Tammani an der Bilker Allee 1 in Düsseldorf Unterbilk
Tammani heißt der japanische Deli neben der Bilker Kirche.

Bilker Allee: Rambo Zambo, tagsüber

Die West-Ost-Verbindung in Unterbilk bietet auf gut einem Kilometer Länge eine gewaltige gastronomische Auswahl. Unser Autor erläutert die Highlights zwischen Bilker Kirche und Corneliusstraße – und beginnt gleich bei Hausnummer 1.
Von Konrad Schnabel (Text)
und Andreas Endermann (Foto)
Veröffentlicht am 25. April 2025

Die Bilker Allee hat schlechtere Tage erlebt. Von den 90er Jahren bis zum Ende der Coronazeit glich sie einem Boulevard Of Broken Dreams. Leerstand, verwahrloste Ecken, ein ständiges Kommen und Gehen. Doch in jüngster Zeit hat sie sich wieder herausgeputzt. Sie boomt und ist tagsüber sehr belebt.

Auf rund einem Kilometer Länge bietet die BA alle Annehmlichkeiten, die das urban-bürgerliche Herz begehrt: Es gib zig Cafés, Imbisse, Kneipen, Büdchen, Bäckereien, (Wett-) Büros und Arzt-Praxen. Sogar zwei Krankenhäuser sind fußläufig erreichbar. Daneben existiert ein wilder Mix aus Filialen (Stadtsparkasse, Rewe, Kodi, Penny, dm, Pizza Hut, Jacques Weindepot) und hübschen eigentümergeführten Geschäften wie michels blumen (BA 52).

michels blumen an der Bilker Allee in Düsseldorf Unterbilk

Die eigentliche Attraktion der flotten Meile ist aber ihr multikulturelles Gastronomie-Angebot. Die meisten Lokale sind eher klein, verfügen aber über Trottoir-Terrassen und Take-Away-Service. Der Schwerpunkt liegt auf dem schnellen Tagesgeschäft. Der Boom der asiatischen, insbesondere japanischen Küche hat auch hier seine Spuren hinterlassen.

Die kulinarische Reise beginnt bereits bei Hausnummer 1 mit einem Höhepunkt: Tammani heißt der japanische Deli im winzigen Ecklokal. Die Mittagskarte wechselt täglich. Fantastische Nippon-Hausfrauenküche (etwa frittierter Ingwer-Soja-Thunfisch mit Avocado-Creme, Reis und Salat), Udon-Nudelsuppen, Matcha-Tee, Kaffeespezialitäten oder Kuchen werden serviert. Alles frisch, delikat und hochwertig. Nicht nur junge japanische Mütter und WDR-Moderatorinnen kehren hier gerne ein. Für Veganer geeignet.

Gleich nebenan lässt sich die Pizzeria Uscana nicht lumpen und haut ihre Steinofen-Pizzen mittags für neun Euro raus. Auch nach über drei Jahrzehnten einfacher cucina steht den rustikalen Italienern das Nudelwasser noch lange nicht bis zum Hals.

Der beste Kaffee weit und breit wird im warmen Vintage-Ambiente des süditalienischen Caffè Ma gebrüht. Auch sizilianisches Streetfood (üppig belegte Ciabattas oder Focaccias), ultrasüße Sünden wie Obsttorten oder Cannoli gehören zu den Spezialitäten des Hauses (BA 38). 

Asian Thai Street Kitchen nennt das alteingesessene und aufwendig modernisierte Sawatdy seine leicht bekömmliche Mischküche aus dem Wok. Aromenfeuerwerke darf man nicht erwarten, dafür flott zubereitete, sättigende und preiswerte (Mittags-) Gerichte aus dem Wok (BA 39). Ramen Takeso bietet außer den typischen Ramen (chinesische Nudeln mit Suppe und Beilagen aus Japan) ein paar Tellergerichte mit Tofu und Hühnchen (BA 56), Im Ănbánhmì Deli sind neben den typisch vietnamesischen Sandwiches Bánh Mì auch die Reisnudelsuppen eine Show (Friedenstraße 65).

