Gastro-Tipp: Für diese Pasta braucht man keinen Löffel
Der Stil
Marktatmosphäre prägt das Bild. Im Umkreis von 200 Metern bieten mehr als ein Dutzend weiterer Stände alles Mögliche aus den Küchen dieser Welt an. Der Carlsplatz verliert mehr und mehr seinen Charakter als Verkaufsfläche für Gemüse, Obst, Brot und andere Lebensmittel, er wird zur Gastromeile. Darin ist er beispielsweise dem Wiener Naschmarkt sehr ähnlich. Das mögen nicht alle, aber insgesamt sind die kulinarischen Angebote ziemlich gut. Für mich an der Spitze: Ganz klar das Pastificio. Der Name bedeutet übrigens „Nudelfabrik“.
Die Karte
Klein. Ein einfaches Blatt in der Auslage oder ein paar Angebote auf einer Hinweistafel, mehr braucht es nicht. Was vor allem am radikalen reduzierten Angebot liegt. Denn es gibt nur Pasta. Bandnudeln von sehr schmal bis breit, und Ravioli mit verschiedenen Füllungen. Jedenfalls war das so an dem Tag, als mein Kollege Christian Herrendorf und ich dort waren. Variiert wird nur minimal. Das besondere jedoch: Die Teigwaren sind absolut frisch, also noch weich. So kommen sie ins Wasser – und nach wenigen Minuten auf den Teller.
Das Essen
Perfekt. Ich wählte Capelli al Ragù (vielen vermutlich als Bolognese bekannt). Ein Klassiker, der leider sehr oft mit unterschiedlichen Zubereitungsarten verunstaltet wird, optisch und geschmacklich. Aber nicht im Pastificio. Dort basiert Bolognese auf Rind, drin sind sehr fein gehackte Möhren und es gibt keine alles erschlagende Dominanz von Tomaten in irgendeiner Form. In Kombination mit den frischen, dünnen Nudeln erinnerten sie mich an großartigen Genuss in einer toskanischen oder piemontesischen Trattoria, wo – ja, das gibt es immer noch – La Mamma am Herd steht und so kocht, wie sie das schon immer gemacht hat. Mein Kollege entschied sich für Ravioli mit Ricotta und Spinat in Salbeibutter. Als er sich diesen gefüllten Teigtaschen widmete, war von ihm außer zufriedenem Seufzen auch nichts mehr zu hören.
Der Service
Sehr persönlich. Denn der Pastificio-Chef steht selbst hinter der Verkaufstheke, reicht die vollen Teller rüber und serviert dazu, sozusagen gratis, gern reichlich Wissenswertes über Essen und sich selbst. Er heißt Andrea Toscano, kommt – trotz des andersklingenden Namens – aus Piemont und hat in Turin an der Kunsthochschule studiert. Er war Bühnenbildner und hat in der Werbung gearbeitet. Die Liebe zu seiner Frau aus Mülheim ließ ihn in unserer Region sesshaft werden. Hier machte er für Freunde und Bekannte Pasta. Aus deren Begeisterung und Toscanos Leidenschaft wurde 2019 die Produktionsstätte Pastificio im Düsseldorfer Norden, seit September gibt es nun den Stand auf dem Carlsplatz. Das Fleisch für die Sauce sieht er übrigens in seinem Heimatstadtteil Wittlaer nebenan beim Bauern auf der Weide friedlich heranwachsen.
Die Preise
Wir haben zu zweit 17,20 Euro bezahlt – für Capelli und Ravioli. Das ist preiswert und meines Erachtens okay, zumal die Qualität hervorragend ist. Die Kalkulation ist hohem Aufwand bei der Produktion geschuldet. Die frische Pasta kann man auch für zu Hause kaufen, dann wird der Preis nach Gewicht berechnet.
Fazit
Hingehen! Wer jemals frische Pasta gegessen hat, wird sie lieben und künftig den Unterschied zu denen schmecken (vor allem fühlen), die trocken und hart aus der Packung kommen. Übrigens braucht es selbst bei den ziemlich langen Bandnudeln keinen Löffel zur Gabel. Den benutzt eh kein Italiener, aber höflichkeitshalber werden sie in Deutschland meist mit auf den Tisch gelegt – zum Drehen der Nudel in der Mulde. Bei Pastificio gab es nur die Gabel. Alles andere wäre bei der frischen Pasta auch überflüssig gewesen, weil sie so gut aneinanderklebt, dass es kein Problem ist, sie zu drehen und aufzunehmen.
Adressen und Internetseite
Carlsplatz, Stand Nummer E14 (wenn man aus der Mittelstraße kommt, ist es der zweite Gang und dann der zweite Stand auf der rechten Seite), Telefon 0211 17446226, Internetseite: www.pastificiotoscano.de