Jan Böhmermann überrascht Düsseldorfer – wegen Leberwurst und Lenkrädern
Frieder Feldmann hat Pucks und Maskottchen der DEG ins All geschossen. Er hat mit den Toten Hosen heimlich das Logo des Eishockey-Klubs auf das Dach des Mannschaftsbusses der Kölner Haie geklebt. Und er hat irgendwo auf dem Trainingsgelände des Rivalen eine Zeitkapsel mit diversen Düsseldorfer Utensilien vergraben und mit dem „Fluch der zahnlosen Haie“ versehen. Kurz: Der Mann hat durchaus ein erweitertes Vorstellungsvermögen. Trotzdem hatte der DEG-Pressesprecher des Vereins keine Ahnung, was man alles über ihn herausfinden und zu seiner Freude anstellen kann.
Den Part haben Jan Böhmermann und sein Team der Sendung „Lass Dich überwachen“ übernommen. Für die Show nehmen sie Texte, Fotos und Videos, die jemand irgendwann mal ins Internet gestellt hat. Das ist eine eindrucksvolle Demonstration, wie lasch die meisten von uns mit Informationen und Daten umgehen. Die Macher:innen der Show verzichten aber auf Zeigefinger und Fremdschäm-Momente. Vielmehr entwickeln sie ein bemerkenswertes Gefühl dafür, was die Menschen zu diesen Postings gebracht hat und womit man ihnen eine Freude machen kann.
Frieder Feldmann hätte seinen großen Moment beinah verpasst. Nachdem er mit seiner Freundin Karten für eine Böhmermann-Show gekauft hatte, erreichten ihn gleich zwei DEG-Termine, die er nicht absagen konnte. Deshalb gab er die Karten zurück. Seine Freundin bekam daraufhin eine Mail, das dürfe auf keinen Fall passieren. Frieder müsse unbedingt in die Show kommen.
Deshalb wurden mehrere Leute eingeweiht und halfen mit, etwa Frieders Chef und die Familie. Es passierten eine Menge seltsame Dinge, die sich der Überraschte aber erst im Laufe der Show erklären konnte. Die Kinder hatten zum Beispiel auch „Glück“ und bekamen Karten für die Aufzeichnung. Die Tochter schickte ihren Vater zum Friseur, obwohl sie es hasst, wenn er die Haare frisch geschnitten hat. Und der Sohn bot ihm erstmals im Leben eine Gesichtscreme an.
Dennoch ahnt Frieder Feldmann immer noch nichts, als sie schließlich alle im Studio sitzen. Moderator Jan Böhmermann sagt am Anfang der Show, jeder der rund 200 Zuschauer:innen könnte heute drankommen. Der Düsseldorfer überlegt kurz, was er im Internet veröffentlicht hat, das in Betracht käme. Da er privat eher zurückhaltend postet, fällt ihm nur eine Sache ein. In seinem Instagram-Profil steht nicht „Pressesprecher der DEG“, sondern „drittbester weltweiter Leberwurstbrotmacher“. Das reicht maximal für 30 Sekunden, denkt Frieder.
So ähnlich kommt es auch. Jan Böhmermann spricht ihn im Publikum an und interviewt ihn kurz. Er erfährt, wie man so ein richtig gutes Leberwurstbrot macht („Ganz viel Liebe und Hingabe“), warum Frieder bald aufsteigen könnte (einem der besseren Stullenschmierer geht es nicht gut) und dass es eine nun nicht mehr geheime Gilde der Leberwurstbrotmacher gibt. Nach etwas mehr als einer Minute wendet sich der Moderator dem nächsten Thema zu. Freundin und Familie sind enttäuscht. Dafür der ganze Aufwand?
