EM 2024: Was Düsseldorf nun vermissen wird

Es beginnen die Tage des Verschwindens. Aus den Fanzonen werden wieder Burg- und Gründgens-Platz, Groß- und Flachbildschirme kommen in Keller und Kleinanzeigen, die Gassen der Altstadt sehen am Montagnachmittag wieder wie am Montagnachmittag aus. Sein letztes Spiel der Fußball-Europameisterschaft hat Düsseldorf schon vor zehn Tagen erlebt, die letzte Stimmung während des Finales zwischen Spanien und England.
An der einen oder anderen Ecke wird man in den nächsten Wochen nochmal auf ein Plakat stoßen, das irgendjemand nicht abgehängt hat – aber alle anderen Spuren sind ab sofort nur noch in Herz und Hippocampus. Mein Kollege Andreas Endermann und ich waren viel im EM-Düsseldorf unterwegs und haben unsere persönlichen Erinnerungen hier zusammengestellt:
Gastfreundschaft
Ich habe die EM-Qualifikation nicht besonders aufmerksam verfolgt. Deshalb freute ich mich zunächst, dass auch Irland beim Turnier dabei ist, schließlich sah ich so viele grüne Trikots in der Stadt. Dann verstand ich, dass das Team, das so gekleidet war, die freiwilligen Helfer:innen waren (Volunteers). Anschließend wurde mir schnell bewusst, dass sie das Rückgrat der hiesigen Gastfreundschaft bildeten.
Die Volunteers standen an jeder Ecke, an der Besucher:innen vielleicht eine Orientierungshilfe brauchten. Sie hatten Antworten schon parat, bevor man selbst die Frage richtig gedacht hatte. Und sie blieben über vier Wochen das Gegenteil der meteorologischen Herausforderungen dieses Turniers. Wenn man je etwas über Kommunikation, Motivation und Wertschätzung wissen wollte, konnte man zwischen dem Volunteer-Hauptquartier im Maxhaus und der Arena eine Menge lernen.
Am Ende waren die freiwilligen Helfer zudem ein wesentlicher Grund für den Satz, den ich von einem Altstadtwirt hörte, als ich fragte, wie es läuft: „Es ist viel mehr los als sonst und wir haben viel weniger Ärger als an jedem normalen Wochenende.“

Nationenwertung
Ich hätte nicht gedacht, dass ich mal zwei Minuten nach dem Abpfiff eines Fußballspiels nicht mehr auf den Fernseher schaue, sondern „Yes sir, I can boogie“ singe. Zu diesem eher kollektiven als musikalischen Ereignis haben mich Düsseldorfs neue Lieblingsgäste gebracht: die Schotten. Diese stark am Rahmenprogramm orientierte Landsmannschaft prägte Düsseldorf in allen Schattierungen von Dunkelblau. Wenn man ganz sicher ein Zentrum der Stimmung finden wollte, musste man seit Mitte Juni einfach nur schauen, wo die Schotten hingingen oder schon waren.
Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.
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