
Die zehn schönsten Plätze an der Düssel
Innenstadt, Wasserstraße, unterhalb der NRW-Bank
Mitten im Zentrum Düsseldorfs aber doch so versteckt, dass man ihn nicht per Zufall entdeckt, liegt ein „Mini-Park“, der nur tagsüber zugänglich ist. Man erreicht ihn über die asphaltierte Fußgängerverbindung zwischen NRW-Bank und Wasserstraße, von der aus eine Treppe nach unten abzweigt. Kurz bevor die Südliche Düssel in den Kaiserteich einfließt, legt sie sich hier in eine scharfe Kurve, wechselt von „eher breit und flach“ zu „eher schmal und ein bisschen tief“. In und vor der Düssel-Kurve: ein kurzer Pfad, der an einer Mauer endet. Zufällig kommt hier keiner vorbei. Der ideale Ort, um sich für einen Moment aus dem Alltag auszuklinken. Sich auf einer der Bänke niederzulassen. Das Wasser zu beobachten und wenn man Geduld, Glück und einen Blick dafür hat, Fischschwärme oder gar einen Flusskrebs oder eine Schildkröte zu entdecken. Alternative: einfach die Augen schließen, das großstädtische Hintergrundrauschen ausblenden und versuchen, das leise Plätschern des Wassers herauszufiltern – die Düssel gibt einen Meditationskurs.

Bilk, Karolingerstraße („Bilker Riviera“)
Ich liebe diese Straße, habe sie schon mal als „Düsseldorfs heimliche Königsallee“ bezeichnet. Das kann man übertrieben finden. In jedem Fall ist das Bild beeindruckend: Die Düssel in der Mitte, eingerahmt von prachtvollen Altbauten, überspannt von einem Dach aus bis zu zwei Meter dicken Platanen. Auf Höhe der Henriettenstraße kann man beobachten, wie sich Enten am wildesten, da einzigen „Wasserfall“ Bilks vergnügen. Die altehrwürdigen Straßenlaternen auf den Düssel-Brücken würden sich überdies auch am Set von „Babylon Berlin“ gut machen. Besondere Momente: wenn die Sonne auf- oder untergeht und sich das Licht bricht und je nach Jahreszeit immer wieder neue Effekte und Schatten auf das Flüsschen und die Gehwege an seinem Ufer wirft. Viele Hundehalter trifft man an der „Bilker Riviera“: Sie spazieren an der einen Seite „hoch“ – und an der anderen „runter“, und manche von ihnen verlassen den Karolingerstraßenabschnitt der Düssel, folgen dem Ufer flussaufwärts über Brunnen- und Mecumstraße hinaus, entlang der Feuerbachstraße – durch einen so schmalen (ca. 30 bis 50 Meter) wie langen (ca. 800 Meter) namenlosen „Park“ Richtung Volksgarten.

Werstener Deckel / Brückerbach („Werstener Riviera“)
Nirgendwo in Düsseldorf ist die Düssel so breit wie an dem Abschnitt, der nach ihrer Unterquerung der A46 zwischen dem „Werstener Deckel“ und der Werstener Dorfstraße verläuft. Kein Wunder, hat sie sich doch kurz zuvor am Friedhof Eller den Eselsbach einverleibt. In Wersten ist sie von großen Bäumen bestanden, über mehrere Fußgängerbrücken überquer- und beidseitig begehbar, was konkret bedeutet: Trampelpfad auf der Deckel-Seite und befestigter Park-Spazierweg auf der Wersten-Seite – die Werstener Uferpromenade, sozusagen. Da, wo die Werstener Dorfstraße auf das Werstener Kreuz zuläuft und die Südliche Düssel am Rande des Autobahntunnels in einer Röhre verschwindet, befindet sich eine Fischtreppe – meine Lieblingsstelle an der „Werstener Riviera“. Mit den Altbauten am Ufer kommt hier fast ein wenig Grachtenflair auf. Was in der Röhre passiert: Das Flüsschen teilt sich. Der eine Teil behält seinen Namen und fließt (mit Hilfe eines Dükers) weiter Richtung Südpark und Volksgarten, der andere heißt fortan Brückerbach, unterquert das Werstener Kreuz und fließt entlang des Uni-Geländes und des Botanischen Gartens zum Rhein. Insofern bietet es sich an, den Spaziergang entlang der Werstener Riviera zu verlängern und dem sehr schön renaturierten Brückerbach bis zum Gelände des Wasserwerks Flehe zu folgen (am besten über die Straße Am Gansbruch). Auch zum Joggen ein schönes Revier …

