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Wie sich rechte Burschenschaftler in Düsseldorf vernetzen

Bei der Rhenania-Salingia sprechen Szenegrößen und werden AfD-Karrieren vorbereitet. Hinter den Mauern ihrer Verbindungshäuser haben sich einige Studierende der Landeshauptstadt radikalisiert.
Von Marc Latsch (Text)
und Andreas Endermann (Foto)
Veröffentlicht am 1. Juli 2024
Burschenschaft Rhenania Salingia
Nicht weit vom Landtag neben der Kniebrücke: das Haus der Burschenschaft Rhenania-Salingia in Düsseldorf.

Von außen fällt das Gebäude kaum auf. Ein schlichter, weißer Stuckbau, in einer halb von den Ausläufern der Rheinkniebrücke verdeckten Nebenstraße. Lediglich die Flagge am Haus, eine kleine Steintafel und drei Flyer im Fenster deuten auf die Bewohner hin. Ein älterer Mann, der gerade mit einer Frau in die Straße einbiegt, fasst das seiner Begleiterin so zusammen: „Jetzt kommen wir gleich an den Nazis vorbei, pass mal auf.“

In Düsseldorf gibt es insgesamt sechs Studentenverbindungen – fünf für männliche, eine für weibliche Studierende. Es sind alles recht kleine, mitunter skurril wirkende Gruppierungen, die unterschiedlichen Verbänden angehören. Eine von ihnen setzt sich für die Jagdtradition ein, zwei weitere für den katholischen Glauben. Andere verstehen sich als explizit politisch, mindestens eine ist dabei offen rechts. Es ist die Burschenschaft Rhenania-Salingia, die mit dem Stuckbau.

Zwei Tage nach meinem Besuch haben sich dort „Düsseldorf stellt sich quer“ und „Offenes Antifaschistisches Treffen“ für eine Protestaktion angekündigt. Auslöser ist ein Vortrag des Düsseldorfer Anwalts Björn Clemens in den Räumen der Rhenania-Salingia über ein mögliches AfD-Verbot. Clemens ist als Strafverteidiger und Aktivist der rechten Szene bekannt und war einst stellvertretender Bundesvorsitzender der Republikaner. Im Demoaufruf nennen ihn die Veranstalter einen „Nazi-Anwalt“, dessen Vortrag nicht ungestört bleiben dürfe. Clemens ist selbst „Alter Herr“ der Rhenania-Salingia. Ex-Studierende bleiben ihren Burschenschaften so auf Lebenszeit verbunden.

Die Tradition der Burschenschaften geht auf den Beginn des 19. Jahrhunderts zurück. Im Zuge des deutschen Einheitsstrebens sollten die studentischen Zusammenschlüsse der jeweiligen Kleinstaaten zu einem Gesamtkonstrukt zusammengeführt werden. 1815 gründete sich daraufhin in Jena eine Ur-Burschenschaft mit den Grundsätzen „Ehre, Freiheit, Vaterland“. Heute sind die Burschenschaften in Deutschland wieder zersplittert. In den vergangenen Jahrzehnten gab es eine Austrittswelle aus der sich immer stärker offen rechts positionierenden Deutschen Burschenschaft (DB). Noch gibt es offiziell 66 Mitgliedsbünde aus Deutschland und Österreich. Die Rhenania-Salingia ist eine davon.

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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