Düsseldorf sammelt Trendsportarten

Einer Sportart Aufmerksamkeit zu verschaffen, die nicht Fußball heißt, ist auch in Düsseldorf schwierig. Die Tischtennisspieler der Borussia sind beinah jedes Jahr so erfolgreich wieder der FC Bayern, aber die Zahl der Fans bleibt gleich und die Beachtung des Fernsehens für den Liga-Betrieb auch. Ähnlich geht es den Feldhockey-Spielerinnen des DHC, die vor kurzem Deutscher Meister geworden sind. Die DEG ist zwar etwas häufiger zu sehen, kämpft dafür aber jedes Jahr mit den knappen Etats und deshalb um den Einzug in die entscheidenden Spiele um die Meisterschaft. Und die Versuche, wieder höherklassigen Basket- oder Handball in Düsseldorf zu etablieren, sind zuletzt gescheitert. Nun geht die Sportstadt einen anderen Weg, auf dem der klassische Liga-Betrieb keine Rolle spielt. Aktuell ist die Stadt für vier Trendsportarten ein wesentlicher Standort in Deutschland: Beachvolleyball, Skateboarding, 3x3-Basketball, Beachhandball. Wir erläutern die Disziplinen und die damit verbundenen Düsseldorfer Perspektiven. 3x3-Basketball Bei den Olympischen Spielen in Tokio wird es neben dem vertrauten Basketball eine zweite Disziplin geben, in der die Spieler*innen versuchen, möglichst viele Körbe zu machen: 3x3 (ausgesprochen: Drei X Drei). Der Name lässt es erahnen: Es treten je drei Sportler*innen pro Team an. Sie spielen auf einem halben Basketballfeld, also auf einen Korb. Für einen normalen Treffer gibt es einen Punkt. Wer beim Wurf hinter einer entsprechenden Linie steht und trifft, holt zwei Zähler. Eine Partie endet, wenn ein Team 21 Punkte hat oder nach zehn Minuten. Deutsche Teams haben sich nicht für Tokio qualifiziert. Für Olympia 2024 aber stehen die Chancen gut – auch dank Düsseldorf. Die Stadt hat, unter anderem mit Hilfe eines Sponsors, die ersten professionellen Rahmenbedingungen für 3x3 in Deutschland geschaffen. Die Spieler leben hier und können zweimal täglich trainieren. Im 3x3 müssen die Spieler fein aufeinander abgestimmt sein. Deshalb kommen in der Nationalmannschaft Spieler nicht von da und da und da zusammen, sondern mindestens im Kern aus einem Team. Aufgrund der beschriebenen Rahmenbedingungen wird das mit einiger Wahrscheinlichkeit Düsseldorf sein. Passend dazu soll es hier bald auch Turniere geben, aktuell reisen die Profis für ihre Wettkämpfe noch durch halb Europa, nach Litauen, Serbien oder Kroatien. Dort finden Turniere übrigens bisweilen in Einkaufszentren statt. Beachvolleyball 2017 war ein besonderes Jahr für Düsseldorf und Beachvolleyball, seitdem ist jedes Jahr ein besonderes für Düsseldorf und Beachvolleyball. Vor vier Jahren sprang die Stadt kurzfristig ein, als ein WM-Vorbereitungsturnier auszufallen drohte. So kamen die Sportler*innen, die bei den Olympischen Spielen ein Jahr zuvor Medaillen gewonnen hatten, nach Lierenfeld. Düsseldorf war zu diesem Zeitpunkt noch weitgehend unbemerkt schon eng mit dem Sport verbunden, weil einige der Profis insbesondere im Winter hier trainierten. Das 2017er-Turnier brachte zusätzlichen Schub. Danach gab es einen großen, auch im Fernsehen ausgestrahlten Wettkampf auf dem Burgplatz. Während der Pandemie waren Sportler im Winter lange hier, gerade erst haben sie im Arena-Sportpark zwei Qualifikationsturniere für die Deutsche Meisterschaft ausgetragen. Neben solchen Höhepunkten des Jahres gibt es inzwischen auch reichlich Beachvolleyball-Alltag in Düsseldorf, auf den Feldern der DJK Tusa 06 in Flehe und in der &bdquo;Halle Mensch“ in Lierenfeld. Die Stadt fördert die jugendlichen Spieler, die bei den U-Meisterschaften schon eine ganze Reihe Titel gewonnen haben. Und zum städtischen Team der