Zum Abschied eine Vase, ein Du und den Wunsch-Nachfolger
10.00 Uhr: Marie-Agnes Strack-Zimmermann nimmt ein Mikrofon und bittet die Menschen im Saal, sich zu setzen. Der Parteitag solle pünktlich beginnen.
10.01 Uhr: Marie-Agnes Strack-Zimmermann nimmt sich erneut das Mikrofon und bittet die Menschen im Saal, sich doch jetzt zu setzen.
10.02 Uhr: Die mehr als 200 Menschen im Saal sitzen. Der Parteitag des Düsseldorfer Kreisverbandes der FDP beginnt.
Laut Tagesordnung steht an diesem 16. März ein ganz normales Jahrestreffen der hiesigen Liberalen an – mit Berichten von Schatzmeistern und Kassenprüfern, Antragscontrolling oder der Wahl von Delegierten zum Landesparteitag. Doch hinter zwei der gängigen Programmpunkte verbirgt sich etwas Besonderes. Der Bericht der Kreisvorsitzenden und die Wahl des Kreisvorsitzes bedeuten Abschiedsrede von Marie-Agnes Strack-Zimmermann und Abstimmung über ihre Nachfolge. Zehn Jahre hat die Noch-Bundestagsabgeordnete und Bald-Europaparlamentarierin den Verband geführt, nun macht sie Platz für andere.
Bis zu deren Wahl ist sie aber noch die Chefin und ehrt deshalb zum Beispiel Mitglieder, die vor 25 oder 50 Jahren in die FDP eingetreten sind. Bei Auftritten von Marie-Agnes Strack-Zimmermann ist es wie bei Konzerten der Rolling Stones. Bei den einen erwartet man „Satisfaction“, bei der anderen gepflegte Ruppigkeit. Die ersten Worte ins Mikrofon klangen noch leise, bei der ersten Ehrung ändert sich das. Das erste Mitglied, das auf der Bühne gewürdigt wird, greift nach seiner Urkunde, bevor die Vorsitzende deren Text vorgelesen hat. „Seien Sie doch nicht so gierig“, sagt sie.
Ihr Rechenschaftsbericht wenige Minuten später ist keiner. Er ist ein Best-of: Die Lage war noch nie so ernst. Gegenwind stählt den Charakter. Wer geliebt werden will, soll sich eine Partnerin oder einen Partner suchen – „oder auch mehrere“. Everbody’s Darling ist everbody’s Depp.
Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.
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