
Der Mann, der “Malesh“ und “Checker‘s“ erfand
Die Premiere ist 1983. Das Jahr, in dem Michael Jackson den Moonwalk berühmt macht und „Star Wars: Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ zum erfolgreichsten Film des Jahres avanciert. Beides bekomme ich mit. Dass im gleichen Jahr im Kö-Center das Checker‘s eröffnet und überregionalen Ruhm erlangt, geht an mir vorbei. Ist ja logisch, denn ich bin erst zwölf Jahre alt, und partymäßig stehen allenfalls Klassenfeten oder Geburtstagseinladungen auf dem Programm.
Fünf Jahre später hat sich das geändert. Meine persönliche Checker‘s-Geschichte habe ich an dieser Stelle bereits erzählt: Wie aufregend es war, als Noch-Siebzehnjähriger gemeinsam mit einem Kumpel in der Galerie des Kö-Centers Schlange zu stehen und auf Einlass in das Lokal zu hoffen, in dem Claudia Schiffer von einem Model-Agenten angesprochen wurde (hier nachzulesen). Heiner Albaum, damals Anfang vierzig, habe ich „knapp“ verpasst. Bevor er Mitte der Achtziger seinen Anteil verkaufte, stand der Disco-Gründer nämlich noch selbst mit an der Tür, um für den passenden Publikumsmix zu sorgen.
Mehr als 40 Jahre später: An einem Dienstagvormittag treffe ich den 79-Jährigen zum Interview. Ungekünsteltes Auftreten, wacher Blick, längere weiße Haare, entspannte Ausstrahlung. Er wirkt präsent, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Wie ein Gastgeber, der die Szene kennt, aber nicht mehr Teil davon sein muss. Seine Wohnung in Pempelfort wird gerade renoviert. Daher haben wir umdisponiert und unterhalten uns in der Wohnküche seines alten Freundes Reiner von der Osten-Sacken. In der Nähe der Immermannstraße, gut 500 Meter Luftlinie vom Kö-Center entfernt. Auch inhaltlich passt das gut, denn von der Osten-Sacken – in Düsseldorfer Szene-Kreisen der Bonner Republik bekannt als der „Baron“ – war DJ in der 1968 eröffneten Vor-Vor-Gänger-Disco des Checker‘s: dem Moras Lover‘s Club. In dem glamourösen, künstler-affinen und gerne von Prominenten besuchten Tanzlokal legte auch Heiner Albaum mit Mitte zwanzig dann und wann Platten auf. Zu diesem Zeitpunkt hatte er in Gelsenkirchen, wo er aufgewachsen ist, sowie in Duisburg und Oberhausen bereits ausgiebig DJ-Erfahrung gesammelt.
Im Grunde genommen beginnt Heiner Albaums Geschichte als Discotheken-Inhaber bereits Ende der Sechziger. Nach dem Umzug nach Düsseldorf taucht er in die lokale Szene ein und knüpft rasch zahlreiche Kontakte. Anfang der 1970er leitet er gemeinsam mit einem Partner an der Bastionstraße ein Geschäft für Möbel und Antiquitäten und sammelt zudem erste Erfahrungen als Interior Designer. Albaum gestaltet Ladengeschäfte internationaler Modemarken sowie Privathäuser wohlhabender Kunden – und das Café Bagel in der Altstadt. Das Lokal mit der markanten Stuckdecke eröffnet er 1976 und übergibt es nach zwei erfolgreichen Jahren an einen Nachfolger.
Nach dem Ende des Moras Lover‘s Club Anfang der Siebziger übernimmt die Investment-Bank Merrill Lynch die Räume. Als sie 1978 ihr Büro im Kö-Center schließt, wird das Malesh geboren. „Die Entscheidung fiel spontan“, sagt Heiner Albaum. „Ich war durch die Zeit als DJ und Gast im Moras mit den Räumen vertraut und bekam einen Tipp, dass sie zu haben waren, noch dazu zu einer ziemlich günstigen Miete.“ Für das neue Gastro-Projekt holt Heiner Albaum als stillen Teilhaber und Mit-Finanzier einen Verleger ins Boot, den er beim Backgammonspielen im Café Bagel kennengelernt hat. Der wiederum hält sich aus dem operativen Geschehen komplett raus und lässt Albaum bei der Gestaltung freie Hand. „Ich hatte damals ein Faible für arabischen Stil und habe sogar meine Wohnung zwischenzeitlich so eingerichtet.“

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