Ănbánhmì Deli an der Friedenstraße 65 in Düsseldorf Unterbilk

Direkt daneben residiert seit ein paar Monaten der etwas zu düster designte „Japanese Fusion“-Deli Fave. Dessen Chicken- oder Yakinuku Burger mit mariniertem Rindercarpaccio, Cheddar, Feldsalat, frittierten Zwiebeln und „Special Sauce“ sind selbst in Nippon-Town etwas Besonderes. Auch Sushi, Bowls und andere japanische Leckereien gehören zum Sortiment. Alles wird frisch zubereitet – man sollte also Zeit mitbringen (Friedenstraße 65).

Dort, wo kürzlich noch ukrainische Hobby-Köche vergeblich ihr Glück versuchten, hat Daichi Kichida seine zweite Narumi-Sushi-Filiale (die erste logiert an der Hüttenstraße). Mit kreativem Sushi, Bowls mit Teriyaki-Hähnchen und Mochi-Eis will er das japanische Repertoire erweitern (BA 79).

Regional, frisch zubereitet und gutbürgerlich sind die Gerichte von Peter Wolf, dem „Chef und Küchenbullen“ vom 12 Apostel. Schweinefleisch und Steaks kommen wie saisonale Stars à la Spargel, Pfifferlinge, Matjes, Muscheln, Gänse oder Grünkohl auf den rustikalen Holztisch (BA 87).

Zwei sehr beliebte Dönerbuden konkurrieren im direkten Blickkontakt um die Gunst der Drehspießgesellen: die frisch renovierte Koc-Döner-Welt (Kronprinzenstraße 102) und der Deniz Imbiss (BA 95). Letztere ist laut einer Publikums-Abstimmung des Gastronomie-Magazins Falstaff eine seit Jahrzehnten beständige, aber eher unauffällige einmal-mit-alles-Institution – die beste Dönerbude Düsseldorfs und viertbeste in ganz NRW.

Der Covent Garden ist ein modernes Hangout für digitale Nomaden und anderes internationales Publikum. Kaffeespezialitäten, Naturweine, diverses Hochprozentige und ein kleines Angebot an Snacks, Kuchen und Eis locken an die breite Fensterfront (BA 126).

Für größere Gesellschaften oder Feiern eignen sich die Groß-Gaststätten Rodizo Royal, ein brasilianischer all-you-can-eat-Grillfleischtempel für karnivore Gourmands (Elisabethstraße 82) und Fuchs im Hofmann‘s mit „lecker Essen“, besserbürgerlicher Küche, Füchschen-Alt, Fortuna-Stammtisch und rheinischer Gemütlichkeit (Benzenbergstraße 1).

Fuchs im Hofmann's an der Bilker Allee in Düsseldorf Unterbilk

Die Blende ist die ikonischste Rockkneipe der Landeshauptstadt. Gutes Bier, schlechter Wein. Billard, Darts, Spielautomat, Fußball-Übertragungen und Hardrock around the clock. Nachmittags oftmals ein Ball der einsamen Herzen, abends fast immer ein Hort der kollektiven Ekstase. In einer hippen Stadt voller Wein-Bars (eine gibt’s hier gleich gegenüber (Williams Bar & Kitchen) eigentlich ein Relikt. Doch das stört das charmant-resolute Thekenpersonal beim Erfolg des Kneipenklassikers nicht weiter (Friedrichstr. 122).

Sehr beliebt ist auch das mediterrane Restaurant Cemo. Im wuseligen (studentischen) Treiben sorgen türkische Pizzen, Salate und Mezze für gute Laune und volle Mägen (BA 178). Anders als im Bundestag herrscht im Café Lemonade absoluter Frauenüberschuss. Auf der Tafel: selbstgemachte Limonaden, (vegane) Kuchen und ein paar zeitgemäße Snacks (BA 180).

Das Ende der Reise bildet das Bilker Häzz, eine kuschelig eingerichtete Bar mit Bier und Longdrinks für Fortuna-, Broilers- und Tote Hosen-Fans. Normaler Betrieb ist dort inzwischen selten. In der Regel steht eine von zahlreichen Pubquiz-Varianten, ein Bingo-Abend oder ein Live-Crime-Event auf dem Programm (BA 208).

Bilk ist bunt. Die Bilker Allee ist polaroid. 


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