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Em Brass eröffnet zweites Restaurant in Düsseldorf

Neben der Moltkestraße servieren die Experten für Crossover-Küche nun auch an der Lorettostraße in Unterbilk. Dort haben sie mehr Platz, die beste Vorspeise ihrer Geschichte und etwas ganz Wichtiges an der Decke hängen. 
Veröffentlicht am 30. Januar 2024
Em Brass Unterbilk
Eduard Dinica (links) und Erkut Kesebir vor der besonderen Wand ihres neuen Lokals.

Erkut Kesebir und Eduard Dinica haben die Geschichte ihres neuen Standorts eingerahmt. Als sie den ehemaligen Imbiss an der Lorettostraße 47 umbauten, entdeckten sie an einer Wand unter dem Putz rote Fliesen. Darunter beige Fliesen. Und darunter eine grüne Tapete. Statt das alles wieder zu verkleiden, haben sie die Stelle offengelassen, mit einem Rahmen versehen und zum ersten Markenzeichen des zweiten Em-Brass-Restaurants in Düsseldorf gemacht.

Das Em Brass an der Moltkestraße gibt es seit 2010. Die beiden jetzigen Inhaber hatten es zum 1. Januar 2020 übernommen und nach nur zweieinhalb Monaten den ersten Lockdown erlebt. Das Em Brass war während der Pandemie aber keinen Tag geschlossen, das Team nie in Kurzarbeit. Vielmehr war der Abhol- und Bringservice an vielen Tagen so erfolgreich wie das Restaurant.

So stand man Corona durch und konnte anschließend wieder an dem Wunsch arbeiten, ein weiteres Lokal zu eröffnen. Erkut Kesebir und Eduard Dinica dachten dabei an ein anderes Konzept und einen anderen Namen und schauten sich acht, neun mögliche Orte an. Durch den Tipp eines Lieferanten stießen sie auf die Lorettostraße und wussten schon beim ersten Besuch, dass es ein Em Brass wird.

Als sie das frühere „Kostas“ dann umbauten, schufen sie über der vielschichtigen Wand den wichtigsten Unterschied zur Moltkestraße: Sie brachten an der Decke einen Akustik-Flies an, der einen Großteil der Geräusche absorbiert. Deshalb kann man sich im neuen Em Brass auch gut unterhalten, wenn alle Tisch besetzt sind. Dank eines durchgehenden Stoffs ist der Schallschlucker nicht zu sehen, sondern gleicht einer ganz normalen Decke.

Bevor ich die beiden Chefs zum Interview traf, habe ich ihr Restaurant an der Lorettostraße anonym und auf eigene Rechnung getestet. Obwohl der Besuch auf einen verregneten Donnerstagabend fiel, war das zweite Em Brass bestens besucht. Menschen, die ohne Reservierung vorbeikamen und fragten, ob noch etwas frei ist, hörten, dass sie wieder in den Regen und an einem anderen Tag zurückkehren müssen. Bei den Gästen, die einen der 40 Plätze erwischten, zeigte sich ein Phänomen, das es auch an der Moltkestraße zu beobachten gibt: Ein Großteil des Em-Brass-Publikums ist weiblich.

Das Küchenteam hat wie an der Moltkestraße große Freude am Kreuzen und am Würzen. Das beginnt bei dem halben Dutzend Vorspeisen, zeigt sich nicht ganz so stark bei den Pasta-Gerichten (hausgemacht von einer Manufaktur, die das Em Brass beliefert) und dann in voller Blüte bei den Hauptgerichten. In allen Abschnitten der Karte gibt es mindestens ein vegetarisches Gericht.

Die Vorspeise, ein Tatar (18 Euro), gab uns beim Testbesuch einen entscheidenden Eindruck: Der Küchenchef setzt offensichtlich nicht nur auf die Qualität seiner Ware, sondern geht an die Grenze des Gewürz-Möglichen. Das Fleisch war von allerlei Geschmäckern und insbesondere Oregano geprägt. So ging es im Hauptgang weiter: ein gutes Stück Steinbutt-Filet wurde unter anderem mit Blutwurstbröseln serviert (29 Euro). Super Idee, super Wirklichkeit.

Für die verschiedenen geschmacklichen Richtungen eines Abends (beim Testbesuch einschließlich Käseplatte, 16,50 Euro) gibt es eine angenehm große Auswahl offener Weine und noch deutlich mehr Seiten in der Karte für ganze Flaschen. Der Schwerpunkt liegt bei deutschen Winzer:innen und ihre Kolleg:innen in Frankreich, Italien und Spanien. Alles, was wir probierten, war ebenso wie die Gerichte – intensiv.

Den Preisen merkte man dabei nicht an, dass die jüngere Vergangenheit von einer Inflation geprägt war. Und auch die Rückkehr zum normalen Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent gibt das Em Brass nicht an seine Gäste weiter.

Eine Sache gefiel noch besser als das Essen: der Service. Die Jungs waren schnell und entspannt, aufmerksam und locker, unaufgesetzt interessiert und hilfsbereit. Man merkt, dass die Beteiligten seit Jahren zusammenarbeiten.

Die beiden Chefs und ihr Team haben einiges von der Moltkestraße übernommen. Auf der Karte sind das Klassiker wie das Entrecôte auf AOP-Sauce, Burrata mit toskanischem Brotsalat oder Tagliatelle mit Scampi. Mindestens einen Lorettostraßen-Liebling gibt es auch schon. Die Jakobsmuscheln kommen aus Japan und haben Sashimi-Qualität. Erkut Kesebir nennt sie die „beste Vorspeise, die wir je hatten“ – und ich bereue, beim Testbesuch nicht auf meine Begleitung gehört zu haben.

Winter und Sommer unterscheiden sich im Em Brass musikalisch und räumlich. In der kalten Jahreszeit läuft gediegener HipHop, in der wärmeren Monaten mehr elektronische Musik – auch weil die Gäste dann vorwiegend draußen sitzen. Für eine Terrasse an der Lorettostraße gibt es eine Fläche, aber auch einen bisher unerfüllten Wunsch. Die Inhaber hatten einen Antrag gestellt, drei Parkplätze gastronomisch nutzen zu dürfen, erhielten aber eine Absage. Das Verkehrsaufkommen auf der Lorettostraße sei zu hoch, hieß es in der Erklärung der Stadt. Warum dies in anderen Restaurants einige Meter die Straße runter anders ist, blieb offen.

Erkut Kesebir und Eduard Dinica wollen in der Sache nicht aufgeben, hoffen auf Gleichbehandlung – und noch etwas, dass sie sich einrahmen können.

Adressen und Öffnungszeiten

Lorettostraße 47, Telefon 0174 4747460, geöffnet: dienstags bis samstags 18 bis 24 Uhr

Moltkestraße 122, Telefon: 0162 2420515, geöffnet: täglich 18 bis 24 Uhr

Im Winter gibt es am Wochenende zwei Schichten: die erste von 18 bis 20.45 Uhr und die zweite ab 21 Uhr

Die Instagram-Seite des Em Brass ist hier zu finden.


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