Elektronische Musik macht Düsseldorf weltberühmt

Die offizielle Ruhmeshalle des Rock’n’Roll hat seit dem 30. Oktober ihr erstes deutsches Mitglied: Kraftwerk aus Düsseldorf. Die dazugehörige Lobeshymne kam vom HipHop-Künstler Pharrell Williams. In der Hall of Fame müsste es nochmal eine eigene Halle für Künstler geben, für die, die ihr Genre erfunden haben, sagte er. Kraftwerk würde in diese Extra-Ruhmeshalle gehören, weil ihre Musik bahnbrechend und revolutionär gewesen sei. Das Musikmagazin &bdquo;Rolling Stone“ hat 2019 eine Liste der 50 wichtigsten deutschen Alben veröffentlicht. Neun dieser Alben stammten von Bands aus Düsseldorf – unter anderem die auf den Plätzen 1, 2 und 3. Düsseldorf spielt in der Geschichte der Popmusik also nachweislich eine große Rolle. Das ist neben Pharrell Williams auch vielen anderen Menschen in der Welt bewusst. &bdquo;Düsseldorf? Das ist doch die Stadt von Kraftwerk“ ist ein Satz, den ich so oder ähnlich schon mehrfach gehört habe. In der Stadt selbst war das vielen lange nicht bewusst – und damit auch nicht die Möglichkeit, mit der Musik und ihren Helden Tourist:innen hierher zu locken. Das ändert sich gerade. Der Grundgedanke Was gefällt uns in Städten, die wir im Urlaub oder während eines Wochenendtrips besuchen? Schöne Spazierwege (oft an Flüssen oder Seen), spannende Viertel, Sehenswürdigkeiten, ungewöhnliche Restaurants oder Läden, Museen und Shows. Diese Erlebnisse sind alle vor allem mit den Augen (oder mit dem Gaumen) verbunden. Es geht aber emotional noch stärker: über die Ohren, den Bauch und das Herz. Musik, insbesondere Musik unserer Jugend, zählt zu den prägendsten emotionalen Erinnerungen. Berührt eine Stadt dieses Gefühl, hinterlässt das einen tieferen Eindruck als Hochhäuser, Promenaden oder Abendessen. Liverpool zählt zu den Städten, die das bereits erkannt haben. Die Stadt ist für England-Besucher:innen erst einmal eine von vielen. Wer aber die Beatles mag, findet dort etwas, das es nirgendwo anders auf der Welt gibt. Die Stadt Liverpool vermarktet sich deshalb gezielt als Beatles-Stadt und nennt beeindruckende Zahlen dazu: 80 Millionen Pfund setzt sie inzwischen dank der Band jedes Jahr um. Es geht beim Popmusik-Tourismus darum, Sehnsuchtsorte für Fans zu haben und zu präsentieren. Diese erinnern daran, wie man eine Platte zum ersten Mal gehört, ein Konzert erlebt oder den ersten Pogo seines Lebens getanzt hat. Düsseldorf hat solche Orte und zwischen Dezember und Mai sogar noch einen mehr. Die Ausstellung Vom 9. Dezember bis 15. Mai zeigt der Kunstpalast &bdquo;Electro. Von Kraftwerk bis Techno“. Die Schau erzählt mit rund 500 Exponaten die Geschichte der elektronischen Musik, von selbstgebastelten Instrumenten aus dem frühen 20. Jahrhundert über die ikonischen Werke der Siebziger hin zu all den Strömungen, die dadurch in den Achtzigern und Neunzigern entstanden. Die ursprüngliche Ausstellung hat das &bdquo;Musée de la Musique - Philharmonie de Paris“ entwickelt, in Düsseldorf kommen mehrere Dimensionen hinzu: Kraftwerk bilden im Kunstpalast einen Schwerpunkt. Diesen Teil der Schau hat das Haus mit Bandgründer Ralf Hütter gestaltet. Das ist auch insofern bemerkenswert, als Hütter äußerst selten in der Öffentlichkeit in Erscheinung tritt und sich ebenso selten an Projekten beteiligt. Außerdem sind Arbeiten des Düsseldorfer Fotografen Andreas Gursky, der die Technoszene jahrelang begleitet hat, nur in der Düsseldorfer Ausstellung zu sehen. Für die eingangs beschriebene Idee, Düsseldorf über elektronische Musik weltberühmt zu machen, ist die Ausstellung ideal. Die städtische Tochter Düsseldorf Tourismus wird zur Ausstellung internationale Musikjournalist:innen einladen und so die Bedeutung der Stadt in vielen Ländern erzählen können. Besucher:innen, die dadurch nach Düsseldorf kommen, lernen dann die weiteren Vorzüge der Stadt kennen. Dazu zählen auch die weiteren popmusikalischen Angebote. Die Führung Wie das mit den erwähnten Sehnsuchtsorten funktioniert, kann man in Düsseldorf samstags erleben. Um 11 Uhr startet die lauteste Führung der Stadt: &bdquo;The Sound of Düsseldorf“. Sven-André Dreyer und Michael Wenzel