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Kommissar Corona

Die Pandemie prägt die Bilanz der Kriminalpolizei für das abgelaufene Jahr im positiven Sinne. Viele Straftaten fielen während der Lockdowns mangels Gelegenheit aus. Dafür arbeiten Betrüger neuerdings im Home-Office.
Veröffentlicht am 22. Februar 2022
Norbert Wesseler
Düsseldorfs Kripo-Chef Frank Kubicki (links) und Polizeipräsident Norbert Wesseler. Foto: Andreas Endermann

Das alljährliche Ritual, die Kriminalstatistik des vergangenen Jahres zu präsentieren, folgt einer strengen Regel: Morgens geht der Innenminister vor die Presse und berichtet, wie die Zahlen für das gesamte Bundesland aussehen. Nachmittags dürfen dann die ihm unterstellten Polizeidienststellen verkünden, wo sie erfolgreich waren. Und wo nicht. Und so legten am Montag Düsseldorfs Polizeipräsident Norbert Wesseler und sein Kripo-Chef Frank Kubicki vor, was es zur Landeshauptstadt in Sachen Kriminalität zu berichten gibt.

Beide sind klug genug, nicht der Versuchung zu erliegen, Verdienste hervorzuheben, die sie sich nicht zuschreiben können. Gemeint ist: Die niedrigste Zahl von gemeldeten Straftaten seit vielen Jahren – 57 232 insgesamt – verdankt man vor allem der Pandemie. Denn die wirkt sich auch auf alle aus, die mit bösen Absichten unterwegs sind. Nicht allerdings auf die durchschnittliche Aufklärungsquote der unterschiedlichen Verbrechen und Vergehen: Die liegt nahezu unverändert bei 50 Prozent, berechnet quer über alle Delikte. Da lag diese Rate auch 2016, als es fast 80 000 Straftaten in Düsseldorf gab.

Ein paar Beispiele für den Einfluss der Pandemie:
Straßenkriminalität 2020 zählte man 15 804 Fälle, ein Jahr später knapp 14 000.
Ladendiebstahl Gesunken von 4245 auf 3182
Taschendiebstähle 3541 in 2020, 2450 in 2021.
Wohnungseinbrüche 2020 registrierte die Polizei 1327, ein Jahr später nur noch 771. Ein Rückgang um knapp 42 Prozent. Eine besonders wichtige Zahl, denn neben Gewaltkriminalität sind es die Einbrüche, die das Unsicherheitsgefühl der Menschen am stärksten bestätigen.

Die Ursachen für die vielen Rückgänge sind leicht erklärbar: Wo keine Straßenfeste oder nur noch eingeschränkt Weihnachtsmärkte mit deutlich weniger Besuchern stattfinden, hat der Taschendieb es schwer, sich an fremdem Eigentum zu vergreifen. In geschlossenen oder kürzer geöffneten Läden ist das Klauen aus den Regalen eingeschränkt. Und während des Lockdowns, der die Menschen zwang, daheim zu bleiben, finden die Einbrecher nicht mehr die von ihnen bevorzugten menschenleeren Wohnungen.

Zudem wird durch die Pandemie auch die Bewegungsfreiheit der Täter eingeengt, erklärt Kripo-Chef Frank Kubicki. Offenbar reisen Diebe und Einbrecher in Zeiten hochansteckender Viren ungern, vor allem nicht in Risikogebiete wie Ballungsräume. Das drückt sich auch in zurückgehenden Zahlen der Straftaten aus, die auf der Straße verübt werden, zum Beispiel beim Komplettdiebstahl von Autos. Die Zahl lag 2014 bei 450 Fahrzeugen, 2020 waren es 288, und in 2021 nur noch 189. Was allerdings auch auf ständig verbesserte Sicherungstechnik zurückzuführen ist. Der deutliche Rückgang von Straftaten gegen Aufenthalts-, Asyl- und Freizügigkeitsgesetze ist ebenfalls von Corona beeinflusst, weil sie nur von Nicht-Deutschen begangen werden können: Weniger Flüchtlinge bedeutet weniger Straftaten.

Dagegen scheint der Corona-Frust den Griff zum Joint zu fördern. Um 7,4 Prozent – von 3654 auf 3923 – stiegt die Zahl der erkannten Rauschgiftdelikte. Und mangels Bewegungsmöglichkeiten machten etliche Täter die heimische Wohnung zum Tatort: Um 26,5 Prozent (von 2499 auf 3162) ging der Wert für Waren- und Kreditbetrügereien nach oben, und um 29,1 Prozent der für die angezeigten Delikte im Bereich Computerbetrug mittels rechtswidrig erlangter Zahlungskarten mit PIN (von 409 auf 528). Betrug im Home-Office, sozusagen.

Dazu passt, dass selbst die Zahl der Fahrraddiebstähle sank, um 16,32 Prozent oder um knapp 600 auf 3040 Räder.


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