereit war, um sicherzustellen, dass es bei der Digitalisierung nun vorangeht. Das musste allerdings auch gelingen, eine zweite Pleite wäre fatal gewesen.
Olaf Wagner brachte einige gute Voraussetzung mit, aber auch ein Risiko. Als studierter Verwaltungswirt hatte er an verschiedenen Stellen bei der Bundesagentur für Arbeit gewirkt (Solingen, Düsseldorf und Nürnberg), bevor er 2003 zur Stadt Köln wechselte. Dort war er unter anderem Geschäftsführer des Jobcenters sowie Chef des Amts für Personal- und Verwaltungsmanagement. Man konnte davon ausgehen, dass er organisieren kann. Ob er aber mit Mitte Fünfzig für das Zukunftsthema schlechthin der richtige ist, war offen.
Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.
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