Düsseltal, Buschermühle (Mulvanystraße)
1895: Seit dem Gründungsjahr der Fortuna gehört die zuvor von einem Johannes de Buscho gepachtete Buschermühle der Stadt Düsseldorf. Heute kümmern sich die Derendorfer Jonges um das weiß gestrichene Backsteinhaus. Nachdem sie das instandgesetzte Mühlrad passiert hat, verschwindet die Nördliche Düssel hier in einem Tunnel unter den Bahngleisen. Vorher fließt sie durch eine 8000 Quadratmeter große Grünanlage mit kleinem Teich, die seit 2021 vom Gartenamt saniert und mit stilvoll-modernen Bänken aufgewertet wird – inklusive einer „Aussichtsplattform“ mit Düssel-Blick. Fehlt nur noch eine offizielle Bezeichnung für diese … nein, ich schreibe jetzt nicht „grüne Oase“. Klar, „Buschermühlenpark“ wäre logisch. Aber werden nicht laufend Straßen gesucht, die man mit Düsseldorfer Persönlichkeiten benennen oder umbenennen kann? Es darf auch mal ein Park sein …

Vennhausen, zwischen Sandträgerweg und Spaltwerk Höherhof
Die Südliche Düssel in Vennhausen wird in drei Abschnitten renaturiert – der erste zwischen dem Spaltwerk, wo sich das Flüsschen an der Grenze zu Gerresheim in einen nördlichen und einen südlichen Teil splittet, und dem Sandträgerweg ist bereits fertig – und sehr gelungen: Auf 700 Metern sind die noch aus den 1960er Jahren stammenden Betonschalen entfernt worden. So kann sich die Düssel schlängeln und mit flachen Böschungen in die Breite wachsen – was nicht nur der Artenvielfalt neue Chancen bietet, sondern auch den Hochwasserschutz erhöht. Für den seltenen Eisvogel wurde aus Lehm eine „Eisvogelwand“ mit potenziellen Nisthöhlen angelegt.

Erkrath, Alte Papierfabrik
Für meinen Blog war ich zuletzt 2017 hier – und sofort fasziniert vom Ambiente der düssel-flankierten Papierfabrik im Zentrum von Erkrath. Historisches Industrieambiente – mit den für Agenturen und Showrooms genutzten Fabrikhallen und der 1880 erbauten und nicht mehr allzu weißen „Weißen Villa“ der Fabrikantenfamilie. Inzwischen hat hier ein Lokal mit hohem Düssel-Blick-Potenzial eröffnet: Das Brauhaus zum goldenen Handwerk „Alte Papierfabrik“ (Bernsauplatz 12), mit schöner ans Ufer grenzender Außenterrasse, vermutlich der größten am Rande der Düssel überhaupt. Wenn man schon mal hier ist, könnte man zum Beispiel einen Flussaufwärts-Spaziergang machen – bis zum „Eingang“ ins westliche Neandertal, wo die Düssel die Autobahnbrücke der A3 unterquert. Oder man spaziert am Ufer entlang in die andere Richtung, vorbei am Toni-Turek-Stadion und bis zum Gödinghover Weg, wo das Flüsschen unzugänglich in den Düsselauen verschwindet und Kurs auf Gerresheim nimmt.

Neandertal No. 1, Erkrath
Das Neandertal war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts für die Landschaftsmaler der Düsseldorfer Kunstakademie eine Art „place to be“, ein Sehnsuchtsort. Auch wenn es heute zum Kreis Mettmann gehört, bestanden also stets „fließende“ Verbindungen nach Düsseldorf. In der Natur suchten und fanden die Kreativen Abgeschiedenheit – und jede Menge Motive. Der neu gestaltete Zusammenfluss von Düssel und Mettmanner Bach ist ein guter Startplatz, um auf ihren Spuren das Neandertal entlang des Ufers zu entdecken. Für einen Besuch des gegenüberliegenden Neanderthal-Museums, für eine Wanderung flussabwärts Richtung Neanderthaler-Fundstelle und Erkrath oder flussaufwärts Richtung „eiszeitliches Wildgehege“ und Gruiten-Dorf. Wer davor oder danach Lust auf eine Partie Minigolf bekommt: am Wochenende kein Problem (siehe hier). Kinder freuen sich über den Steinzeit-Abenteuerspielplatz. Für Kaffee und Kuchen sollte man bei Caterina Klusemann einkehren. Die Filmemacherin hat schon an vielen Orten der Welt gelebt (Venezuela, Italien, Schweiz, USA, Düsseldorf-Flingern), bis sie sich hier in ein an den Hang geklebtes Landhaus verliebte und das Ausflugslokal Neandertal No. 1 eröffnete (13 bis 17 Uhr, nur an Sonn- und Feiertagen). Ihr Vater, der Maler Georg Klusemann, war übrigens Absolvent der Düsseldorfer Kunstakademie.

