Ein Düsseldorfer Anwalt verteidigt Judas

Ingo Bott hat viele Prozesse hinter sich: Er war in die Verfahren um die Loveparade-Katastrophe involviert, in den Cum-Ex-Fall und hat Kindesentführungen aufgelöst. Als er nun in einem Gottesdienst sprach, präsentierte er ein Plädoyer für Jesus‘ Verräter.
Von Hans Onkelbach (Text)
und Andreas Endermann (Foto)
Veröffentlicht am 21. März 2025
Autor und Strafverteidiger Ingo Bott
Anwalt Ingo Bott: Auch für den Verräter Judas hätte er eine Verteidigungsstrategie gehabt.

Judas Iskariot, der Mann und sein Name sind das Synonym für einen Halunken. Der Lohn von 30 Silberlingen wird immer dann genannt, wenn jemand kassiert, der andere hintergeht. Christen ist er geläufig, selbst Menschen fernab der Bibel haben von ihm gehört – und sie alle halten ihn für einen miesen Verbrecher. Aber war er das wirklich? War sein Handeln nicht vielleicht im Sinne seines Herrn, Jesus Christus, und damit von Gott gewollt?

Der Düsseldorfer Anwalt Ingo Bott ist der Sache nachgegangen. Die Schlüsse, die er aus der Sicht eines Strafverteidigers zog, lassen die Figur des Neuen Testaments in einem anderen Licht erscheinen. Anlass war die Bitte um einen Vortrag in einer evangelischen Gemeinde. Die Anfrage kam überraschend und er musste sich schnell einarbeiten: Pfarrer Jörg Jerzembeck-Kuhlmann aus Heerdt bat ihn, bei einem Gottesdienst, der sich mit Judas beschäftigen würde, zur Gemeinde zu sprechen. Und zwar mit Idee, diesen Apostel zu verteidigen, den legendären Verräter des Messias. Der Fall faszinierte den Juristen, und er legte sich eine Argumentationskette zurecht: ein Verteidigungskonzept inklusive PowerPoint-Präsentation. 

Dazu las Bott alles, was in den vier Evangelien der Bibel und in anderen Quellen über Judas steht. Am Ende entdeckte er bei seinem Mandanten ein Problem, das ihn schon während seines Studiums fesselte und das er zum Thema seiner Dissertation machte: das Dilemma. Eine Situation also, in der ein Mensch steckt und merkt, so oder so einen Fehler zu machen, egal wie er sich entscheidet.  

Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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