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Der coolste Ort in Düsseldorf

Im Bilker Bunker gibt es die Musikbar „Schleuse Zwei“. Sie feiert die DJ-Kultur und erinnert mich an die Harpune, den Q-Stall und den Salon des Amateurs in seinen besten Zeiten.
Veröffentlicht am 2. November 2023
Musikbar Schleuse Zwei in Düsseldorf
Die Musikbar Schleuse Zwei kombiniert die massiven Mauern des Bilker Bunkers mit Lichtkunst.

Wir wissen, dass wir wohl auf dem richtigen Weg sind, als wir das Untergeschoss des Bilker Bunkers gerade erst erreicht haben. An der Garderobe vor der Musikbar „Schleuse Zwei“ gibt es nicht einfach ein paar Kleiderständer für Jacken und Mäntel. Dort hängt ein Karussell, wie man sie aus Reinigungen kennt, wenn dort Hemden und Blusen im Kreis gefahren werden, bis die vorne sind, die zur Nummer auf dem Zettelchen passen. An solch einem Karussell landen nun unsere Jacken. Dann geht es tiefer in den Bunker – und zur nächsten Überraschung.

Ich hatte erwartet, dass ich dort nur rohen Beton sehe. Da man inzwischen aber regelmäßig in neue Gebäude kommt, in denen die Wände unverputzt geblieben sind, wäre das für diesen Ort ein bisschen langweilig gewesen. Das haben sich die Verantwortlichen in Bilk offenbar auch gedacht, denn sie kombinieren die massiven Mauern mit filigranen Arbeiten eines Lichtkünstlers. An einem Teil der Wände und Decken hängen dunkle Stoffbahnen, darauf sind Röhren geschraubt, die in wechselnden Farben leuchten.

Das fasziniert offenbar nicht nur Menschen im etwas fortgeschrittenen Alter wie meine Begleitung und mich. Bei unserem Besuch trafen wir eine ganze Reihe Menschen, die in den späten Neunzigern oder frühen Nullern geboren sind, bei denen Schnurrbärte und bauchfreie Oberbekleidung ein gelungenes modisches Statement sind. Auch deshalb hatte ich das Gefühl, am gerade coolsten Ort der Stadt zu sein.

Die Schleuse Zwei setzt unten fort, was der Bilker Bunker oben seit seiner Eröffnung Ende August ausstrahlt. Das Gebäude, das im Zweiten Weltkrieg vor Bomben schützen sollte, ist nun ein Ort für Ausstellungen, Showrooms, Wohnen. Und für DJs: Der große Raum hinter der Karussell-Garderobe ist kein Club, sondern eine Musikbar. Für einen Club stehen eindeutig zu viele (betongraue) Stühle herum. In der Schleuse Zwei soll man offenkundig sitzen: an der Theke oder an den kleinen Tischen, mit Wein, Bier oder Cocktail.

Wer sitzt, achtet anders auf die Musik als jemand, der tanzt. Man hört mehr mit dem Kopf und weniger mit dem Körper. Das passt zu den wenigen Worten, die das Programm der Schleuse beschreiben: „Barabend mit DJ-Set“. Obwohl und gerade weil sich die Gäste nur minimal bewegen, ehrt die Schleuse Zwei die Frauen und Männer mit den Plattenkoffern. Was sie gesammelt haben und dort ineinanderlaufen lassen, bekommt viel Aufmerksamkeit. Das gilt für verschiedene Vinyl-Genres, für HipHop, Electro und sogar den guten schlechtgealterten Techno.

Die Verantwortlichen haben dazu eine passende Anlage eingebaut: Der Raum ist durch ein Kreuz tragender Wände in der Mitte in vier Quadrate geteilt, und für jedes dieser Quadrate kann man die Lautstärke einzeln einstellen. Wer an der Bar oder an den Tischen in deren Nähe sitzt, hört sie leiser, wer sich in der Nähe des DJ-Pults aufhält, empfängt sie intensiver.

Immer mal wieder gibt es im Bunker-Untergeschoss auch Konzerte, in der Regel samstags. Dann hängt es vom Stil der Musiker:innen ab, ob vor ihnen Stühle stehen und Menschen sitzen oder die Möbel verschwinden und die Zuhörenden auf den Füßen bleiben.

Mit alledem hat mich die Schleuse Zwei auf einen Gedanken gebracht. Ich habe überlegt, ob meine These vom coolsten Ort der Stadt stimmt oder nur der Erstbesuchseuphorie geschuldet war. Wo waren früher in Düsseldorf die Bars und Clubs, denen ich diesen Titel verliehen hätte. Ich erinnerte mich an die Harpune im Hafen, den Q-Stall in der Altstadt und den Salon des Amateurs in der Kunsthalle (vor Corona). Begeistert haben sie mich, obwohl an einem Ort elektronische Musik, am anderen Indierock und am erstgenannten von allem etwas zu hören war. Die Gemeinsamkeiten: In allen Läden legten DJs Platten auf, an allen Orten waren zur Musik Gespräche möglich. Und die Gespräche waren gut.

Das sind sie heute immer noch, deshalb dauert es ziemlich lange, bis wir wieder am Karussell vorbeikommen und an die Oberfläche zurückkehren.

Adresse und Öffnungszeiten
Schleuse II im Bilker Bunker (erstes Untergeschoss), Aachener Straße 39, Internetseite: bilkerbunker.de/schleuse-zwei, geöffnet: mittwochs und donnerstags von 19 bis 1 Uhr, freitags und samstags 19 bis 2 Uhr

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