Sportler*innen mit Olympia-Chancen zählen drei Beachvolleyballer*innen: Karla Borger und Julia Sude sind derzeit für Tokio qualifiziert (Stand: 10. Juni), Alexander Walkenhorst hat noch eine kleine Chance. Beachhandball Ähnlich wie im Basketball und im Volleyball gibt es auch im Handball eine zweite Disziplin, die ohne größeren Aufwand betrieben werden kann. Es braucht nur Sand und ein Dutzend Spieler*innen. Im Beachhandball sind jeweils drei Feldspieler*innen plus Torhüter*in auf dem Platz, weitere zum Durchwechseln auf der Bank. Jede Halbzeit wird einzeln gewertet. Gewinnt jede Mannschaft je einen Spielabschnitt, gibt es einen &bdquo;Shootout“. Und: Nicht jedes Tor zählt gleich. Für Treffer auf kreative oder spektakuläre Weise oder durch Torhüter*innen gibt es zwei Zähler. Düsseldorf hat sich für die Sportart zu einem wichtigen Austragungsort entwickelt. Für den vergangenen Sommer war auf dem Burgplatz ein internationales Turnier geplant, das coronabedingt ausfiel. Im Winter spielten die Beachhandballer*innen hier um die &bdquo;German Beach Trophy“. Und am nächsten Wochenende (25. bis 27. Juni) finden im Arena-Sportpark die Deutschen Meisterschaften statt – allerdings noch ohne Zuschauer. Die Chancen stehen gut, dass die Düsseldorfer*innen in den nächsten Jahren dann doch noch Beachhandball live und mit der dazugehörigen Stimmung erleben. Sportstadt und Handballbund arbeiten an verschiedenen Stellen zusammen, der Verband lobt ausdrücklich das hiesige Engagement. An dieser Stelle macht sich auch die Entwicklung im Beachvolleyball positiv bemerkbar. Wenn in dieser Sportart in Düsseldorf Turniere ausgetragen werden, dann ist der Sand für den Beachhandball schon da. Skateboarding Sport oder kein Sport – das ist im Skateboarding die erste und die zentrale Frage. Düsseldorf beantwortet sie mit: beides. Es gibt hier sowohl Möglichkeiten für Menschen, die mit ihrem Brett Leistungssport betreiben und zu den Olympischen Spielen fahren möchten. Und auch diejenigen, die darin vor allem einen Lifestyle sehen, können diese Haltung hier ausleben. Letztgenannte bilden klar die Mehrheit, sie finden inzwischen eine ganze Reihe von Spots in der Stadt. Der beliebteste ist aktuell der vor dem Schauspielhaus, gefolgt von der Kunsthalle und der Kniebrücke. Die größte Anlage ist der Skatepark Eller, Austragungsort der Deutschen Skateboard-Meisterschaften 2019. Dort fahren Skater und BMXer – und ärgern sich regelmäßig über die Besucher, die mit ihrem Roller unterwegs sind und sich nicht an die ungeschriebenen Regeln halten. Was bisher fehlt, ist eine Möglichkeit, im Winter zu skaten. Die Gruppe der Skateboard-Sportler ist in Deutschland und Düsseldorf noch klein. Ihr bekanntester Düsseldorfer Vertreter ist Lennard Janssen. Er war bereits zweimal Deutscher Vizemeister. In der Qualifikation für Tokio war er einem der 20 Startplätze in der Disziplin Park schon sehr nah, am Ende reichte es noch nicht. Sein Ziel heißt jetzt Olympia 2024. Damit ist er in Düsseldorf in einer wachsenden Gesellschaft von Trendsportlern. Quellen dieses Artikels und weiterführende Links Interviews mit Emre Atsür, Manager des 3x3-Basketball-Teams; mit Stefanie Klatt, Projektleiterin Beachvolleyball der Sportstadt Düsseldorf; mit Jens Pfänder, Leiter Beachhandball beim Deutschen Handballbund und mit Alfonso Janssen, Vater von Lennard Janssen. Mehr zu 3x3 in Düsseldorf gibt es auf der Seite des hiesigen Vereins. Videos von den Turnieren im Beachvolleyball und Beachhandball gibt es vor allem im Twitch-Kanal von Trops4. Sehenswertes Video über den Düsseldorfer Skateboarder Lennard Janssen

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