Gruiten-Dorf, Haan
Fachwerkhäuser, Kirchen, gepflegte Gärten, gar eine Wassertretanlage: Ob ein Flüsschen idyllischer durch einen Ort fließen kann als die Düssel in Gruiten-Dorf? Autoabstellmöglichkeiten gibt es am Wanderparklatz „Pastor-Vömel P8“. Beenden oder starten könnte man den Spaziergang zum Beispiel im Palazzo im Wiedenhof: Dieses Lokal liegt in unmittelbarer Wasser-Nähe, „bewacht“ von der Düssel und einem ihrer Zuflüsse, der Kleinen Düssel. Bei gutem Wetter sitzt man draußen auf der Terrasse und trinkt oder isst mit Düssel-Blick. Ambitionierte wandern flussabwärts Richtung Neandertal beziehungsweise Neanderthal-Museum. Dazu geht es zunächst durchs Dorf, auf einem Fußweg am Ufer entlang. Die Wanderwege sind ausgeschildert.

Wuppertal-Schöller
Vor meinen Flanier-Etappen entlang der Düssel wusste ich nicht, dass sie auch auf Wuppertaler Stadtgebiet verläuft. Okay, nimmt man es genau, so fließt sie zwar durch Wuppertal, aber nicht durchs Wuppertal. Jedenfalls: Um den Wuppertaler Teil der Düssel zu entdecken, bietet sich Wuppertal-Schöller an. Der eingemeindete Ort gehört seit 1975 zur Schwebebahnstadt und ist überdies Geburtsort von Johann Friedrich Benzenberg (1777-1846), dem ersten rheinischen Liberalen und Unterbilker Straßennamenpaten. An ihn erinnert eine Gedenktafel am Pfarrhaus. Am besten stellt man sein Auto auf dem Wanderparkplatz Schöller ab und macht sich entlang eines imposanten Ritterguts über Serpentinen auf den Weg zur im Tal liegenden Düssel. Schöne Tour: Von hier aus mit dem Düssel-Strom Richtung Gruiten-Dorf, durch Wiesen und Wäldchen – etwa acht Kilometer auf dem Neanderlandsteig beziehungsweise dem Bergischen Weg.

Wülfrath-Düssel
Der bekannteste unbekannte Fluss Deutschlands steht nicht nur namentlich Pate für ein Dorf, das schon lange eine Stadt ist, sondern auch für ein Dorf, das niemals eine Stadt sein wird, aber ohne „Dorf“ im Namen auskommt: Düssel liegt südöstlich von Wülfrath, etwa sechs Kilometer Luftlinie von der Düssel-Quelle entfernt und lohnt einen Ausflug. Im mittelalterlichen, von Fachwerkhäusern geprägten Dorfkern kann man im Café-Restaurant Kutscherstuben (Dorfstraße 6) gutbürgerlich-bergisch essen (schöne Terrasse). Die Düssel fließt eher „verborgen“ entlang des Dorfrands. Folgt man dem Kirchenfelder Weg, gelangt man zu einer Düsselfurt, wo Fußgänger das noch recht schmale Flüsschen über eine Brücke überqueren können, Autos jedoch direkt durch das Wasser fahren müssen. Wer nur ein wenig spazieren will, nimmt den seinem Namen gerecht werdenden Weg „Düsseler Feld“ zum etwa einen Kilometer entfernen Aprather Mühlenteich. Wanderer nutzen Wülfrath-Düssel als Ausgangspunkt für schöne Rundtouren.

Eine verlinkte Übersicht über alle Etappen entlang der Düssel, die Sebastian Brück von 2014 bis 2021 zwischen Rheinmündung und Düssel-Quelle unternommen hat, findet sich hier.