In der Show wird ein weiterer Düsseldorfer überrascht. David-Lennart Sturz ist ein sehr leidenschaftlicher Achterbahn-Fan. Er steht kurz davor, seine 250. Bahn zu fahren, offensichtlich eine wichtige Marke in der Community. Dank „Lass Dich überwachen“ besucht er die vier fehlenden Bahnen in einem Freizeitpark in Bayern, der extra für ihn geöffnet und sogar nach ihm benannt wird. Damit er es schnell aus dem Studio in Köln dorthin schafft, fliegt ihn das Team mit einem Helikopter. Immer wieder wird nach Bayern geschaltet, um zu verfolgen, wie David-Lennart die 250 vollmacht.
Für Frieder sieht es dagegen so aus, als sollte es beim kurzen Auftritt bleiben. Jan Böhmermann kündigt schon an, dass nur noch ein Gast im Publikum überrascht wird. Das ist allerdings wieder der drittbeste Leberwurstbrotmacher der Welt. Jetzt geht es um den Brief, den er einst an das Leben geschrieben hat.
Dazu muss man wissen, dass dem DEG-Pressesprecher innerhalb eines Jahres drei Mal das Lenkrad aus dem Auto gestohlen wurde. Nach dem dritten Mal fragte er in dem Brief, den er im Internet veröffentlichte, was das Leben mit ihm und seinen Lenkrädern vorhat. Unter anderem beschrieb er, mit welcher Gelassenheit die Polizei, bei der er die Diebstähle meldete, über die Taten hinwegging. Für sie war das nichts Besonderes.
Da Jan Böhmermann mehrere HipHop-Videos unter dem Namen Polizistensohn veröffentlicht hat, kann er das geringe Interesse der Ermittler:innen natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Deshalb startet er in der Show die Sendung „Lenkradzeichen XY ungelöst“. Für den nun folgenden Film hat das „Lass-Dich-überwachen“-Team jemanden gefunden, der Frieder recht ähnlich sieht – und sein Leben nachgebaut.
In dem Beitrag sieht seine Wohnung aus wie seine Wohnung, seine Tassensammlung wie seine Tassensammlung, und es wurde sogar ein Hund gecastet, der seinem sehr nahe kommt. Man hat das offensichtlich nicht oberflächlich gemacht und nur ein bisschen nachgestellt, sondern sehr viel Aufwand betrieben. Später erfährt der Protagonist, dass es in der Produktionsfirma einen ganzen Raum voller Frieder-Fotos gab, um das alles so original-getreu wie möglich hinzubekommen.
Nach dem Film beginnt in der Show eine Pressekonferenz, in der Frieder den Brief an das Leben noch einmal vorliest. Jan Böhmermann kündigt an, dass das Leben ihm nun antworten möchte – und sagt „Musik ab“. Es sind die ersten Töne von Frieders Lieblingslied „Dancing in the dark“ zu hören.
Der Song hat allerdings einen neuen Text und wird auch nicht von Bruce Springsteen gesungen (obwohl man ihn wohl angefragt hatte). Stattdessen kommen Akki Bosse, Sebastian Krumbiegel von den Prinzen und Max Mutzke als Lenkräder verkleidet auf die Bühne. Vierter Sänger dort ist ein weiterer Held des Düsseldorfers: Wolfgang Niedecken. In dieser Konstellation sind dann unter anderem die Zeilen „Du kannst nicht lenken / Du kannst nicht lenken ohne Rad“ zu hören. Und Frieder Feldmann tanzt mit Jan Böhmermann und seiner Tochter im goldenen Konfettiregen. (Diesen Satz muss man vermutlich zwei Mal lesen).
Und selbst nach diesem Inferno von Ideen endet das Ganze noch nicht. Bei der Aufnahme ist irgendetwas nicht so gelaufen, wie die Produktion sich das vorgestellt hat. Deshalb muss die Szene mit dem Konfettiregen wiederholt werden. In der Pause davor entschuldigt sich Frieder Feldmann beim Publikum: „Für Euch ist das wahrscheinlich langweilig. Aber für mich ist es gerade die Welt.“
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Die ganze Show ist in der ZDF-Mediathek zu finden. Frieder Feldmann ist nach 1:05:00 Stunden zu sehen sowie ab 1:12:00 Stunden bis zum Ende.