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Bambi war zweimal in Düsseldorf – und lahmte damals schon

Ob der TV-Preis des Burda-Verlags 2024 nochmals vergeben wird, ist derzeit unsicher. Sollte das putzige Tierchen verschwinden, wäre das nicht verwunderlich. Ich war 2007 und 2012 dabei und erlebte eine skurrile Veranstaltung.
Veröffentlicht am 10. Juli 2024
Bambi-Verleihung 2012 in Düsseldorf
Bambi-Verleihung 2012 in Düsseldorf: Prächtige Kulisse, viele Stars – aber auch viele Längen und viel Langeweile. Foto: Stadtarchiv / Benedikt Jerusalem

Der Preis, seit Dezember 1953 jährlich vergeben, kam erstmals 2007 in die NRW-Landeshauptstadt. Modehändler Albert Eickhoff (gestorben 2022) hatte maßgeblich an dieser Entscheidung mitgewirkt. Er war eng befreundet mit Patricia Riekel, Chefredakteurin der Zeitschrift „Bunte“. Dieses Fachorgan der Reichen und Schönen erscheint im Burda-Verlag, und dort hatte Riekel schon lange, gemeinsam mit ihrem Partner Helmut Markwort (Erfinder des „Focus“), die Regie für Bambi inne.

Eickhoff konnte seine Freundin überzeugen, den Tross rund ums Rehlein (das übrigens im gleichnamigen Disney-Film ein junger Hirsch ist) nach Düsseldorf zu bringen. Was der damalige Oberbürgermeister Joachim Erwin mit Wonne und aus tiefster Überzeugung unterstützte. Kein Wunder: Wenn Bambi an die Frau oder den Mann kam, war stets die ARD dabei. Die Party wurde im ersten Programm zur besten Sendezeit gezeigt, und das war in Geld kaum aufzuwiegende Werbezeit.

Es dürfte daher kein Problem gewesen sein, für das Fest den großen Saal des Congress Centrums an der Messe nutzen zu dürfen. Zu welchen Bedingungen ist nie offen kommuniziert worden. Meine Annahme: zum Nulltarif. Schließlich war man dankbar, überhaupt zum Zuge zu kommen.

Womit wir beim Geld wären, und das war und ist ein – sagen wir: diffuses Thema. Bambi war immer karitativ, ohne Zweifel. Es gab viele wohltätige Programme, die man unterstützte, und dies natürlich auch laut kommunizierte. Aber unterm Strich wird das Rehlein dem Burda-Verlag Geld gebracht haben. Es gab Heerscharen von Sponsoren, für die es hoch lohnenswert war, an diesem Abend gratis ihre Produkte zu stellen, womöglich plus Geld. Schließlich standen ja TV-Zeiten mit enormer Werbewirkung in Aussicht. Dass Burda diese Sause aus rein altruistischen Gründen über die Jahre organisierte, halte ich für unwahrscheinlich. Der Umsatz an Sponsorengeldern war enorm und entwickelte im Laufe der Jahre eine eigene Dynamik. Jedenfalls arbeitete bei Burda ein komplettes Team nur für und am Bambi.

Geehrt, bedacht oder was auch immer wurden durchweg bekannte Menschen – nur ein paar Beispiele aus der schier endlosen Liste: Sophia Loren, Keanu Reeves, Michael Douglas, Peter Alexander, Udo Jürgens. Einige sogar mehrfach. Internationale Stars, deutsche Prominente, aber auch verdiente Normalos durften die vergoldete Figur mit nach Hause nehmen. Die Liste liest sich wie ein Who’s-who der globalen Film-Elite, und die Deutschen, Österreicher und Schweizer waren eh dabei.

Der niederländische Sänger und Schauspieler Johannes Heesters, zuletzt scheinbar mit dem ewigen Leben gesegnet, bekam in seinen letzten Lebensjahren jährlich die Auszeichnung, weil er sich offenbar weigerte zu sterben und man sich die Peinlichkeit ersparen wollte, ihn nicht mehr zu ehren. Was allerdings zu grenzwertigen Momenten führte, wenn seine viel jüngere Frau Simone den kaum noch ansprechbaren Greis auf die Bühne schob und ihm den x-ten Bambi in die welken Hände legte. Heesters starb 2011 – mit 108 Jahren. Zehnmal bekam er die Trophäe, beim letzten Mal jedoch nicht mehr vor Publikum.

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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