Hoch die Tassen, gerne täglich
Eins vorweg: Das, was jetzt hier folgt, ist nicht nett. Im Gegenteil. Sicher gibt es welche, die es bösartig finden. Aber das ist es nicht, jedenfalls ist es so nicht gemeint. Eher amüsiert und, zugegeben, ein bisschen verständnislos und daher bissig. Man könnte auch sagen, ein Pamphlet. Entstanden nicht, als ich langsam durch die Stadt ging, sondern mich durch verschiedene Portale klickte. Geschrieben in der Gewissheit, dass diejenigen, um die es hier geht, es mit hoher Wahrscheinlichkeit eh nie lesen werden. Dazu haben sie keine Zeit, zum Lesen kommen sie nicht. Außer vielleicht beim Studieren der Preislisten alkoholischer Getränke.
Seit einigen Wochen, vermute ich, präsentiert ein fieser Algorithmus mir, dem eingefleischten Partymuffel, dauernd Fotos von Frauen und Männern in und aus Düsseldorf, die auf allen möglichen Kanälen posten, was sie in ihrer scheinbar großzügig bemessenen Freizeit tun. Nämlich nichts außer feiern, auch ohne Anlass. Die Bilder wirken, als seien sie immer wieder reproduziert, eine endlose Reihe stets wiederkehrender Motive. X-mal dieselben, durch die leichten Weitwinkel der Handykameras nicht optimal proportionierten Gesichter derselben Personen in den gleichen Posen vor ähnlichen Hintergründen: großes Gewimmel, Hände zum Himmel, darin Gläser, voll, halb voll, nie leer.
Unverkennbar sind die typischen Verrenkungen, wenn versucht wird, das Handy fürs Selfie möglichst weit weg vom eigenen Kopf zu halten. Das sieht bestenfalls kurios, meistens aber nur bescheuert aus. Die Sprüche sind durchweg identisch: Super Party, klasse Stimmung, Dank an den DJ – und morgen sehen wir uns beim nächsten Fest. Der inflationär genutzte Begriff „geil“ als Beschreibung des Ganzen weckt Zweifel an sprachlicher Kompetenz. Allerdings leidet die ja ab einer gewissen Promillegrenze.
Das ist jetzt eine gemeine Stelle, den Text auszublenden, das wissen wir.
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