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Echt Kacke: Hundekot in den Beutel und den in die Natur werfen

Überall in Düsseldorf gibt es Spender, aus denen man Plastiktütchen ziehen kann, um die Hinterlassenschaft von Vierbeinern aufzunehmen. Viele nutzen sie. Aber manche werfen das volle Behältnis dann dahin, wo es nicht hinsoll.
Von Hans Onkelbach (Text)
und Andreas Endermann (Foto)
Veröffentlicht am 22. Mai 2024
Hundekotbeutel
Bis jetzt alles richtig gemacht - der Hundekot ist im Beutel. Aber den nun liegenzulassen, ist keine gute Idee.

Betroffen sind alle, die zu Fuß in der Stadt unterwegs sind. Auch Fahrradfahrer freuen sich nicht wirklich, wenn sie durch das hindurchfahren, was manche sarkastisch als tierische Tretminen betiteln: Hundekot. Selbst, wenn man keine Schuhe mit Profilsohlen trägt, mag niemand dieses Gefühl nachgiebiger Substanz unter dem Fuß und den in diesem Moment schlagartig präsenten Gedanke „Mist, ich bin in Hundescheiße getreten“. Mit entsprechender Leidenschaft wird das Thema deshalb diskutiert.

Weil das mit der wachsenden Zahl von Hunden zu einem wieder stärker wachsenden Ärgernis wurde, versucht Düsseldorf gegenzusteuern. Erstens über Strafen: Wer erwischt wird und sich nicht kümmert, zahlt 75 Euro Strafe. Auf Kinderspielplätzen das doppelte. Zweitens durch einen Appell an die Vernunft und das Sozialverhalten: Überall in der Stadt finden sich an Laternenpfählen oder Mauern Spender für Plastiktüten. Die kann man gratis mitnehmen und im Falle eines Falles einpacken, was da achtern aus dem Hund gekommen ist.

Zur Erklärung für alle, die keinen Hund haben, das also noch nie gemacht haben: Es ist keineswegs ein schönes Gefühl mit dem übergestülpten Beutel, einem Handschuh gleich das anzupacken, was da übelriechend und noch körperwarm weggemacht werden soll. Da müssen sich manche wirklich überwinden. Aber es klappt. Man kommt mit der unerwünschten Substanz wirklich nicht in Berührung.  

Nun wäre der folgende Schritt, das gefüllte Behältnis zum nächsten Mülleimer zu transportieren und dort zu entsorgen. Eigentlich simpel, aber das passiert längst nicht immer.

Jedenfalls sehe ich auf meinen täglichen Hunderunden am Rheinufer oder auch im Wald zwischen Hubbelrath und Meererbusch immer wieder sorgsam verknotete Beutelchen neben dem Weg oder im Gras liegen. Manchmal werden sie sogar in die Zweige von Büschen gehängt. Ich ahne, was dahintersteckt: Man hat den Kot aufgenommen und merkt nun, wie wenig angenehm es ist, ihn mangels in der Nähe befindlicher Abfalleimer bei sich zu tragen. Wohin damit? Hosentasche, Handtasche? In der Hand? All das sind keine erfreulichen Varianten. Also wirft man das Ding halt weg.

Womit man den gesamten Gedanken ad absurdum führt. Weil: Hundekot an sich ist zwar für Menschen ekelerregend, vor allem wenn sie unbemerkt hineintreten und erst daheim (oder im Auto) an plötzlich auftretender olfaktorischer Belästigung merken, was sie da angeschleppt haben. Bleibt er jedoch irgendwo liegen, ist er für die Natur keine Belastung. Denn die Substanz verrottet schnell. Binnen weniger Tage ist sie zuerst getrocknet und zerfällt schließlich. Nicht zuletzt, weil sie – sofern Nassfutter im Napf war – zu einem großen Teil aus Wasser besteht.

Was viele nicht wissen: Hundekot ist (sorry, jetzt wird es unappetitlich) trotz Verdauung reich an Nährstoffen und deshalb für Füchse eine willkommene Ergänzung auf ihrem Ernährungsplan. Und der nächste Fuchs ist immer näher als die meisten Menschen denken. Mit anderen Worten: Reineke putzt nachts weg, was tagsüber so hinterlassen wurde. In der Innenstadt seltener, in den grünen Stadteilen mit Parks, Wäldern, Feldern oder Wiesen in der Nähe oft.

Aber weder diese Zweitverwertung noch das Verrotten funktionieren, wenn das Zeug verpackt ist. Der Kunststoff braucht im günstigsten Fall Jahre, um in seine Bestandteile zu verfallen, ist also eine Umweltverschmutzung erster Güte. Die Schätzungen reichen von mindestens 20 bis zu mehreren hundert Jahren. Natürlich hängt das ab von der Konsistenz des Plastiks.

Um deutlich zu machen, wie gewichtig das Problem ist, hier ein paar Zahlen: Offiziell gibt es in Düsseldorf nach jüngster Schätzung rund 25.000 Hunde. Die Zahl ist während Corona deutlich gestiegen. Gehen wir davon aus, dass jedes dieser Tiere im Durchschnitt pro Tag 100 Gramm Stoffwechselprodukt hinter sich lässt, fallen hier täglich 2,5 Tonnen an.

Salopp gesagt: ein ziemlich großer Haufen Scheiße. Immerhin verteilt er sich aber auf 217 Quadratkilometer – also 217 Millionen Quadratmeter. Die Wahrscheinlichkeit hineinzutreten, das ist die gute Nachricht, ist also eher gering.

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Weiterführende Links

Das Bundesumweltamt hat auf seiner Website umfassende Informationen zum Thema Verrottung.

Eindrucksvoll zum Thema Verrottung ist diese Tabelle des Alpenvereins Österreich.


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