gehen mit den Teilnehmer:innen zu Punkten, die für die Düsseldorfer Popgeschichte wichtig sind. Die beiden haben eine Lautsprecherbox dabei, mit der sie an ihren Stationen Songs der Protagonist:innen spielen. Natürlich kommen auch Kraftwerk (Kö) und die Toten Hosen (Schneider-Wibbel-Gasse) dabei vor, &bdquo;The Sound of Düsseldorf“ ist aber viel breiter angelegt. Die Mitgehenden hören Neu!, Male, Fehlfarben, Der Plan, DAF, Rheingold und andere Künstler:innen und Bands. Anschließend verbringen nicht wenige Teilnehmer:innen den Nachmittag damit, zuhause mehr von den Entdeckungen und Erinnerungen zu hören. Passend dazu hat Düsseldorf Tourismus bei Spotify zwei Listen angelegt: mit der Musik aus der Stadtführung und mit aktuellen Bands aus Düsseldorf. Die Stadtführung schafft noch etwas anderes und Wichtiges: Sie zeigt, dass Musik neben der Vergangenheit auch die Gegenwart prägt. Düsseldorf hat auch heute eine Szene, in der sich viel tut und Neues entwickelt. Für die Tourist:innen heißt das: Nach Ausstellung und Führung am Tag können sie abends neue Erinnerungen schaffen. Gute Adressen dafür sind der Salon des Amateurs in der Kunsthalle, der heutige Ratinger Hof, der Pitcher in Friedrichstadt, das Zakk oder das Weltkunstzimmer. Google Arts & Culture Das Internetunternehmen hat in seinem Angebot eine Plattform für virtuelle Museumsrundgänge geschaffen. Dort sind mehr als 2000 Häuser aus der ganzen Welt vertreten, aber auch &bdquo;Museen“, die es in der analogen Welt gar nicht gibt. Zum Beispiel &bdquo;The Sound of Düsseldorf“. Unter diesem Titel kann man verschiedene virtuelle Ausstellungen zur hiesigen Popmusikgeschichte besuchen: zum Ratinger Hof, zum Creamcheese, zu Krautrock, zu Kraftwerk und zum Salon des Amateurs. In den einzelnen Ausstellungen lesen die Besucher:innen Texte zur Geschichte der Orte und Genres, sehen besondere Fotos und Videos und hören natürlich jede Menge Musik aus Düsseldorf. Arte Neben Google würdigt auch Arte Düsseldorf und Kraftwerk. Der Fernsehsender hat angekündigt, in seiner Reihe &bdquo;Stadt Land Kunst“ am 22. Februar 2022 eine Folge über die NRW-Landeshauptstadt zu veröffentlichen. Diese wird anschließend vier Wochen in der Mediathek abrufbar sein. Titel der Folge: &bdquo;Kraftwerk und Düsseldorf“. Zu sehen sind darin unter anderem die Choreographin und Künstlerin Daniela Georgieva, die an der hiesigen Akademie studiert hat, Daniel Fritschi, der den Electro-Club &bdquo;Golzheim“ und das Label &bdquo;Level Records“ gegründet hat, sowie die erwähnten Popmusik-Stadtführer Sven-André Dreyer und Michael Wenzel. Ausblick Die Ausstellung &bdquo;Electro“ wird zusammen mit den anderen Angeboten das Bewusstsein vieler für die Bedeutung der Düsseldorfer Popmusik verändern. Die Führung, die Sehnsuchtsorte, die digitalen Schauen bleiben. Dennoch wird es auch darauf ankommen, wie man einen der Ausstellung vergleichbaren Anziehungspunkt auf Dauer schafft. Das könnte ein Denkmal sein. Klingt erstmal uncool, das Beatles-Denkmal in Liverpool ist aber die am meisten fotografierte Stelle der Stadt. Das könnte ein Museum der Düsseldorfer Musik sein, das schon einmal in der Diskussion war. Und das könnte auch ein Teil der neuen Oper sein, die ja eine &bdquo;Oper für alle“ werden soll. Dort einen Ort für Elektronik, Pop und Punk zu schaffen, wäre fast so bahnbrechend wie es Kraftwerk für Pharrell Williams und seine Kolleg:innen war. Quellen dieses Textes Interview mit Ole Friedrich, Geschäftsführer von Düsseldorf Tourismus Video der Lobeshymne von Pharrell Williams auf Kraftwerk Die Liste der 50 wichtigsten deutschen Alben aus dem Magazin &bdquo;Rolling Stone“ Video der Diskussion internationaler Musikstädte Ein Ausblick auf die Ausstellung im Kunstpalast Internetseite zur Stadtführung &bdquo;The Sound of Düsseldorf“ Die beiden Spotify-Listen mit Düsseldorfer Musik sind hier zu hören. Die Düsseldorfer Seite bei Google Arts & Culture Das Buch von Sven-André Dreyer und Michael Wenzel ist hier erhältlich.

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Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.

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