Die Frau, die ihre Liebe in Flaschen abfüllt
Bei der Arbeit lernen sie sich kennen, vor etwa zweieinhalb Jahren. Ein Mann und eine Frau. Nach einer Weile stellt die Frau fest, dass sie in den Mann verliebt ist. Sie findet ihn „toll, schlicht und ergreifend”. Die beiden arbeiten nicht eng zusammen, das heißt, sie sehen sich nicht täglich. Doch hin und wieder, beispielsweise in Meetings, begegnen sie sich. Und dann, sagt die Frau, „ertappe ich mich dabei, dass ich mich nicht wirklich gut auf meinen Job konzentrieren kann”. Weil sie kein zurückhaltender Mensch ist, lädt sie den Mann auf einen Kaffee ein. Der Mann lehnt ab. „Leider”, sagt sie, „scheint er sich nicht in ähnlicher Art für mich zu begeistern.”
So geht sie los, die Geschichte einer Liebe. Unerwidert mündet sie in keine Paarbeziehung, sondern in ein Kunstprojekt. Irgendwo muss man schließlich hin mit all der Sehnsucht und dem Verlangen. Man erstickt ja sonst daran. Seit April dieses Jahres schreibt die Düsseldorferin, die anonym bleiben möchte, Liebesbriefe. Titel des Projekts: „Briefe an C.”. Sie rollt die Briefe zusammen, steckt sie in Flaschen und platziert die Flaschenpost an verschiedenen Orten in und um Düsseldorf. Im Sand der Neusser Ölganginsel. Im Brunnen am Bertha-von-Suttner-Platz. Auf einer Astgabel am Urdenbacher Altrhein. In einem Apfelbaum am Rotthäuser Weg. Auf einer Steinskulptur der Neusser Raketenstation. Immer diskret, am liebsten morgens früh, um unbeobachtet zu sein.
Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.
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