Brief an „dr Lorenz“, oder: Wenn Du nicht bald zurückkommst, wird ne andere Jong Deinen Platz einnehmen

Lieber Lorenz, Heut hab ich ne Herzping,hast unser Rendez-vous bei Sonnenaufgang auf unserem Balkon wieder mal vergessen,seit der Herbst gekommen ist. Wenn du nicht erscheinst,werden die Tage kalt, lang und dunkel.Alles es mir piepejal,ich brahtsche für nichts und mein Leben ist ein Menkenkes. Du denkst sicher, dass ich bekloppt bin.Ich weiß, ich weiß, und gebe zu,dass ich, als ich in Lima wohnte, dich ablehnte,dass du mir dort gleichgültig warst, ich dich nicht zu schätzen wusste.Dort warst du mir zu kräftig.In Düsseldorf aber ist alles anders. Lorenz, mein Latinokörper vermisst dich, wenn du nicht da bist.Ich vergesse alle Diäten und wegen deiner Abwesenheit würd‘ ichsogar einen vollen Topf Altbiersuppe verkasematuckeln. Nicht zu wissen, wann ich dich wiedersehe, macht mich plemplem,dein Freund sagt mir, dass du morgen kommst.Aber Lorenz, wenn du nochmal unser Date vergisst,schwöre ich dir, dass ein anderer Jong deinen Platz einnehmen wird. Sie fragen sich vielleicht &bdquo;Was ist das denn?“. &bdquo;Wer ist ,dr Lorenz‘?“. Und &bdquo;Was ist mit ,plemplem‘, ,verkasematukeln‘, &sbquo;betüttele‘ gemeint?“. Ich bitte Sie um ein wenig Geduld, ich erkläre es Ihnen. Das, was Sie gerade gelesen haben, ist mein Weg, Ihre Aufmerksamkeit zu wecken und Ihnen so meine Erfahrungen mit &bdquo;der Mundart des Düsseldorfer Rheinisch“ zu vermitteln, wie es der Düsseldorfer Gelehrte und Experte auf diesem Gebiet, Heinrich Spohr, nennt, der bereits mehrere Bücher zu diesem Thema veröffentlicht hat. Nach Ansicht Spohrs ist &bdquo;die Mundart des Düsseldorfer Rheinisch, keine platte Sprache, sondern eine eigenständige Sprachvariante des Rheinischen Dialekts – lebensvoll, bildhaft und kreativ“. Mein Interesse an der Düsseldorfer Mundart wurde geweckt, als ich dieses Jahr durch Zufall auf zwei Bücher des schon erwähnten Autors gestoßen bin, die mich faszinieren, nämlich &bdquo;Dr Affekat em Zuppejröns“ (2015) sowie &bdquo;De Aapefott böllkt Zapperlot. Begriffe der Düsseldorfer Mundart. Bedeutungen und Herkunft“ (2017). Ich bin zwar nicht in Düsseldorf geboren, fühle ich mich aber dennoch mit Begriffen, die in dem Buch beschrieben werden, verbunden, da deren Ursprung sehr nahe dort liegt, wo ich heute lebe. Und ich fühle mich nicht nur verbunden, ich habe mich beim Lesen auch amüsiert und viel gelernt, da der Autor anhand praktischer Beispiele den Gebrauch dieser Wörter erläutert. Dadurch fühlte ich mich ermuntert, einiges, das in den Büchern zitiert wird, auf meine Weise vom Gelesenen ins Geschriebene umzusetzen. Und wer ist jetzt &bdquo;dr Lorenz“? Nun, &bdquo;dr Lorenz“ ist kein Mensch aus Fleisch und Blut, zu dem ich mich wahnsinnig hingezogen fühle, sondern es handelt sich hier um unser Sonnengestirn. Zitat: &bdquo;Laurenz, Lorenz, Löres. Der Vorname wird besonders in Volmerswerth und Hamm als synonymer Ausdruck für die stark scheinende Sonne verwendet.“ Und das &bdquo;dr“ davor ist der Artikel. Jetzt, wo Sie wissen, wer &bdquo;dr Lorenz“ ist, werden Sie meinen Brief besser verstehen. Wenn ich der Sonne all das, was ich empfinde, schreibe, wenn sie morgens nicht auf meinem Balkon erscheint, dass mir ihre Abwesenheit Schmerz (Ping) bereitet, dass mir dann alles egal ist (piepejal), dass ich ohne Grund weine (brahtsche) und dass mein Leben ein Durcheinander ist (Menkenkes). Dass ich mich aber gleichzeitig verwöhnen lasse (betüttele), dass mich ihre Abwesenheit dazu bringt, zuviel zu essen (verkasematukeln) und mich verrückt macht (plemplem). Aber vor allem, dass, wenn sie nicht bald auftaucht, ich sie für einen jungen Mann (Jong) verlassen werde; in der Wirklichkeit natürlich etwas Unmögliches, denn &bdquo;dr Lorenz“, der Einzigartige, ist eben &bdquo;dr Lorenz“. Abschließend ist ja wohl klar, dass ausgerechnet ich nicht beabsichtige, Ihnen hierdurch &bdquo;Düsseldorfer Rheinisch“ beizubringen, auf diesem Gebiet bin ich keine Expertin. Ich möchte Sie einfach ermutigen, sich auf Ihre Ursprünge zu besinnen, auch mit der Düsseldorfer Mundart, die noch heute Teil der lebendigen Kultur dieser Stadt ist. LiteraturHeinrich Spohr, Wörterbuch der Düsseldorfer Mundart. Deutsch – Düsseldorfer Rheinisch, 2013. Heinrich Spohr, &bdquo;Dr Affekat em Zuppejröns. Begriffe der Düsseldorfer Mundart, Bedeutung und Herkunft“, 2015.

Brief an „dr Lorenz“, oder: Wenn Du nicht bald zurückkommst, wird ne andere Jong Deinen Platz einnehmen

Brief an „dr Lorenz“, oder: Wenn Du nicht bald zurückkommst, wird ne andere Jong Deinen Platz einnehmen

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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